Wan Tan

In Asien redet man gerne davon, Wolken in den Mund zu nehmen oder Hände in den Ärmeln zu versenken. Trotz dieser malerischen Namen ist die Grundidee eigentlich alles andere als spektakulär, wie ein Blick in die Küchen der Welt ergibt. Auf keinen Fall sollte man sie übrigens mit Dim Sum verwechseln, wie dieser Text hier verrät.

Typisch

Da sieht man, wie die Bezeichnung einer Speise die kulturelle Fantasie einer Bevölkerungsgruppe wiederspiegeln kann: Was in Asien – und hier vor allem im kantonesischen China – „Wolke zum Hinunterschlucken“ oder „Hände in die Ärmel stecken“ oder auch „Hände verschränken“ bedeutet, begegnet uns im deutlich weniger blumigen Deutschland schlicht unter der Bezeichnung „Maultasche“. Zugegeben: Es gibt noch eine andere, etwas erfrischender klingende Variante, aber so richtig hübsch hört sich „Herrgottsbscheißerle“ auch nicht gerade an ...

Weltweit

In dieser Beziehung haben die Asiaten also wohl erst mal die Nase vorn, das Prinzip aber, Teig herzustellen und dann die verschiedensten Zutaten in ihn einzuwickeln, ist alles andere als neu, selten oder exklusiv. Wir kennen Ravioli und Tortellini, Empanadas, Dumplings, Frühlingsrollen, Kreplach, Mandu, Modak, Piroggen, Samosas und noch sehr viele andere Teigtaschen aus allen Ecken der Welt. Und allesamt klingen sie deutlich eleganter als unsere Varianten.

Quadratisch

Aber egal, sehen wir uns die Wan Tan etwas genauer an. Grundsätzlich sprechen wir hier von einem recht dünnen Teig aus Weizenmehl, der zumeist quadratisch ist und eine Kantenlänge von sechs bis acht Zentimetern hat. In den Nudelteig kann so ziemlich alles eingeschlagen werden, was irgendwie essbar ist. Wichtig ist allerdings schon, dass die Zutaten möglichst klein gehackt oder geschnitten werden, damit sie weder die dünne Teighülle durchstoßen noch sich beim Garen unschöne Dellen oder Beulen zeigen. Und aufplatzen dürfen Wan Tan ohnehin auf gar keinen Fall.

Ansehnlich

Je nach Rezept und Region geben die Kanton-Chinesen zum Beispiel Schweinefleisch hinein, Garnelen, Meeresfrüchte allgemein, verschiedene Gemüse und gerne auch Pilze, die zuvor allesamt vermengt und in den meisten Fällen auch vorgegart werden. Die Chinesen haben es bei der Formung und Finalisierung dabei zu einer Kunstfertigkeit gebracht, die weltweit ihresgleichen sucht – und von der Faltung der Enden stammt der drollige Begriff „die Hände in die Ärmel stecken“. Das Endprodukt ist wirklich schön und ansprechend gefaltet und äußerst hübsch anzusehen.

Typisch

In den allermeisten Fällen werden Wan Tan (die, je nachdem, wo man zu Tisch sitzt, übrigens auch Wonton, Huntun, Bianshi oder Pangsit genannt werden) entweder in einer würzigen Brühe oder in einem Dampfbad im Bambuskörbchen fertig gegart. Die Variante als frittierte oder in Fett ausgebackene Wan Tan findet sich eher auf europäisch geprägten Speisekarten – frittierte Wan Tan werden oft mit süß-saurer Soße serviert und von weniger informierten Gästen gerne für besonders hübsche Frühlingsrollen gehalten.

„Echte“ Wan Tan kommen so gut wie nie aus dem Ölbad (manchmal allerdings werden sie in der Pfanne angebraten), auch wenn die chinesische Küche mit Freuden eine große Vielzahl an frittierten Gerichten produziert und serviert.

Vielfältig

In diesem Zusammenhang lohnt sich ein kurzer Blick auf das gastronomische Phänomen der Dim Sum, die gerne mit den Wan Tan verwechselt werden. Unter Dim Sum oder auch Dim Sam versteht man in China einen kleinen Imbiss mit meist nur zwei bis drei Gängen, also alle möglichen Arten von traditionellen Zwischenmahlzeiten und Snacks, die gesotten, gekocht, gedämpft, gebraten oder frittiert werden können und die vom Hefekloß über Reiskuchen bis zu Teigrollen und eben den Teigtaschen reichen, zu denen die Wan Tan zählen. Im Westen dagegen versteht man darunter meist das „Dim Sum nach kantonesischer Art“, das nur eine Variante der verschiedenen regionalen chinesischen Dim-Sum-Spezialitäten der vielen Regionalküchen Chinas ist. Wörtlich übersetzt heißt Dim Sum in etwa übrigens „das Herz berühren“ oder auch „kleine Leckerbissen, die das Herz berühren“ – womit wir uns an dieser Stelle wieder auf der eher malerischen Seite der Namensgebung befinden.

Köstlich

Wenn die Wan Tan fertig gegart sind, brauchen sie eigentlich gar nicht mehr viel. Entweder, sie werden in Schälchen umgefüllt und als Wan-Tan-Suppe serviert, oder sie kommen in einem Bambuskörbchen auf den Tisch oder, wenn angebraten, ebenfalls in einem Schälchen. Je nach den Zutaten im Inneren der Teigtaschen, lokalen und persönlichen Vorlieben und nach Rezept werden noch verschiedene Soßen oder Dips gereicht, die lieblich-mild bis höllisch scharf und würzig sein können.

Übersichtlich

Wie gesagt: Wan Tan sind Teil der großen Dim-Sum-Familie und so gesehen nur ein einzelner und meist recht überschaubarer Gang im Rahmen eines etwas opulenteren Ganzen. Zum Sattessen sind sie nicht wirklich gedacht, sondern dienen entweder als kleinerer und überaus köstlicher Imbiss zwischendurch oder sind Teil einer größeren Speisenfolge am Tisch.

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