Woher der Schwarztee kommt – und wer ihn am meisten trinkt!
Kein Zweifel: Der klassische Tee stammt ursprünglich aus China. In Indien wurde er erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts im großen Stil angebaut, was natürlich Rückschlüsse auf die heute teeverrückte damalige Kolonialmacht England zulässt. Allerdings geschah mit der Umsiedelung von China nach Indien etwas Bemerkenswertes: Weil in China traditionell nur grüner und in Indien nur schwarzer, also fermentierter Tee hergestellt wurde, trank von nun an die halbe Welt Schwarztee, allen voran die Teeliebhaber in Europa. In den USA dagegen war schwarzer Tee überhaupt nicht populär, hier trank man weiterhin grünen. Und überhaupt gab es reichlich Spannungen zwischen England und den jungen USA, Stichwort Boston Tea Party – aber das ist eine andere Geschichte.
China also. Auch heute noch führt die Volksrepublik die Liste der Teeproduzenten mit weitem Abstand vor Indien an (China ca. 2,5 Millionen Tonnen, Indien gut 1,3 Millionen Tonnen). Interessanterweise schafft China es aber nicht einmal unter die Top Five, wenn es um den Pro-Kopf-Verzehr geht. Der Reihe nach sind Kuwait (295 Liter pro Kopf und Jahr), Irland (240), Afghanistan (230), die Türkei (220) und schließlich Großbritannien (215) die größten Teetrinker. Beziehungsweise: fast!
Der einsame Spitzenreiter weltweit ist – halten Sie sich fest – mit sage und schreibe mehr als 300 Litern pro Jahr pro Kopf: Ostfriesland.
Sprachverwirrung und -entwirrung
Im westlichen Europa heißt Tee té, tea oder thé, während die Blätter im östlichen Teil tscha, çay oder auch tschai genannt werden. Die Ursache hierfür ist ebenso simpel wie überraschend und hat mit dem jeweiligen Transportweg zu tun: Das chinesische Schriftzeichen für Tee, egal ob wir von Tee oder von chá sprechen, ist nämlich dasselbe, die Aussprache dagegen nicht.
Das Produkt konnte auf zwei verschiedenen Wegen nach Europa transportiert werden:
- Wenn es gen Süden auf dem Seeweg gehandelt wurde, gelangte es durch die Provinz Fujian, in der der Dialekt Min Nan gesprochen wurde. Und in diesem Dialekt wird das Wortzeichen chá ausgesprochen wie Tee.
- Ging der Tee dagegen über die nördliche Route, also über den Landweg nach Europa, so verlief der Weg durch Gegenden, in denen das hochchinesische Mandarin gesprochen wurde, und hier blieb es dann eben beim chá.
Interessant ist übrigens, dass der auf dem Seeweg transportierte Tee als weniger hochwertig eingestuft wurde als der durch die staubtrockenen Steppen beförderte: Bei Transportzeiten von bis zu einem Jahr galt die Seeware als muffig und oft auch verdorben, wohingegen die Produkte, die trocken gelagert und geliefert werden konnten, sich wesentlich edler und besser darstellten.
Erntezeiten und Blattqualität: Was die Teeklasse wirklich ausmacht
So, genug der sprachlichen Wurzeln, wenden wir uns jetzt den Bezeichnungen für Herkunft und Qualitäten zu.
Bei der Qualitätseinstufung von Tee aus den Regionen mit Jahreszeiten gibt es grundsätzlich zwei Klassifizierungen, zum einen nach der Ernteperiode, zum anderen nach der Qualität der Blätter. Die Blütezeit wird englisch als Flush bezeichnet.
Die erste Ernte im Frühjahr liefert sehr kleine Blätter und wird First Flush genannt, die zweite Ernte im Mai Second Flush. In allen Teeanbaugebieten in Äquatornähe (Kenia, Sri Lanka) wird wegen der fehlenden Jahreszeiten alle 14 Tage geerntet. Die Qualität hängt hier sehr stark von der Lage des Anbaugebietes und der Auswahl der Blätter und Knospe ab.
Die Qualität der Blätter richtet sich nach ihrer Position am Zweig. Die Knospen an der Spitze werden als Flowery Orange Pekoe bezeichnet, das darunter stehende Blatt als Orange Pekoe, das dritte als Pekoe. Das Wort Pekoe stammt aus dem Chinesischen und bedeutet „weißer Flaum“, nämlich den Flaum der Teeknospen.
Der Begriff Orange bezieht sich auf das Königshaus von Oranien und bedeutet so viel wie „königlich“. Ein First Flush Orange Pekoe ist also so ziemlich das Beste, was man bekommen kann.
Welcher Tee von wo kommt
Den verschiedenen Teearten werden unzählige Sorten zugeordnet, beispielsweise:
- Grüner Tee – unter anderem Gunpowder (China), Sencha (Japan), Chun Mee (China)
- Weißer Tee – unter anderem Baihao Yinzhen (China), Pai Mu Dan (China)
- Schwarzer Tee – unter anderem Darjeeling (Indien), Assam (Indien), Ceylon (Sri Lanka)
- Pu-Erh-Tee (Südchina, Burma, Indien)
Die in Europa bekanntesten Teesorten sind die nach ihren Anbaugebieten benannten Sorten des schwarzen Tees: Assam, Ceylon und Darjeeling.
- Der ostindische Assam-Tee stammt aus dem größten Anbaugebiet der Welt und ist ein typischer Hochlandtee mit kräftigem Aroma.
- Der kräftige Ceylon wird in Sri Lanka angebaut, dem weltweit drittgrößten Anbaugebiet. Beide Sorten finden sich oft in Teemischungen und sind recht unempfindlich gegen hartes Wasser.
- Der milde, gelbe Darjeeling wächst an den Südhängen des Himalaya auf über 2.000 Metern Höhe. Er ist empfindlicher gegen hartes Wasser.
Noch ein paar Fachbegriffe
- Orange – kein Hinweis auf die Farbe, sondern auf eine königliche Qualität (Oranien, niederländisches Königshaus)
- Pekoe – die zarten jungen Blätter einer Teepflanze (chinesisch: „weißer Flaum“)
- Broken – kleinblättrige Tees, im Gegensatz zum ganzen Blatt (englisch: „gebrochen“)
- Fannings – kleine Teepartikel (ca. 1 Millimeter), ausschließlich für Teebeutel
- Dust – „Teestaub“, ausschließlich für Teebeutel
- Tippy/Tip – Blattspitzen zarter, junger Teeblätter, die sich beim Aufguss nicht so dunkel färben