Rote Bete

Haben Sie eigentlich überhaupt schon einmal Rote Bete gegessen, die nicht aus dem Glas stammte oder bereits industriell vorgegart war? Eher selten, oder? Dabei hat dieses wunderbare Wurzelgemüse so viel mehr zu bieten als das, was uns da immer so glitschig-schwabbelig von der Gabel zu rutschen droht. Was also macht die Rote Bete aus? Und: Darf man sie auch nicht mögen?

Lieben oder eben nicht

Egal, ob Sie Rote Bete nun lieben oder nicht, diese bunte, süße Wurzel ist – nicht zuletzt wegen ihrer kulinarischen Eigenschaften – schon sehr lange ein fester Bestandteil vieler Kulturen.

Dabei polarisiert die Rübe sehr: Im Falle des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama zum Beispiel sogar so sehr, dass er ausdrücklich darum bat, das Gemüse möge bitte nicht im Gemüsegarten des Weißen Hauses gepflanzt werden. Na ja – der konnte sich so was wohl leisten …

Erdig

Verantwortlich für die teils doch sehr heftigen und ambivalenten Reaktionen auf Rote Bete ist ein Bestandteil mit dem bezeichnenden Namen „Geosmin“. Er beschert der Bete – wie der Namensbestandteil „Geo“ schon besagt – ihren ausgeprägt erdigen Geschmack. Menschen reagieren sehr stark auf Geosmin, selbst wenn es nur in kleinen Dosen vorkommt, was bei manchen in extremer Abneigung Ausdruck findet, bei anderen dagegen zu fast ekstatischer Begeisterung führt.

Die geschmacklich-aromatisch total belanglosen „Betalaine“ hingegen sind bloß verantwortlich für die kräftige rote Farbe der Bete (die übrigens recht eng mit Mangold, Gänseblümchen und Zuckerrüben verwandt ist).

Zuhülf!

Gut zu wissen: Ungefähr 14 % der Menschheit können Betalaine nicht vollständig abbauen, sodass der Rest des Farbstoffs über den Urin ausgeschieden wird (sogenannte Beturie). Das hat schon mehr als einmal dazu geführt, dass der eine oder andere nach dem Genuss von Roter Bete beim Toilettengang einen kurzen, aber sehr heftigen Schreckmoment erlebt hat …

Aber keine Sorge, Betalaine sind nicht nur harmlos, sondern potenziell sogar außerordentlich nützlich und gesund – unter anderem wird gerade ihre mögliche (noch nicht erwiesene!) Wirksamkeit im Kampf gegen Krebs untersucht.

Hübsch!

Als guter und kräftiger Farbstoff ist der Rote-Bete-Saft natürlich schon sehr viel länger bekannt und begehrt. Er hat Stoffe gefärbt, Speisen schmackhafter aussehen lassen, den eitlen Damen des 19. Jahrhunderts rosige Wangen verliehen und wird auch heute noch im großen Stil in der Lebensmittelindustrie angewendet.

Historisch

Es wird behauptet, die Rote Bete sei in den Hängenden Gärten von Babylon angebaut worden. Weil wir aber nach wie vor nicht wirklich wissen, ob und wo die Hängenden Gärten überhaupt existiert haben, sollten wir mit diesem Thema etwas vorsichtiger umgehen und uns lieber mit dem Zweistromland, also mit Mesopotamien, beschäftigen. Hier gilt es nämlich als belegt, dass die Bewohner die Rübe zu schätzen wussten, und zwar in etwa um die gleiche Zeit herum wie die vermeintlichen babylonischen Fans, also um ca. 800 vor Christus. Ihnen um einiges voraus waren mal wieder die Ägypter: In den Pyramiden von Sakkara, die aus der Zeit der 3. Dynastie stammen, fand man Hinweise auf den Gebrauch von Bete. Auch im niederländischen Aartswoud (das 40 Kilometer nördlich von Amsterdam liegt) fand man interessanterweise archäologische Hinweise in einer neolithischen Ausgrabungsstätte. Endlich mal eine Frucht, die nicht mit den Römern zu uns gekommen zu sein scheint!

Seltsam …

Natürlich handelt es sich bei den alten Funden um eine Urform der uns heute bekannten Roten Bete – ursprünglich hat sie wohl eher einer etwas zu mager geratenen Karotte geglichen. Interessanterweise allerdings wurden von dieser Urform – warum auch immer – offenbar fast ausschließlich die Blätter verzehrt. Die Römer aßen mitunter zwar auch die Rübe, allerdings wohl nur zu medizinischen Zwecken, um zum Beispiel Fieber zu senken – oder als Abführmittel.

Wunderbar

Die moderne Rote Bete erschien als Kulturpflanze erst im 16. oder 17. Jahrhundert in Europa und es dauerte noch das eine oder andere Jahrhundert, bis sie so richtig populär wurde. Inzwischen ist sie natürlich kaum noch wegzudenken: Sie ist nicht nur unheimlich gesund, sondern – je nachdem, welchem Lager man angehört – auch wirklich lecker und extrem wandelbar. Ob roh, gekocht, gebacken oder eingelegt, warm oder kalt, selbst als Zutat in Süßspeisen oder Gebäck, die Rote Bete ist ein richtiges Allround-Talent.

Tipp: Um Rote-Bete-Flecken von den Händen zu entfernen, mischen Sie eine Paste aus Natron und Wasser und dann: kräftig schrubben. (Im Zweifel hilft manchmal auch Zitronensaft.)

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