Was ist Wild?
Das ist schon ein bisschen merkwürdig: Gerade rund ums Wild ranken sich dermaßen viele Mythen, Mutmaßungen, Fehleinschätzungen und schlichtes Unwissen, dass man sich durchaus wundern kann. Oder wussten Sie, dass das Wild, das Sie üblicherweise von Ihrem Jäger oder Fleischer beziehen, in überhaupt gar keiner Weise irgendwie vom Aussterben bedroht ist?
Oder dass es dermaßen viele frei lebende Rehe und auch Hirsche und Wildschweine gibt, dass man ihre Bestände regelmäßig ausdünnen muss, damit unsere Wälder nicht in Mitleidenschaft gezogen werden? Warum nennen wir Wild eigentlich Wild? Und haben Sie schon mal über den Unterschied zwischen Hoch- und Niederwild nachgedacht? Hier kommen ein paar Informationen zur Einführung:
1. Ente
Ihre aquatische Lebensweise verbindet die Ente ziemlich logisch mit Schwänen und Gänsen. Dennoch sind unsere liebenswerten heimischen Stockenten viel enger mit dem Schwan verwandt als mit der Gans – worauf man auf den ersten Blick ja nun nicht unbedingt kommen würde. Auf jeden Fall sind Enten nicht nur auf dem Teller, sondern auch als Lebewesen in der Natur ziemlich interessant, weil sie eine wirklich ausgeklügelte Bruttechnik an den Tag legen und ganz überragende Flugeigenschaften besitzen.
Und wenn Sie mal wieder eine Ente beim „Schwänzchen in die Höh“-Spielen sehen, merken Sie sich hierfür schon mal das Wort „gründeln“. Es lohnt sich …
2. Fasan
Man kann über Fasane sagen, was man will: schmecken gut, sind eher selten zu sehen, haben bunte Hähne, können nicht wirklich gut fliegen, können gar nicht so häufig sein und so weiter. Wer sich aber etwas genauer mit diesen überhaupt nicht aus Europa stammenden Vögeln beschäftigt, der kann ab einem bestimmten Punkt nicht anders, als anzuerkennen, dass diese Tiere einfach „Freaks“ und irgendwie sehr speziell sind.
Nicht nur, dass sie immer erst genau dann auf die Straße laufen, wenn ein Auto kommt. Oder dass sie mitten in der Jagdsaison besonders laut rufen und am liebsten am helllichten Tag auf freien Feldern herumstehen. Und dann ist da noch ihre grandiose Sprache …
3. Gans
Schlechte Nachrichten für alle hungrigen Füchse: Mittlerweile werden so gut wie alle Gänse, die später auf unsere Teller kommen, in sehr gut abgeschirmten und bewachten Außengehegen oder auch Ställen aufgezogen, wo es wirklich extrem schwierig ist, irgendwie an sie ranzukommen. Je nach Aufzucht leben die Tiere in sehr großen „Schlägen“, also Gänseherden, was den Tieren recht gut gefällt, weil sie auch in freier Wildbahn gerne Verbände bilden und – wie wir alle wissen – auch sehr gerne in großen Gruppen verreisen.
Ursprünglich ein ganz typisches Wasserwild, hat sich die Gans in unseren Breiten ziemlich gut und gerne auf ein Leben jenseits des Wassers eingestellt und ist auch auf Wiesen und Feldern glücklich.
4. Kaninchen
„Wie süüüüß!“ Erzählen Sie das mal einem Australier. Down Under werden Kaninchen schlicht „die Pest“ genannt, und das aus gutem Grund. Andererseits stecken die kleinen Hoppler in der Tat voller biologischer Überraschungen. Auf jeden Fall hat das Kaninchen innerhalb weniger Jahrzehnte das Ökosystem eines ganzen Kontinents auf den Kopf gestellt, um das mal vorsichtig zu formulieren, und das wäre ihm ganz bestimmt nicht gelungen, wenn es von Mutter Natur nicht ausgesprochen gut ausgestattet worden wäre.
„Die vermehren sich wie die Karnickel“ – wer kennt den Ausspruch nicht? Aber wenn man sich das mal in Zahlen und Fakten vor Augen führt, dann kann einem ganz schwindelig werden.
5. Reh
Beim Reh weiß man kaum, wo man anfangen soll: Damit, dass es viel enger mit dem Elch verwandt ist als zum Beispiel mit dem Rothirsch? Oder mit seiner perfekt an das Leben im dichten Wald und Gebüsch angepassten Anatomie? Oder mit einem umwerfenden Trick, mit dem es – zumindest, was die Fortpflanzung angeht – sogar die Jahreszeiten aushebeln kann?
Und dann sind da noch all die wunderbaren Begriffe und Bezeichnungen, die man so nur beim Reh findet: „Windfang“, „Licht“, „Blattzeit“, „Sprung“ und unser ganz persönlicher Favorit, der „Schlüpfertypus“. Auf jeden Fall leben in Deutschland sehr, sehr viele Rehe, sodass ihre Bestände in keinster Weise gefährdet sind.
6. Rotwild/Rothirsch
Gerade beim Rothirsch kommt es sehr schnell zu Fehlannahmen über das Geschlecht oder die Verwandtschaftsgrade innerhalb der Familie. Der Hirsch ist nämlich keineswegs der „Mann“ des Rehs oder der „Vater“ der Rehkitze. Vielmehr stellt der Rothirsch eine ganz eigenständige Gattung dar, was viel deutlicher und klarer verständlich wird, wenn man nicht den Begriff „Rothirsch“ verwendet, sondern die Bezeichnung „Rotwild“.
Was macht, wie lebt das größte deutsche Wildtier? Wie heißt denn nun wer genau? Woher stammt eigentlich diese seltsame Verwirrung und Verwechslung zwischen Hirsch, Reh und „Bambi“? Warum begegnet man normalerweise niemals einem Rothirsch in freier Natur? Und was macht sein Fleisch denn nun so begehrenswert?
7. Wachteln
Teuer, lecker, zart, aromatisch, klein, exklusiv, vornehm. Was der Kaviar für das Wasser, ist ganz klar die Wachtel für das Land. Zum Glück ist die Jagd auf die scheuen Edelvögel mittlerweile verboten, sodass wir voller Zuversicht darauf hoffen können, sie auch in Zukunft auf unseren Tellern vorfinden zu können.
Und wenn wir gerade in die Zukunft schauen, dann macht auch ein genauerer Blick in die Vergangenheit Sinn, weil hier – sozusagen durch die größte Katastrophe aller Zeiten – auf gewisse Weise der biologisch-evolutionäre Grundstock für diese kulinarische Delikatesse gelegt wurde. Hierfür müssen wir zwar ein paar Dutzend Millionen Jahre zurück, aber so etwas kann sich wissensmäßig durchaus lohnen.
8. Wildschwein
Die armen Säue! Ihr größter Fehler ist wohl, dass sie absolut perfekt an Flora und Fauna in unseren Breiten angepasst und echt gut darin sind, sich schnell und effektiv zu vermehren. Die Geschichte des Wildschweins in Europa ist ziemlich spannend (und teilweise verheerend) – und lässt übrigens auch tief in die Menschenseele blicken. Weshalb es ganz sicher eine gute Idee ist, bei dieser Gelegenheit mal ein paar Hundert Jahre in der Zeit zurückzugehen.
Auf jeden Fall haben auch die Wildschweine bemerkenswerte Tricks auf Lager (sie sind zum Beispiel hervorragende Schwimmer) und lassen es sich hierzulande ausgesprochen gut gehen.