Tomaten

Jeder von uns isst zwar etwa 22 Kilogramm Tomaten pro Jahr und die Tomate ist aus unseren Küchen und Speisekarten heutzutage auch kaum mehr wegzudenken, aber das ist noch gar nicht so lange der Fall, wie wir vielleicht meinen. Tatsächlich trat sie ihren grandiosen Siegeszug in Westdeutschland erst um 1950 herum an: 450 Jahre, nachdem Kolumbus sie mitgebracht hatte…

Bleiben wir erst einmal in Mittelamerika, schon weil der Name „Tomate“ direkt auf ihre Herkunft verweist. Während die Beere (ja, eine Beere) in Südeuropa zunächst eher unter dem Namen Goldapfel (pomodoro – italienisch für Tomate) bekannt war, erhielt sie ihren bis heute gültigen Namen erst ungefähr Mitte des 19. Jahrhunderts, und zwar aus folgendem Grund: Die Azteken und die Maya, die die Frucht bereits seit etwa 200 vor Christus kultiviert hatten, nannten sie „Xītomatl“ (wie auch immer man das jetzt aussprechen mag), was übersetzt aus dem Nahuatl, der damaligen Landessprache, „Nabel des dicken Wassers“ bedeutet.

Die Kurzform „Tomatl“ bedeutet dann kurzerhand „dickes Wasser“. Warum auch immer sie sich für diese doch etwas eigenwillige Bezeichnung entschieden haben, können wir sie heute leider nicht mehr fragen, aber mit dieser Anekdote sind Sie garantiert der Star der nächsten Party …

Auf jeden Fall kehrte man um 1850 sozusagen zu den sprachlichen Wurzeln zurück und benannte sie offiziell nach ihrer originären Bezeichnung, was durchaus einer (wenn auch ziemlich verspäteten) Würdigung der alten Kulturen Mittel- und Südamerikas gleichkam. Sie können natürlich auch „Solanum lycopersicum“ sagen, das ist dann aber eigentlich schon Angeberei, wenn Sie sich nicht gerade auf einem Botaniker-Kongress befinden.

Als waschechtes Nachtschattengewächs ist sie nicht nur relativ eng mit der Kartoffel, der Paprika, der Aubergine, der Tollkirsche und sogar mit Tabak verwandt, sie enthält auch gewisse Mengen an Alkaloiden, die als Gift auf Nervenbahnen einwirken und Übelkeit oder sogar Halluzinationen hervorrufen können. Wohlgemerkt gilt das natürlich nicht für die Früchte, sondern für die Stiele, Blätter und Stängel. Witziger Weise trägt das entsprechende Alkaloid den hübschen Namen „Tomatidin“.

Zahlen gefällig? Bitte sehr!

Anfang der 1960er-Jahre betrug die weltweite Tomatenproduktion ca. 28 Millionen Tonnen – eine Zahl, die man sich im Vergleich zu den heute produzierten Mengen vergegenwärtigen sollte, nämlich um die 180 Millionen Tonnen. Und nur, um die Dimensionen noch klarer zu machen: China, weltweiter Hauptproduzent, erntet jährlich etwa 60 Millionen Tonnen, Indien (2. Platz) bringt es auf gut 20 Millionen. Und wenn Sie jetzt denken sollten, dass alle Tomaten aus Holland kämen, dann könnten Sie falscher nicht liegen. Mit ihren mickrigen 900.000 Tonnen schaffen es die Niederlande nicht einmal unter die Top 20.

Übrigens werden in Deutschland ziemlich genau 50 % der Tomaten frisch verzehrt, die andere Hälfte wird zu Dosenprodukten, zu Tomatenmark, Trockenprodukten und Ketchup verarbeitet.

Gut zu wissen

Wenn Sie sich an nur drei Hinweise halten, dann werden Sie in der Küche viel Freude an Ihren Tomaten haben.

  1. Bewahren Sie Ihre Tomaten auf keinen Fall im Kühlschrank auf! Erstens verlieren sie bei Temperaturen unterhalb von 12 Grad Celsius sehr stark an Aroma und Geschmack und zweitens – da muss man auch erst mal drauf kommen – verderben sie viel schneller als bei moderat wärmeren 13 bis 18 Grad Celsius, die als ideal angegeben werden. Im Gegensatz zu Blattgemüse kann eine Tomate ungekühlt gut und gerne 14 Tage frisch bleiben.
     
  2. Legen Sie Ihre Tomaten nicht zu anderem Obst oder Gemüse! Während ihrer Lagerung scheiden sie das unsichtbare Gas Ethen aus, das den Stoffwechsel der anderen Produkte und Waren erhöht und interessanterweise dafür sorgt, dass diese schneller reifen und entsprechend auch früher verderben. Tomaten: Schale eins, alles andere: Schale zwei.
     
  3. Alles, was grün ist, muss ab! Zwar ist das Tomatin nicht unbedingt tödlich, aber sicher ist sicher. Deshalb auch den kleinen grünen Strunk auslösen. Sieht besser aus, schmeckt besser und fühlt sich im Mund auch besser an. Ausnahme: grün gezüchtete Sorten wie „Green Zebra“ oder „Zebrino“. Im Zweifel den Händler fragen!

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