Orangen

Orangen sind mit 75 Millionen Tonnen die mit Abstand am häufigsten angebauten Zitrusfrüchte der Welt. Ursprünglich stammen Orangen aus dem südlichen Himalaja bzw. aus den tropischen Regionen Chinas, allerdings sind sie eine frühe Kreuzung zwischen der Mandarine und der Pampelmuse. Die ersten Orangen hatten eine faltige Haut und schmeckten sehr bitter, diese erreichten Europa im 11. Jahrhundert als Bitterorangen, wo sie vor allem in Portugal angebaut wurden. Im 15. Jahrhundert fanden die Portugiesen deutlich mildere und süßere Sorten, die sie ab da im großen Stil kultivierten. Wenn Orangen in tropischem Klima wachsen, färbt sich die Schale auch der reifen Früchte nicht, sie bleibt grün. Die Farbe ist also kein Indiz dafür, ob die Früchte reif sind oder nicht. In Europa ändern sie allerdings am Baum die Farbe, weil es hier trocken und kühl werden kann, was die Umfärbung natürlicherweise einleitet. Das Haus Oranien-Nassau stellt das Königshaus der Niederlande und inoffizielle Nationalfarbe des Landes ist orange. Das hat aber überhaupt nichts mit Orangen zu tun, sondern mit einem Ort, der rein zufällig „Orange“ heißt und im Süden Frankreichs zu finden ist. Es gibt auch keinen Unterschied zwischen Apfelsinen und Orangen – sie unterscheiden sich nur in der Bezeichnung.

Woher stammen Orangen?

Vielleicht starten wir am besten damit, was eine Orange eigentlich ist und wo sie ursprünglich herkommt. Und schon wartet die erste Überraschung, denn Orangen sind keineswegs ein seit jeher von der Natur hervorgebrachtes Zitrusobst. Sie sind eine Kreuzung. Haben Sie auch immer gedacht, dass Mandarinen eine kleinere und dafür umso süßere Ausgabe der Orangen wären? Oder dass sie durch gezielte Kultivierung und Züchtung entstanden sind? Sind sie nicht. Mandarinen sind das seit jeher von der Natur hervorgebrachte Zitrusobst (das übrigens aus China bzw. dem südlichen Teil des Himalajas stammt, also von dort, wo das Klima tropisch warm ist) – und erst durch die Kreuzung von Mandarinen mit den sehr großen Pampelmusen aus derselben Gegend wurden die ersten Orangen gezüchtet. Und sie waren zu allem Überfluss zunächst einmal noch ziemlich bitter, aber dazu weiter unten mehr.

Warum Orangen orange sind

Orangenbäume sind immergrün, was logisch ist, wenn man in einer Gegend wächst, in der keine wirklichen Jahreszeiten vorherrschen – im Tropischen. Und jetzt haben wir wieder eine kleine Überraschung für Sie, weil „echte“ Orangen – also die, die tatsächlich unter tropischen Gegebenheiten aufwachsen – gar nicht orange werden. Die Früchte bleiben so grün wie die Blätter der Pflanze, die sie hervorbringt. Nur wenn die Orangenbäume Kälte oder zumindest Kühle erleben, färben sich ihre Früchte mit der Reifung typisch orange. Allerdings behalten sie von Natur aus ihr Chlorophyll und tauschen es nicht gegen Anthocyane aus (die haben nämlich genau den Trick drauf, aus UV-Strahlung Wärme zu machen, und helfen so der Frucht durch die kalten Zeiten – dafür muss nur eben das Chlorophyll unwiederbringlich dran glauben).
Anders gesagt ist das schöne Orange eigentlich überhaupt kein Reifehinweis der Früchte. Grüne und zugleich reife Orangen werden sogar künstlich „entgrünt“. Dazu setzt man sie einem Gas (Ethylen) aus, das den Anthocyanen den Weg frei macht, damit die Orangen orange werden können. Dass dabei die Qualität ein bisschen sinkt, nehmen die Hersteller gerne in Kauf, weil sie gelernt haben, dass sich – zumindest in unseren Breiten – nur orange Orangen gut verkaufen lassen.

Diese Erkenntnis schlägt sich übrigens auch in der entsprechenden EU-Vermarktungsnorm für Zitrusfrüchte nieder: Die schreibt nämlich vor, dass die Färbung von Orangen zunächst einmal sortentypisch sein muss, das heißt, dass maximal ein Fünftel der Schale hellgrün gefärbt sein darf. Bei Orangen, die in Gebieten erzeugt werden, in denen während der Entwicklungszeit hohe Lufttemperaturen und hohe relative Luftfeuchtigkeit herrschen, darf jedoch mehr als ein Fünftel der Schale grün gefärbt sein. Die Entgrünung, also die Begasung mit Ethylen, ist in der EU ausdrücklich erlaubt. Davon abgesehen müssen alle Orangen je nach Sorte einen Mindestsaftgehalt von 30 % bis 45 % haben.

Hersteller lieben Orangen

Dass Orangen auch dann Früchte bilden, wenn sie gar nicht bestäubt werden, erwähnen wir nur schnell am Rande, denn diese Fähigkeit erklärt, warum Orangen so gerne im großen Stil kultiviert werden: Man braucht einfach keine Bienen, Hummeln oder andere Insekten, um trotzdem auf gute Erträge hoffen zu können. Die Orange ist die am häufigsten angebaute Zitrusfrucht überhaupt.

Wann die Orange in Europa ankam

Aber noch mal zurück zu den Bitterorangen: Die kamen bereits im 11. Jahrhundert über den Landweg aus Osten nach Europa und erfreuten sich besonders bei den reichen Leuten, also Adel und Kirche, großer Beliebtheit, weil sie natürlich nicht nur bitter, sondern vor allem auch hocharomatisch waren. Portugiesen und Spanier bauten sie mit Freuden an und hierdurch prägte sich schon recht früh unsere kulturelle Überzeugung aus, dass Orangen – nun ja – orange sein müssten: Selbst in den südlichen bzw. südwestlichen Gefilden Europas herrschte und herrscht nun einmal kein tropisches Klima, es konnte und kann kühl und trocken werden, weswegen Orangen mit zunehmender Reife bis heute ihre für uns typische Farbe annehmen (die Anthocyane lassen grüßen).

Die Farbe ist nach der Orange benannt

Wie nennt man eine Farbe, die nicht ganz rot und nicht ganz gelb ist, sondern irgendwas dazwischen? Es hat ziemlich lange gedauert, aber schließlich wurde die Farbe tatsächlich und einheitlich nach der Frucht benannt, für die sie so typisch ist. So weit ganz logisch und eigentlich ganz gut nachvollziehbar. 

Was die Orange mit Holland und Frankreich zu tun hat

Ein bisschen kurioser ist dagegen das, was in Holland bzw. den späteren Niederlanden passierte: Noch heute verwandeln sich ganze Fußballstadien in ein Meer aus Orange, wenn die niederländische Nationalmannschaft aufläuft, und irgendwie ist Orange wohl die – wenn auch inoffizielle – Nationalfarbe Hollands. Warum? Die Antwort scheint auf der Hand zu liegen, weil ja das regierende Königshaus der Niederlande immerhin dem Hause Oranien-Nassau entspringt und da ist die Farbe schließlich Programm.

Jedoch ist auch das mal wieder nicht ganz so einfach: Zwar verweist der niederländische Beiname Oranje auf das südfranzösische Örtchen Orange, das später zum Fürstentum Oranien (französisch: Orange) avancierte (und das nach allen möglichen Erbschwierigkeiten in Europas Hochadel irgendwann freundlicherweise den Nassauern überlassen wurde). Allerdings stand der Ort oder die Grafschaft Orange in Frankreich überhaupt nicht in irgendeiner Verbindung zu unseren hochgeschätzten Zitrusfrüchten oder deren Farbe. 

Vielmehr leitet sich der Ortsname von einem alten keltischen Wort für Wassergott – Arausio – ab. Und ohne dass wir uns jetzt gemeinsam auf eine spannende Reise durch die Welt der Homophonisierung begeben, sei gesagt, dass die Sprache immer eine Tendenz zur Homogenisierung und Vereinfachung mit sich bringt, an deren Ende aus dem Wort Arausio der Begriff „Orange“ entstehen kann, der absolut nichts mit Frucht oder Farbe zu tun hat. Er klingt nur so. Das Phänomen kennen wir alle: Wir sagen „Ball“, wenn wir ein Fest meinen, und wir benutzen das exakt gleiche Wort, um ein Sportgerät zu beschreiben. Die Wörter sind und klingen komplett identisch, kommen aber sprachlich gesehen aus völlig verschiedenen Richtungen. 

Genau das ist im alten Orange passiert, und als die Nassauer ins Spiel kamen, fanden sie einfach die Idee gut, sich eine jetzt schon bekannte und benannte Farbe zuzulegen, die auf das erfolgreiche Regime in der Provence hinwies – und die an anderen Höfen schlicht nicht verwendet wurde. Seitdem ist Holland orange. 

Die meisten Orangen baut Brasilien an

In Europa werden Orangen von August bis Mai geerntet und kommen sehr oft als ganze Früchte in den Handel. Das im Welthandel bedeutendste Orangenprodukt ist der Orangensaft, der – wer hätte nun das wieder gedacht – zum Großteil aus Brasilien stammt und meist als Sirup vertrieben wird. Tatsächlich ist Brasilien der größte Erzeuger von Orangen, gefolgt von Indien und China. Die weltweite Produktion von Orangen liegt aktuell bei um die 75 Millionen Tonnen, von denen gerade einmal ca. 6 Millionen Tonnen aus Europa kommen. Lächerlich.

Was in einer Orange steckt

Das Fruchtfleisch der Orange besteht zu etwa 85 % aus Wasser, zu 12 % aus Kohlenhydraten, zu 1 % aus Eiweiß und enthält so gut wie gar kein Fett. Bei einer Referenzmenge von 100 Gramm liefert das Fruchtfleisch der Orange um die 50 Kilokalorien und ist reich an Vitamin C, das fast 75 % des Tagesbedarfs eines Erwachsenen deckt. Irgendwelche sonstigen wichtigen Mikronährstoffe in signifikanten Mengen sucht man dagegen vergebens. Aber lecker sind sie.

Orangen sind Apfelsinen

Übrigens – und nicht, weil es so unwichtig ist, dass es ans Ende gehört: Es gab einmal eine Linie quer durch Deutschland, also von West nach Ost, an der sich die Bezeichnungen unterschieden. Oberhalb war der Begriff „Apfelsine“ üblich und beschrieb das Naheliegende: Apfel aus China (das damals Sina genannt wurde). Unterhalb fand man, dass sich die Farbe besser für die Definition eignete, und sprach von Orangen. Heute verschwinden die Unterschiede auch deshalb, weil der Handel der Meinung ist, dass Orange einfach eleganter klingt. Apfelsinen sind aber Orangen und umgekehrt. Der einzige Unterschied liegt im Wort und hat nichts mit Qualität, Kernhaltigkeit, Fleisch, Farbe oder Saft zu tun.

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