Frohes Fest
Immer spätestens am Tag vor Heiligabend endet auch der längste Weihnachtsmarkt, die Schausteller packen sang- und klanglos ihre Siebensachen, die Hütten werden abgebaut und eingelagert, alles verabschiedet sich in sämtliche Himmelsrichtungen und zurück bleibt mit den leeren Marktplätzen und den vielleicht noch leise in der Luft hängenden typischen Gerüchen eine gewisse wehmütige Tristesse so kurz vor Weihnachten.
Ganz und gar anders machen es dagegen die Leute in der mexikanischen Stadt Oaxaca de Juárez (kurz: Oaxaca) im Südwesten des Landes. Hier feiern sie das Ende der Adventszeit mit ihrer „Nacht der Radieschen“ (Noche de Rábanos), mit der an die Einführung des Gemüses durch die Spanier während des 18. Jahrhunderts erinnert werden soll.
Dass man in Mexiko zum Teil etwas ausgefallenere Bräuche und Feste begeht, wissen wir zum Beispiel vom Tag der Toten (Día de los Muertos) am 2. November. Deutlich weniger gruselig geht es jedoch bei der Noche de Rábanos zu. Sie bildet sozusagen den Höhepunkt der Adventszeit in der Region, in deren Verlauf zahlreiche Krippen- und Heiligenfiguren von den Handwerkern und den Rettich-Bauern der Region aus Radieschen geschnitzt werden. Themen sind komplette Weihnachtskrippen, Szenen mit Dutzenden von Figuren sowie erstaunlich detaillierte Nachbildungen von realen Gebäuden. Die hierfür verwendeten Radieschen wurden zuvor bei der normalerweise anstehenden Ernte bewusst in der Erde gelassen, damit sie noch größer wachsen (Kartoffelgröße) und vor allem in dem oft steinigen Boden die absonderlichsten, bizarrsten und interessantesten Formen annehmen können, aus denen dann später die kleinen Kunstwerke gestaltet werden.
Die besten Arbeiten werden mit Preisen geehrt, zahllose Schaulustige schlendern über den Markt, die Stimmung ist heiter und gelöst und zum krönenden Abschluss spendiert die Stadt Besuchern und Marktleuten ein ziemlich schönes Feuerwerk: Weihnachten kann kommen und keinerlei Tristesse weit und breit. Im Gegenteil.
Warum genau die Bewohner Oaxacas dermaßen begeistert von ihren Radieschen sind, ist im Grunde nicht überliefert – wir wissen nur, dass sie ihre Radieschennacht seit 1897 in schöner Regelmäßigkeit feiern und dass der kleine Rettich von den spanischen Kolonialisten ins Land gebracht worden war. Mit Mexiko selbst hat die Pflanze in etwa so viel zu tun wie Professor Dumbledore mit Gandalf dem Grauen.
Die Wurzeln der Knolle
Die Wurzeln des knackigen Kreuzblütlers liegen wohl irgendwo im östlichen Mittelmeer oder in Nordafrika (es gibt auch die Vorstellung, dass er doch eher aus China stammt), die Ägypter nutzten Blatt und Knolle – und vor allem das hieraus gewonnene Öl – sehr gerne bis ins Mittelalter hinein als Lampenöl. Wahrscheinlich waren sie ebenfalls dahintergekommen, dass die enthaltenen Senföle (die übrigens auch für den scharfen Geschmack von Senf, Meerrettich, Wasabi, Rucola, Radieschen oder Kresse verantwortlich sind – die allesamt zu den Kreuzblütlern zählen) ziemlich gesund und gut für die Verdauung sind.
Als Radieschen kamen entsprechende Kreuzungen aus dem bis dahin verbreiteten Gartenrettich erst etwa im 16. Jahrhundert nach Westeuropa, wo sich zunächst nur die Franzosen und dann irgendwann auch die Spanier für sie interessierten. Der spätere gesamte Siegeszug ließ locker noch ein paar Jahrhunderte auf sich warten.
Jetzt aber
Die kleinen roten, pinken oder weißen Knollen sind wegen ihrer Inhaltsstoffe ganz schöne Kraftpakete, was den Geschmack und die Gesundheit angeht. Sie kommen bei einem Wassergehalt von 94 % mit nur 15 Kalorien pro 100 Gramm daher, enthalten dafür aber umso mehr Mineralstoffe und Vitamine: Kalium, Eisen sowie Vitamin K und C. Die enthaltenen Senföle unterstützen den Körper zudem bei der Abwehr von Viren, Bakterien und Pilzen, regen die Verdauung an (siehe Ägypten) und sorgen für die charakteristische leichte Schärfe.
Sorten und Wachstumsbedingungen
Je frischer, umso besser
Überhaupt gilt die Regel: Je frischer Radieschen sind, desto mehr Inhaltsstoffe enthalten sie und umso besser schmecken sie auch. Überprüfen Sie die kleinen Knollen deshalb vor dem Kauf auf Herz und Nieren:
Die Blätter: Wenn sie grün und knackig sind, können Sie beherzt zugreifen.
Liegen lassen sollten Sie Radieschen mit gelben und welken Blättern.
Die Knollen sollten fest und unversehrt sein – ohne Dellen, Druckstellen und Risse.
Lagerung
Da die Blätter dem Gemüse Wasser entziehen, sollten das Grün und auch die Wurzelfäden zur Lagerung immer abgeschnitten werden. In ein feuchtes Tuch gewickelt halten sich Radieschen gut und gerne zwei bis drei Tage im Gemüsefach des Kühlschranks. Werden die Radieschen zu lange gelagert, werden sie welk und trocken. Werden sie zu kalt gelagert, können die Radieschen reißen und der Geschmack kann sich verflüchtigen (auch darum gehören sie ins Gemüsefach und nicht in die kälteren Zonen Ihres Kühlaggregats).
TIPP: Falls die Radieschen nach der Lagerung doch etwas weich geworden sind, macht ein kurzes Wasserbad sie wieder knackig.