Tiefkühlkost

Der geradezu legendäre „Spinat mit dem Blubb“ ist nur die Spitze des Eisbergs: Mit tiefgefrorenem Spinat und Fisch begann vor geraumer Zeit in den USA die Ära der Tiefkühlkost, die schließlich 1984 durch einen US-Präsidenten mit einem eigenen Ehrentag sozusagen in den Adelsstand erhoben wurde. Aber wie ging es eigentlich los? Und was hat ausgerechnet ein Biologe damit zu tun?

Winter allein genügt nicht

Dass gekühlte Nahrungsmittel so gut wie jeder Art länger halten als ungekühlte, ist keine Binsenweisheit, sondern schon seit Hunderten, wenn nicht Tausenden von Jahren bekannt. Allerdings half und hilft die reine Erkenntnis hier nicht wirklich weiter, denn erstens ist die Frage, wie kühl kühl genug ist, und zweitens muss man ja irgendwie auch an diese Kälte kommen. Im Winter war das alles nicht ganz so kompliziert und wenn man im ewigen Eis wohnte, natürlich auch nicht. Doch ohne ernsthafte Kühlung verdarben viele Produkte rasch, allen voran empfindliche Nahrungsmittel wie Fisch und Fleisch. Und spätestens auf See gab es einfach keinen Nachschub für die erforderlichen Mengen Eis (das ja, wenn man es denn überhaupt hatte, schließlich auch irgendwie gekühlt werden musste).

Je kälter, desto gut

So gesehen stand man ziemlich lange vor einer schier unlösbaren Aufgabe: Man wollte besonders tiefe Temperaturen, damit die Lebensmittel nicht kühl oder kalt, sondern komplett durchgefroren werden konnten, die entsprechende Technik sollte nicht allzu viel Platz und Energie in Anspruch nehmen und vielleicht sogar einigermaßen mobil sein. Zudem – darauf kam man allerdings erst ein bisschen später – sollte der Prozess des Gefrierens möglichst schnell vonstattengehen. Durch das Schockfrosten bekamen die Wassermoleküle nämlich viel weniger Zeit, sich zu Kristallen zusammenzufinden (was sowohl für die Qualität als auch für die Haltbarkeit schlecht ist), bevor sie durch die tiefen Temperaturen endlich bewegungsunfähig waren: je schneller, desto besser …

Carl von Linde kam 1874 zumindest der Lösung der ersten beiden Probleme schon relativ nah, seine Maschinen schafften aber keine besonders tiefen Temperaturen und stellten im Grunde nur Kunsteis her. Das war schon ganz gut, aber bei Weitem noch nicht gut genug.

Fast. Aber eben nur fast …

Die Lösung fand schließlich ein ganz anderer, und der war weder Chemiker noch Physiker noch Techniker, sondern – Biologe. Und was für einer: Zum einen hatte er einen für Biologen geradezu sensationell gut passenden Nachnamen (Clarence Birdseye), zweitens führte ihn eine Forschungsreise (zu einem gänzlich anderen Thema) in den Nordosten Kanadas, wo er in engen Kontakt mit den Ureinwohnern kam und beobachtete, wie frisch gefangene Fische bei Temperaturen um die minus 45 Grad Celsius binnen Minuten komplett durchgefrostet waren. Zu seiner großen Überraschung konnte er nach dem Auftauen überhaupt keinen Unterschied zu Frischfisch feststellen, was ihn zwar einigermaßen in Staunen versetzte, ihm allerdings auch nicht direkt weiterhalf.

Zwar berichtete er einem Dänen namens A. J. A. Ottensen von seiner Beobachtung, der als Fischimporteur natürlich sofort begeistert bei der Sache war und eine Kühlmaschine baute, die es auf immerhin schon minus 21 Grad Celsius brachte. Damit konnte er ganze Fische innerhalb von ein bis drei Stunden bis in den Kern auf minus 20 Grad Celsius einfrieren. Auch gut, aber noch immer nicht gut genug, obwohl unser dänischer Fischhändler inzwischen zu den Gründervätern der heutigen Tiefkühlkost zählt.

Jetzt aber

Womit wir wieder zu Mr. Birdseye kommen: Irgendwie ließen ihn die schockgefrosteten kanadischen Fische nicht los – weswegen er sich selber an die Arbeit machte. Er baute ein Gerät, das nicht nur besonders tiefe Temperaturen schaffte, sondern auch besonders schnell kühlte.

Und wenn es Sie interessiert: Den ersten Tiefkühler baute er 1923 für schlappe 7 (!) US-Dollar und meldete, schlau, wie er wohl war, sowohl das entsprechende Patent als auch die Markenrechte an. Bereits sechs Jahre später verkaufte er Patent und Marke für schwindelerregende 22 Millionen US-Dollar weiter und schon 1930 wurde in den USA das erste tiefgekühlte Gemüse unter dem Namen „Birds Eye Frosted Foods“ auf dem Markt angeboten. Und falls Ihnen Käpt’n Iglo etwas sagt: „Iglo“ ist in Deutschland nicht nur das Äquivalent zu „Birds Eye“ in Großbritannien und Irland – beide Marken gehören auch zum gleichen Unternehmen.

Tiefe Temperatur, hohe Qualität

Ein großer Vorteil der TK-Ware ist und war, dass das Schockfrosten selbst zwar sehr niedrige Temperaturen erfordert. Ist dieser Prozess aber einmal abgeschlossen, ist es dem enthaltenen Wasser herzlich egal, ob ab jetzt minus 40, minus 12 oder minus 1 Grad Celsius herrschen – tauen konnte und kann es bekanntlich ja erst bei Temperaturen oberhalb null, was die Aufbewahrung in der heimischen Kühlung erheblich erleichterte und ganz sicher entscheidend zum Siegeszug der Tiefkühlware in die Haushalte auf der ganzen Welt beitrug.

Darüber hinaus ist sich die Wissenschaft erfreulich einig darüber, dass das schockschnelle Tiefgefrieren die schonendste Konservierungsform für Lebensmittel überhaupt ist. Außerdem ist der Vitamin- und Nährstoffgehalt bei tiefgefrorenen Produkten auch nach mehreren Monaten noch deutlich höher als bei Lebensmitteln, die nur wenige Tage bei Zimmertemperatur gelagert werden. Allerdings beginnen auch bei der TK-Ware die beim Schockfrosten erhaltenen 80 Prozent der Vitamine nach sechs Monaten zu zerfallen – einer der Gründe, warum man seine Tiefkühlschätze gut im Auge behalten und nicht mehr nachkaufen sollte, als man verbraucht.

Tiefkühlwaren für die Gastronomie?

Da wir nun die Vorteile von tiefgekühlten Artikeln kennen, stellt sich die Frage, ist das auch etwas für die Gastronomie? Wir sind uns einig: auf jeden Fall!

Nicht nur die lange Haltbarkeit und die gleichbleibend hohe Qualität sind in der Gastronomie von Vorteil, auch die regelrecht unendlichen Möglichkeiten, die sich bieten, sind ein absoluter Bonus. Egal, ob Gemüse, Obst, Fisch, Fleisch oder bereits weiterverarbeitete Produkte - als Gastronom können Sie mit einer gut ausgestatteten Tiefkühltruhe Ihren Wareneinsatz flexibel planen.

Jetzt geht’s so richtig los

Auf jeden Fall waren es zunächst Spinat, Gemüse allgemein, Obst und (hört, hört) Fischfilets, die als TK-Ware auf den Markt kamen, etwas später folgten Fruchtsäfte und die ersten Teilfertiggerichte. In Deutschland ging es dann Mitte der 50er-Jahre so richtig los (schließlich brauchte man erst mal ja Kühlregale beim Händler und Kühlgeräte in der heimischen Küche) – und Sie erraten bestimmt auch sofort, womit: (Rahm-)Spinat und Fischstäbchen!

Heute reicht die Palette von Produkten mit Obst über solche mit Gemüse (wie Pommes frites), Fleisch und Fisch bis hin zu kompletten Mahlzeiten (Fertigprodukte). Speiseeis fällt nicht unter den Begriff Tiefkühlkost, da es nicht zwingend bei höchstens minus 18 Grad Celsius gelagert werden muss. Im Haushalt selbst eingefrorene Lebensmittel werden als Gefriergut bezeichnet und häufig bei höheren Temperaturen (minus 12 Grad Celsius) aufbewahrt.

Wir unterscheiden grundsätzlich

Küchenfertige Rohprodukte – Gemüse oder Obst, das schon fertig geputzt und zerkleinert ist.

Garfertige Produkte – die nur noch gebraten oder gebacken werden müssen, zum Beispiel Fisch(-Stäbchen) oder auch das berühmte „Schlemmerfilet“.

Zubereitungsfertige Teilgerichte: Rahmspinat, den man nur noch auftauen und erhitzen muss, oder Teilgerichte wie Bratkartoffeln oder auch (Mark-)Klöße.

Verzehrfertige Produkte, die man aus der Verpackung nimmt und nach dem Auftauen sofort verzehrt, also vor allem Torten, Kuchen oder Gebäck

… und Pizza.

Und sonst so?

In Deutschland werden im Jahr um die vier Millionen Tonnen (!) Tiefkühlkost mit einem Marktwert von ca. 16 Milliarden Euro gehandelt und verzehrt – Tendenz steigend.

Eine solche Erfolgsgeschichte konnte natürlich nicht geschrieben werden, ohne Spuren in unserem Jahreskalender zu hinterlassen: In Erinnerung an den Verkauf der ersten tiefgekühlten Lebensmittel auf dem amerikanischen Markt erklärte ein gewisser US-Präsident namens Ronald W. Reagan im Jahr 1984 den 6. März zum „Tag der Tiefkühlkost“ (National Frozen Food Day), der seitdem alljährlich landesweit in den Vereinigten Staaten begangen wird.

Das Deutsche Tiefkühlinstitut (das ist ein Wirtschaftsverband der deutschen Tiefkühlwirtschaft, der seit 1956 besteht – siehe oben!) hat das Ereignis in Deutschland zum „Internationalen Tag der Tiefkühlkost“ ausgeweitet und verweist damit auf eine mit den USA vergleichbare (wenn auch zeitlich deutlich versetzte) Entwicklung der Tiefkühlkost im Nachkriegsdeutschland.

Aber warum ausgerechnet der 6. März? Na ja, genau am 6. März 1930 kamen die ersten TK-Erzeugnisse auf den US-Markt, die einem Naturforscher und Multimillionär mit dem schönen Namen Clarence Birdseye zu verdanken sind …

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