Trüffel

Kein Speisepilz ist teurer, wertvoller, seltener, aromatischer und begehrter als Trüffeln. Vor allem die im Spätherbst und im Winter gesammelten Exemplare: Schwarze Trüffeln oder Weiße Trüffeln kosten locker vierstellige Beträge. Im Unterschied zu den edelsten Sorten sind die weniger erlesenen Sommertrüffeln und Schwarze Wintertrüffeln weniger kostspielig, reichen aber auch bei Weitem nicht an Qualität, Aroma und Geschmack der besten Sorten heran. Die Weiße Alba-Trüffel wird so gut wie immer roh verzehrt und zu diesem Zweck in dünne Scheiben gehobelt. Ein bisschen gebutterte Pasta, etwas rohes Fleisch und auch gebratenes Ei sind die beliebtesten Begleiter.

Schwarze Trüffeln werden dagegen auch gehackt und in Kombination mit anderen Edelpilzen verarbeitet und verspeist. Die Sommertrüffeln, die auch Scorzone genannt werden, schmecken immer noch recht gut, sind aber wegen ihres deutlich geringeren Trüffelaromas nicht besonders teuer. Als besonders gern genutzter Würzpilz gelten die Winter- oder auch Muskattrüffeln, die sich auch getrocknet gut aufbewahren lassen (was für die drei anderen Sorten nicht gilt). Besonders häufig werden sie zur Herstellung von echtem Trüffelöl verwendet.

Trüffeln kennen leicht gemacht

Je tiefer man in das Thema einsteigt, umso komplizierter wird es. Plötzlich muss man sich mit hypogäisch wachsenden Lebewesen befassen, den Unterschied zwischen Gleba und Peridie verstehen, kommt um die Pezizomycotina einfach nicht herum und muss akzeptieren, dass Hirschtrüffel, Wurzeltrüffel, Möhrentrüffel, Wabentrüffel oder auch Weißvenentrüffel überhaupt keine Trüffeln sind.

Machen wir uns das Leben also lieber leichter und legen den inhaltlichen Schwerpunkt in diesem Text auf die wichtigsten Aspekte und die vier relevantesten Trüffelsorten, mit denen man sich ein bisschen auskennen sollte, wenn man zum Einkaufen oder zum Genießen aufbricht.

Der oder die Trüffel?

Das Einfache wie immer zuerst: Obwohl es sich irgendwie anders durchgesetzt hat, würden Kenner und Könner immer von Trüffeln als weiblicher Form reden: die Trüffel, Plural die Trüffeln. Zwar erlaubt der Duden mittlerweile auch das Maskulinum: der Trüffel, Plural die Trüffel, aber so richtig schick ist das eigentlich nicht – zumindest dann nicht, wenn man sich in entsprechenden Kreisen bewegt.

Was Trüffeln so einmalig macht

Dass Trüffeln die Fruchtkörper von Pilzen sind, die unterirdisch reifen, müssen wir Ihnen ja sicher nicht erzählen – ebenso wenig, dass die Früchte je nach Herkunft, Gewicht und Qualität teils schwindelerregend teuer sind. Trüffeln sind und bleiben die teuersten Speisepilze der Welt.

Zum einen liegt das daran, dass gerade die edelsten Exemplare, die Weißen Alba-Trüffeln (Tuber magnatum pico), besonders selten sind. Zum anderen zeichnet alle hochwertigen Trüffeln ein sehr exquisites Aroma aus, das man so bei anderen Lebens- und Genussmitteln sehr lange suchen müsste und das auch nicht leicht zu beschreiben ist. Auch der letztendliche Geschmack von Trüffeln ist sehr speziell und wird deshalb von einer ganzen Menge von Genießern auf der ganzen Welt hoch geschätzt.

Trüffeln gibt es das ganze Jahr über

Fast schon ein bisschen ironisch ist die Tatsache, dass frische Trüffeln so ziemlich über das ganze Jahr hin gefunden werden können. Sie sind also, zumindest als Gruppe betrachtet, keineswegs irgendeine saisonale Rarität. Andererseits sind nur die beiden Sorten, die vom Spätherbst bis in den tiefsten Winter hinein gesucht und gesammelt werden, von außerordentlicher Qualität.


Die vier wichtigsten Trüffelsorten

Und hier reden wir von der bereits erwähnten Weißen Alba-Trüffel (Tuber magnatum pico) aus dem italienischen Piemont, die das allerhöchste der Gefühle repräsentiert, und der kaum schwächeren, aber dann doch nicht ganz so erlesenen Schwarzen Périgord-Trüffel (Tuber melanosporum) aus Spanien, Frankreich und Italien.

Die bekannteste und beliebteste Sorte, die gern als Sommertrüffel“ vermarktet wird, heißt in Italien Scorzone (Tuber aestivum) oder eben – nun ja – Sommertrüffel. Auch diese Trüffel kommt mit einer fast schwarzen Außenhaut daher, die aus pyramidenförmigen Warzen besteht (weswegen man sie leicht mit der Périgord-Trüffel verwechseln kann, allerdings sind deren Warzen deutlich kleiner, und das Aroma ist ganz anders und vor allem viel ausgeprägter). So gesehen sind die Scorzone ein ganz guter Kompromiss zwischen Preis und Erlebnis, weil sie als echte Trüffeln gelten (dürfen), ein bisschen weniger Aroma und Geschmack aufweisen als ihre erlesenen Geschwister – dafür aber deutlich günstiger zu haben sind.

Nicht zuletzt müssen wir noch über eine weitere Trüffelsorte sprechen, und zwar nicht weil man sich diese mit glasigem Blick und reichlich Speichelfluss über eine frische Butterpasta hobeln würde, sondern weil die Schwarze Wintertrüffel (Tuber brumale) oder Muskattrüffel (ital. „tartufo moscato“, frz. „truffe musquée“) als vorzüglicher Würzpilz gilt, dessen Preis deutlich unter dem einer Périgord-Trüffel liegt. In Scheiben geschnitten ist sie bis zur Verwendung getrocknet aufzubewahren, was man ansonsten mit keiner anderen Trüffel anstellen kann, weil sie mehr oder weniger sofort ihr Aroma verliert, wenn man sie trocknet. Außerdem eignet sich die Schwarze Wintertrüffel besonders gut für die Herstellung von Trüffelöl.

Merken Sie sich also einfach folgende Eselsbrücke: Kommt eine Jahreszeit in der Bezeichnung der Trüffeln vor, also Sommer oder Winter, dann stehen Sie nicht vor den besten Qualitäten. Begegnen Sie dagegen den Farben Schwarz oder Weiß ohne Jahreszeit, wird es extrem erlesen (und teuer).


Trüffeln sind seit jeher begehrt

Laut Plinius dem Älteren waren die Trüffeln schon bei den Römern sehr beliebt. Einer latinischen Legende zufolge entstand der edelste aller Pilze dort, wo dereinst Jupiters Blitz in die Erde einschlug und ihm große aphrodisierende Kraft verlieh. Trüffeln waren auch im Mittelalter sehr populär; sie wurden auf den Tischen, Tafeln und Tellern der Reichen, Schönen und Mächtigen sehr geschätzt, wobei wir nichts darüber wissen, was genau es tatsächlich mit ihrer Wirkung auf Lust und Wonne auf sich hatte.

Alba-Trüffeln sind weltberühmt

Vor allem die Weiße Alba-Trüffel, die seit jeher als die wertvollste gilt, erlangte zu Beginn des letzten Jahrhunderts durch den Hotelier und Gastronomen Giacomo Morra Weltruhm, der 1929 die heute noch immer im Oktober (also genau mitten in der besten Zeit für Weiße Alba-Trüffel, die ja zwischen Spätsommer und Frühwinter liegt) abgehaltene Trüffelmesse in Alba aus der Taufe hob und 1930 das Unternehmen Tartufi Morra eröffnete. Im Rahmen der Messe fing er eines schönen Tages damit an, immer das jeweils wichtigste Stück der Messe einer bedeutenden politischen Persönlichkeit oder einem internationalen Künstler zu schenken, wie Winston Churchill, Josef Stalin (na ja, das hätte er sich auch schenken können), Marilyn Monroe oder dem Papst. Und das war schon ein ganz schöner PR-Gag, der nicht nur den piemontesischen Trüffeln, sondern ganz sicher auch Signor Morra höchstselbst eine hübsche Portion internationaler Aufmerksamkeit verschaffte.


Die vier wichtigsten Trüffel-Sorten (im Überblick)

Tuber magnatum pico – Weiße Trüffel

Auch: Weiße Trüffel aus Alba, „Acqualagna“ oder „wertvolle weiße Trüffel“

Kugelförmig und oft unregelmäßig. Die mit zahlreichen weißen Adern durchzogene Fruchtmasse variiert von milchig über rosa bis ocker- bzw. haselnussfarben. Sie kann leicht die Größe eines großen Apfels erreichen. Einige Exemplare haben auch schon mehr als ein Kilo auf die Waage gebracht. Man sammelt sie vom Spätsommer bis zum frühen Winter und sie ist ein absolut wilder Pilz: Es gibt bis heute keinerlei Anbautechniken.

Schon fünf bis zehn Gramm reichen locker aus, um ein Gericht reichhaltig zu würzen. Man sollte sie ausschließlich roh verzehren und das entsprechende Gericht in Form von hauchdünnen Scheiben erst kurz vor dem Genuss veredeln. Traditionell eignen sich neutrale Gerichte am besten, um den intensiven Duft der Trüffeln zu genießen: Rohes Fleisch, Spiegelei oder Pasta mit Butter sind eine gute Idee.

Tuber melanosporum – Schwarze Trüffel

Auch: Schwarze Norcia-Trüffel oder „kostbare Schwarze Trüffel“

Ihre Form ist kugelig, die Farbe der Schale dunkelbraun bis schwärzlich, gefurcht mit hellen, dünnen Adern. Auch sie kann die Größe eines Apfels erreichen. Sie wird den ganzen Winter hindurch und vor allem in den ersten Monaten des Jahres gesammelt, insbesondere unter Eichen, Haseln und Hainbuchen. Diese Trüffel, die als die wertvollste unter den Schwarzen Trüffeln gilt, kann in speziellen Trüffelgebieten angebaut und kultiviert werden.

Dieser Typ kommt vor allem in der kulinarischen Tradition der mittelitalienischen Regionen vor. Er wird als vielseitiges Gewürz genutzt und ist in den verschiedenen Regionen von der Vorspeise bis zum Hauptgericht in verschiedenen Formen zu finden: gehackt mit anderen Pilzen und Olivenöl auf warmen Croûtons, zerkleinert mit Öl und Salz auf Pasta, in Scheiben geschnitten und mit Braten serviert.

Die Tuber melanosporum ist auch in Frankreich sehr beliebt. Sie kann gehackt auf weich gekochten Eiern oder in dünnen Scheiben auf Croûtons oder Kartoffeln, Karotten, Artischocken, Sellerie genossen werden.

Tuber aestivum – Sommertrüffel

Auch: Scorzone

Eine Schwarze Trüffel – die Fruchtmasse ist beim Anschneiden allerdings nicht dunkel, sondern eher dunkelgelb. Die Erntezeit beginnt im Mai und dauert bis in den Spätherbst hinein. Das Fruchtfleisch ist sehr fest und hart, vergleichbar mit Kohlrabi oder Karotten, und mit weißlich grauen Adern durchzogen. Jung ist das Fleisch weißlich und bei älteren Fruchtkörpern gelblich getönt. Der Pilz hat ein knoblauch- oder malzartiges Aroma.

Der Geschmack der Sommertrüffel ist in gutem Reifezustand leicht nussartig. Wegen ihres besonders milden Geschmacks ist sie jedoch weniger beliebt als andere Trüffelarten. Verwendung findet die Trüffel auch oft als Würzpilz, wobei manchmal allerdings auch künstliche (Trüffel-)Aromen zugefügt werden.

Tuber brumale – Wintertrüffel

Auch: Muskattrüffel

Im Verhältnis zu den meisten anderen Trüffelarten fällt der Fruchtkörper der Wintertrüffel mit einem Durchmesser von einem bis fünf Zentimetern eher klein aus. Die Haut ist jung noch rotbraun und färbt sich mit zunehmender Reife schwarz. Die matte Oberfläche ist mit kleinen, regelmäßigen, flach-pyramidenförmigen Warzen versehen. Die erst blasse, dann schwarzbraune bis grauschwarze Fruchtmasse im Innern ist von fester Konsistenz und anfangs weiß, später dann braun geädert.

Die Wintertrüffel duftet aromatisch nach Muskatnuss, leicht marzipanartig bis würzig-fruchtig. Während der Sporenreife riecht der Fruchtkörper allerdings stark nach sauren Früchten, gelegentlich auch schwer moschusartig. Sowohl zubereitet als auch roh schmeckt die Wintertrüffel angenehm mild.

Die Wintertrüffel gilt als vorzüglicher Würzpilz und ihr Preis ist deutlich geringer als der der Périgord-Trüffel. In Scheiben geschnitten lässt sie sich gut bis zur Verwendung getrocknet aufbewahren. Sie eignet sich auch besonders gut für die Herstellung von Trüffelöl, aber das hatten wir ja schon erwähnt. Wenn Sie also auf echtes Trüffelöl (und nicht auf die mit künstlichen Aromen versetzten Trüffelöle) treffen, dann dürfen Sie mit sehr hoher Sicherheit davon ausgehen, dass hier die Tuber brumale verarbeitet worden ist.


Trüffelprodukte als Konserve

Da die verschiedenen Trüffeln dann ja irgendwie doch von den Jahreszeiten abhängige Produkte sind (Périgord-Trüffeln werden zum Beispiel nur von Dezember bis März geerntet und über Weiße Trüffeln wissen Sie ohnehin mittlerweile Bescheid), liegt es nahe, diese zu konservieren (was sich vor allem bei den nicht ganz so hochwertigen Sorten anbietet, weil sich der mit der Konservierung einhergehende Qualitäts-, Aroma- und Geschmacksverlust hier einfach leichter verschmerzen lässt):

Ganze Trüffeln in Dosen oder Gläsern, in der Regel mit Trüffelsaft oder -essenz

Trüffelscheiben (Trüffel-Carpaccio) – in Gläsern

Trüffelstücke: kleine Stücke – in Gläsern oder Dosen

Trüffelpaste bzw. -creme – in Gläsern oder Tuben

Trüffelessenz: der konzentrierte Saft, der beim Einkochen entsteht – in Fläschchen oder Gläsern

Trüffelsaft: mit Wasser verdünnte Essenz – in Gläsern oder Dosen

Bei Trüffeln, die in Gläsern oder Dosen eingekocht werden, kann es deutliche Unterschiede geben, weil eine Trüffel beim Einkochvorgang Flüssigkeit und somit Aroma verliert. Um das zu verhindern, muss die entsprechende Flüssigkeit mit in die Dose kommen bzw. im Glas verbleiben – was ein wichtiges Qualitätsmerkmal ist. Leider ist dies aber nicht immer der Fall.

Die Flüssigkeit, die beim ersten Kochen entsteht, nennt man „première cuisson“ bzw. „première ébullition“. Sie wird gern abgetrennt und anderweitig verwendet, weil sie sehr aromatisch ist. Wird die Trüffel dann nochmals gekocht, entsteht die sogenannte „deuxième cuisson“, die natürlich nicht mehr das volle Aroma hat – trotzdem ist es besser, Trüffeln in der „deuxième cuisson“ in Gläsern oder Dosen zu konservieren, als mit künstlich aromatisiertem Wasser oder Öl ans Werk zu gehen.

Trüffel hobeln

Wenn Sie das jetzt auch noch interessiert: Für den Einsatz eines Trüffelhobels muss man unbedingt sicherstellen, dass die Trüffel – egal ob frisch oder aus dem Glas – absolut trocken ist. Feuchte oder gar nasse Trüffeln zu hobeln, ist nicht nur barbarisch, alles andere als hübsch anzusehen und funktioniert einfach nicht richtig. Außerdem tun Sie auch Ihren Fingerkuppen einen großen Gefallen.

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