Rosinen

Gar keine Frage: Ein richtiger Kaiserschmarren kommt ohne Rosinen einfach nicht aus. Allerdings machen die kleinen getrockneten Weintrauben auch in zahllosen anderen Rezepten – egal ob nun süß oder herzhaft, egal ob in Gebackenem oder Geschmortem – eine ausgesprochen gute Figur. Was das mit dem Bundesverdienstkreuz zu tun hat? Welche Sorte woher kommt? Und was alles in ihnen steckt? Hier!

Yes, Sir

Als Oberst a. D. Gail Seymour „Hal“ Halvorsen am 22. Februar 2022 starb, hatte er nicht nur das biblische Alter von 101 Jahren erreicht, ihm war als amerikanischem Staatsbürger auch das Kunststück geglückt, Träger des Bundesverdienstordens zu werden. Fast hätte ihn die Stadt Berlin darüber hinaus auch noch zum Ehrenbürger ernannt und als daraus nichts wurde, benannte die Hauptstadt immerhin eine Schule nach dem Mann. Auch in seiner Heimat war er hochdekoriert und zahlreiche internationale Ehrungen, Auszeichnungen und Orden wurden im zuerkannt. Nicht schlecht für einen zunächst einmal ganz normalen Piloten der US Air Force, könnte man meinen, aber Oberst Halvorsen war eben nicht ganz so „normal“.

Was sollte DAS denn?

Berlin, 24. Juni 1948: Die sowjetische Besatzungsmacht war nach offenbar nur kurzem Nachdenken auf die Schnapsidee gekommen, Berlin die Versorgungswege per Land und per Wasser abzuschneiden und die Stadt schlichtweg auszuhungern – eine Methode, die sich zwar bei mittelalterlichen Belagerungen von Burgen und befestigten Städten schon das eine oder andere Mal bewährt haben mochte, die aber nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs alles andere als ein probates militärisches oder auch politisches Mittel war. Es war der reine Unsinn.

Von wegen

Fanden die Alliierten auch und beschlossen kurzerhand, alle Güter und Waren, die Westberlin dringend brauchte, auf dem Luftweg in die Stadt zu befördern. Als die Luftbrücke am 30. September 1949 beendet wurde, weil die sowjetische Besatzungsmacht eingesehen hatte, dass uralte taktische Maßnahmen nicht in die brandneue Zeit passten, waren mit den gut 277.000 absolvierten Flügen von maßgeblich US Air Force, Royal Air Force und British European Airways rund 2,1 Millionen Tonnen Fracht geliefert worden (davon 1,6 Millionen Tonnen durch US-Flugzeuge): 1,44 Millionen Tonnen Kohle, 485.000 Tonnen Nahrungsmittel und 160.000 Tonnen Baustoffe. Bei den Lebensmitteln hatte man so weit wie möglich auf dehydrierte Nahrung wie Milchpulver, getrocknetes Gemüse, Trockenkartoffeln und Mehl statt fertiger Teigwaren gesetzt, um Gewicht zu sparen.

Vom Himmel hoch

Das war das eine. Einer der amerikanischen Piloten fand aber, dass diese Lieferungen zwar enorm wichtig waren, er aber zusätzlich auch den Kindern im besetzten Berlin irgendwie eine kleine Freude machen sollte. Deswegen warf er immer, wenn er sich im Landeanflug befand, ein paar Tafeln Schokolade, Kaugummis und eben auch Rosinen an kleinen selbst gebastelten Fallschirmen aus dem Flieger, die von den Kleinen mit großer Begeisterung eingesammelt und brüder- und schwesterlich geteilt werden konnten.

Die Anflugstrecken zum damaligen Flughafen Tempelhof und zum während der Blockade erbauten Flughafen Tegel führten nämlich über dicht besiedeltes Stadtgebiet, wo sich viele Kinder nach der Schule versammelten, um auf „Hal“ Halvorsen und seinen Bomber zu warten. Und weil die Kinder vom Boden aus natürlich nicht sehen konnten, wer gerade im Cockpit einer der zahllosen landenden C-54 Skymaster saß, wackelte er immer kurz mit den Flügeln seiner Maschine, was ihm sehr schnell den Spitznamen „Onkel Wackelflügel“ (Uncle Wiggly Wings) einbrachte.

Kinderfreuden

Die Medien wurden auf diesen kleinen Akt der Menschlichkeit ebenso aufmerksam wie so manche seiner Fliegerkollegen, sodass sich immer mehr Besatzungen an dem Spaß beteiligten; bis zum Ende der Luftbrücke hatten die Flugzeuge ungefähr 23 zusätzliche Tonnen Süßigkeiten über Berlin abgeworfen. Das ist der Grund dafür, warum wir die Luftbrücke zwar Luftbrücke nennen, die Flugzeuge selbst aber Rosinenbomber heißen. Auch damals schon galt Kinderlachen als Zukunftsmusik – daher war der Name gesetzt.

Wie süüüß

Der Begriff „Rosinen“ ist sowohl der Oberbegriff für alle getrockneten Weinbeeren als auch die konkrete Bezeichnung für die getrockneten Früchte einer bestimmten Traubensorte; dazu weiter unten mehr. Sie werden reif geerntet und dann in der Sonne oder je nachdem auch im Schatten getrocknet, bis die Feuchtigkeit der Beeren bei nur noch etwa 15 bis 18 % liegt, was eine Konzentration des Fruchtzuckergehalts auf etwa 33 % mit sich bringt: Rosinen sind die reinsten kleinen Kraftpakete von honiggelber bis dunkelbrauner Farbe. Vier bis fünf Kilogramm Weintrauben ergeben ein Kilogramm Rosinen.

Rein damit

Ihr hoher Zuckergehalt macht Rosinen ebenso beliebt zum Naschen wie bei der Zubereitung von Süßspeisen, außerdem werden sie unter anderem gerne in Rosinenbrötchen, Rosinenbrot, Kaiserschmarren und Christstollen verbacken.

Für einige Rezepte werden Rosinen in Fruchtsaft, alkoholischen Getränken oder Wasser eingeweicht, um sie praller, weicher und fruchtiger zu machen. Auch in vielen Hauptgerichten aus dem arabischen Raum und natürlich beim berühmten Rheinischen Sauerbraten werden sie gerne verwendet. Außerdem sind sie in vielen Müsli-Mischungen enthalten; das sogenannte Studentenfutter erhält seinen süßen Geschmack durch den vergleichsweise hohen Anteil an Sultaninen.

Ihre hohe Energiedichte ist mit all dem enthaltenen Zucker das eine – und dürfte unseren Berliner Nachkriegskindern besonders gut gefallen haben (Weintrauben enthalten im 100-Gramm-Vergleich etwa dreimal so viel Zucker wie frische Beeren) –, andererseits sind sie reich an Eisen, Phosphor, Mangan, Kalium und Kupfer und kommen mit einer schönen Portion aus dem Vitamin-B-Komplex.

Die wichtigsten Rosinen und woran man sie erkennt

Je nach Rebsorte und Herkunft (und ein bisschen auch nach Verwendungszweck) unterscheiden wir vier große Gruppen von Rosinen:

Smyrna-Rosinen – weiche Kerne, dunkelfarbig. Die Stadt Izmir wurde früher Smyrna genannt, ihr Ursprung liegt also in der Türkei.

Sultaninen – kernlos und hell. Werden aus der Sultana-Traube gewonnen (Thompson Seedless), die weiß, dünnhäutig, besonders süß und kernlos ist. Sultaninen haben eine helle goldgelbe Farbe. Produktionsländer sind die Türkei, die USA, Australien und Südafrika.

Korinthen – kleinbeerig, mit und ohne Kern. Sie werden aus der Rebsorte Korinthiaki („Schwarze Korinthe“) gewonnen und sind meist kernlos, schwarzbraun bis schwarzblau und im Geschmack kräftiger als Sultaninen. Die Korinthe wurde nach der griechischen Stadt Korinth benannt; Produktionsländer sind neben Griechenland auch Australien, Südafrika und die USA.

Zibeben, arabisch zabība, sizilianisch zibibba – Trockenbeeren mit Kernen am Rebstock. In trockenen Erntejahren werden sie zu einer Trockenbeerenauslese (einem Wein mit hohem Restzuckergehalt) verarbeitet. Ein typischer Vertreter dieses Herstellungsverfahrens ist der ungarische „Tokaji Aszú“ (Tokajer Ausbruchwein), bei dem dem frischen Most vor der Vergärung eine bestimmte Menge Zibeben zugesetzt werden. In Süddeutschland und Teilen von Österreich ist „Zibebe“ dagegen ein allgemeiner Ausdruck für getrocknete Weinbeeren, die grundsätzlich für die Zubereitung von Speisen verwendet werden.

Achtung: Alle Haustierhalter sollten unbedingt wissen, dass Rosinen für Menschen und viele Tierarten zwar ungiftig sind. Eine sehr wichtige Ausnahme bilden dabei aber Katzen und Hunde. Bei Hunden kann es schon bei Aufnahme von 2,8 Gramm Rosinen pro Kilogramm Körpermasse zu einer gefährlichen Weintraubenvergiftung kommen und auch Katzen können schon nach dem Verzehr kleiner Mengen in einen lebensbedrohlichen Zustand verfallen.

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