Töpfe

Dass wir jeden Tag auf eine über 12.000 Jahre alte Erfindung aus der Jungsteinzeit zugreifen wenn wir kochen, muss man nicht wissen, ist aber auch deshalb interessant, weil sich an der Grundidee der ersten Ackerbauern und Viehzüchter im Grunde bis heute nicht viel geändert hat. Und jetzt denken Sie mal kurz nach und überlegen, ob Ihnen – außer dem Messer vielleicht – etwas Vergleichbares einfällt …

Überlegen Sie mal mit …

Schranktür auf, Topf raus, Zutaten rein, aufsetzen, fertig. Töpfe sind in unserer Küche eine derartige Selbstverständlichkeit, dass wir so gut wie keinen Gedanken an sie verschwenden. Dabei wären eigentlich ein bisschen mehr Demut und Anerkennung durchaus angebracht, denn stellen Sie sich mal vor, was wäre, wenn wir sie gar nicht hätten und alle unsere Speisen auf irgendwelchen flachen Flächen oder ofenähnlichen Hitzequellen garen müssten.

So gesehen war es eine sensationelle intellektuelle und handwerkliche Leistung, Ton nicht nur zu hohlen Gefäßen zu formen, sondern darüber hinaus auch noch dafür zu sorgen, dass der ausgetrocknete Ton nicht sofort wieder reißt, wenn er plötzlich mit großer Hitze in Berührung kommt. Vom extrem effizienten Deckel und nicht zuletzt den entsprechenden Henkeln oder Griffen mal ganz abgesehen.

Ein echter Geniestreich

Auf jeden Fall ist der Kochtopf eine Erfindung aus dem Neolithikum, also aus der Jungsteinzeit, was ihn als Konstruktion und Küchengeschirr so etwa 12.000 Jahre alt macht (genau: Töpfe, Pfannen und Gefäße werden als Geschirr bezeichnet; alles, was Hitze macht oder hält oder zur Vor- und Nachbereitung von Speisen dient, als Gerät) und ziemlich genau mit dem Wandel vom Jäger und Sammler zu den frühen sesshaften Gesellschaften mit Ackerbau und Viehzucht zusammen fällt.

Zwar gab es die erwähnten Hohlgefäße schon zuvor, aber die dienten eher der Aufbewahrung und dem Transport weitestgehend trockener Waren und Produkte. Denn auch das war ein Problem: wasserdicht waren die ganz frühen Gefäße natürlich nicht und sobald der Ton wieder mit Flüssigkeiten in Berührung kam, löste er sich ziemlich schnell in Wohlgefallen auf.

Erst durch den Trick mit dem Brennen von Ton, also der Herstellung von Keramik, wurde dieses Problem gelöst: wasserdichte und hitzefeste Gefäße entstanden – und mit ihnen wuchsen wohl auch die Speisekarten bzw. die Menge an verwertbaren pflanzlichen und tierischen Grundzutaten sprunghaft an.

Zack - fertig

Der Trick mit den Muscheln ist ein ganz gutes Beispiel hierfür: Menschen am Meer (und das waren so einige der ersten Bauern und Züchter) mussten sehr lange und sehr mühsam die gesammelten Muscheln aufbrechen, um an das nahrhafte Fleisch zu kommen. Mit dem Topf sah die Sache schon ganz anders aus, weil man nur ihn und ein bisschen Feuerholz brauchte, die Muscheln in das heiße Wasser gab und nur noch darauf warten musste, dass sich die Muschel ganz von alleine öffnete.

Stichwort Holz, bzw. Brennstoff: auch der Topfdeckel verdient unsere Bewunderung, denn nicht nur sorgt er für eine entschieden bessere Wärmeverteilung im Gefäß – auch die aufzubringende Energie sinkt durch den Einsatz eines Topfdeckels ganz enorm, was auch vor 12.000 Jahren schon ein gewaltiger Vorteil war.

Besser geht’s kaum

Über einen riesigen Zeitraum war und blieb der Keramiktopf das Mittel der Wahl und auch mit dem Aufkommen von Kupfer, Bronze oder auch Eisen änderte sich das im Grunde nicht, einfach, weil diese Werkstoffe ziemlich teuer und damit nur den wohlhabenden Eliten vorbehalten waren (Kochtöpfe aus Speckstein, der auch den bezeichnenden Namen „Topfstein“ trägt, waren zwar nicht ganz so exklusiv, aber erstens waren die immens schwer und zweitens hatte man sie ja eigentlich nur zur Hand, wenn man zufällig in der Nähe einer entsprechenden Förderstätte wohnte). Außerdem gab es am Keramiktopf ja auch gar nichts auszusetzen.

Wie gesagt, am Prinzip des Topfes hat sich eigentlich bis heute nicht viel geändert, lediglich die Materialien (und natürlich die Hitzequellen) sind andere: ein wasserdichtes und feuerfestes Gefäß mit guter Wärmeleitung, ein Deckel und irgendeine Vorrichtung, mit deren Hilfe man den heißen Topf sicher und unbeschadet von A nach B bewegen kann. Die Kasserolle unterscheidet sich vom klassischen Topf einfach nur dadurch, dass sie keine zwei Henkel sondern nur einen - dafür aber umso längeren - Stiel hat.

Physik sei Dank

Der berühmte Dampfkochtopf verdankt seine große Beliebtheit übrigens einer Erkenntnis aus der Physik, die besagt, dass der Siede- bzw. Kochpunkt von Wasser direkt vom Luftdruck abhängt: sehr hoch oben in der Bergen (also da, wo die Luft „dünn“ ist) beginnt deshalb Wasser schon weit unterhalb von 100 Grad Celsius zu kochen – was die Kochzeit mitunter erheblich verlängert. Der Trick beim Schnellkochtopf ist es, genau den anderen Weg zu gehen: durch eine leichte Erhöhung des Innendrucks erhöht sich die Kochtemperatur auf deutlich über 100 Grad, wodurch sich die Kochzeit ganz einfach und ziemlich deutlich verringert.

Die lieben Nachbarn

Und nur für den Fall, dass es Sie mal in die Schweiz oder nach Großbritannien (bzw. in den anglosächsischen Sprachraum) verschlägt: hier nennen sie den Topf „Pfanne“ (pan) und die Pfanne – geht ja dann auch kaum noch anders – „Bratpfanne“ (frying pan) …

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