Gold und Silber hätt’ ich gerne …
Zeigen oder nutzen: Vielleicht lässt sich in dieser extrem vereinfachten Beschreibung die Bedeutung von Metallen für uns Menschen zusammenfassen. Gold zum Beispiel ist selten, rostfrei und sehr schön, durch seine Weichheit eignet es sich allerdings kaum dazu, ein leistungsfähiges Arbeitsgerät für den täglichen Gebrauch daraus zu machen. Bei Silber sieht die Sache genauso aus, und auch beim Kupfer kam man nicht so recht an den täglichen Nutzwert heran.
Dennoch wurde Kupfer mit dem Ende der Jungsteinzeit immer beliebter und seit etwa 5500 vor Christus verhüttet, verarbeitet und besessen. Jedoch blieb es bei den immer gleichen Komplikationen, die dem Kupfer den endgültigen Durchbruch versagten: Um es zum Schmelzen zu bringen, war eine Temperatur von beachtlichen 1.085 Grad Celsius erforderlich und auch bei besten Ergebnissen war und blieb das Kupfer immer noch das eine bisschen zu weich, sodass es sich im Einsatz als Werkzeug oder Waffe schnell abnutzte, stumpf wurde und sich gerne auch mal verbog.
… Bronze noch viel lieber
Irgendwann kam man auf die Idee, Kupfer mit dem auch damals schon bekannten und genutzten Zinn zu einer Legierung zu verbinden (Verhältnis ungefähr 80 bis 90 % Kupfer und 10 bis 20 % Zinn). Erste erfolgreiche Versuche gab es bereits um 3300 vor Christus in Palästina und ab 2200 vor Christus in Mitteleuropa. Wichtig dabei war – und das bringt uns langsam zum eigentlichen Thema dieses Textes – die gesunkene Schmelztemperatur des Metallgemisches um stattliche 150 Grad auf nur noch ca. 900 Grad. Anders gesagt mussten die Feuer schlicht nicht mehr so heiß sein.
An Ort und Stelle
Natürlich lag es nahe, dass man das Kupfer am besten da verhüttete, wo man es aus der Erde holte. Und wenn es bei dieser Gelegenheit schon direkt mit importiertem Zinn legiert wurde, war alles noch mal besser, weil man viel weniger Zinn benötigte, ganz schön viel Holzkohle einsparte und weil man die überaus wertvolle und heiß begehrte Bronze als Fertigprodukt verkaufen konnte.
Die Schatzinsel
Wir haben Ihnen das alles erzählt, weil es da noch zwei kleine und wahrscheinlich weitgehend unbekannte Details gibt, die die Sache spannend machen. Zum einen ist das der Begriff „Kupfer“. Die Insel Zypern war über zahllose Jahrhunderte hinweg einer der Hauptlieferanten von Kupfer. Ob Kupfer nach „Kypern“ benannt wurde oder ob das genau andersrum war, wissen wir heute nicht, aber auf jeden Fall war das eine ganz klar ein Synonym für das andere. Zum anderen gab es die faszinierende Entdeckung, dass die Überreste der Holzkohle, die man in rauen Mengen – im Rahmen archäologischer Ausgrabungen zur Bronzezeit – auf Zypern fand, zu über 70 % aus Olivenholz bestanden, was Oliven zum extrem wichtigen Gamechanger der frühzeitlichen Montanindustrie gemacht haben dürfte.
HolzFruchtÖl
Oliven also. Am wohlsten fühlten sie sich seit jeher rund ums Mittelmeer, im Nahen Osten und in Südafrika und wuchsen wirklich in Hülle und Fülle. Kultiviert wurden die Bäume wohl ab etwa 4000 vor Christus auf Kreta und in Syrien, wilde Oliven – dazu zählt auch ganz wesentlich das Holz – wurden allerdings schon vor 9.000 Jahren gesammelt und genutzt.
Was die Leute damals wie heute beachten mussten und müssen, ist die Tatsache, dass frisch geerntete Oliven so bitter sind, dass sie sich nicht zum direkten Verzehr eignen. Entweder man presst sie möglichst schnell zu Öl, oder man muss die frisch geernteten Früchte in eine Salzlake legen, die mehrfach ausgetauscht werden muss, bevor die Oliven genießbar werden oder in ihrem Öl eingelagert werden können.
Ob sich unsere zyprischen Metallgießer übrigens ebenfalls für die Früchte der Ölbäume als Nahrungsmittel interessiert haben, wissen wir nicht – vielleicht am ehesten noch für das Öl, mit ihrem Holz wussten sie aber sehr wohl umzugehen. So fällten sie wahrscheinlich nicht den ganzen Baum, sondern hackten gezielt Äste aus dem relativ harten und sehr gut (heiß) brennenden Holz vom Stamm. Die Äste wuchsen über die Zeit mehr oder weniger gut nach und die Ressource blieb erhalten.
Krumm is beautiful
Olivenbäume können sehr alt werden, wenn man sie denn lässt und wenn sie von Krankheiten verschont bleiben. Bäume von 1.000 Jahren und mehr sind absolut keine Seltenheit. Ihre volle Pracht und Herrlichkeit entfalten sie, zumindest was die Olivenfrüchte angeht, ungefähr mit dem 20. Lebensjahr und grundsätzlich gilt die Regel, dass besonders knorrige und krumme Olivenbäume besonders viel Ertrag liefern, was einer der beiden Gründe ist, weshalb kultivierte Oliven regelmäßig beschnitten werden: Das Wachstum des Baumes lässt sich hierdurch gezielt steuern und auch die Wuchshöhe wird so gehalten, dass die Ernte noch gut möglich ist (sonst werden Olivenbäume gerne auch mal bis zu 20 Meter hoch).
Ansonsten ist die Olive ganz schön clever, was ihren Energiehaushalt angeht: Nicht nur stellt sie bei Trockenheit Blüte, Wuchs und eventuell die Ausreifung der Früchte ein. Schneidet man einen Hauptast ab, dann bildet sich auch der Teil der Hauptwurzel konsequent zurück, der für diesen Ast „verantwortlich“ war, und schont so die Kräfte der Pflanze.
Die große Frage
Reif oder unreif – die einfachste aller Regeln lautet: Grüne Oliven sind unreif und schwarze reif. Es gibt keine „grünen Sorten“ und keine „schwarzen“; ist die Frucht reif, dann ist sie somit auch automatisch schwarz, dunkelviolett oder braun. Diese Oliven sind logischerweise deutlich teurer als die unreifen grünen – und wichtig: Sollten Sie im Regal auf entsteinte schwarze Oliven in Salzlake und zum Preis von grünen Oliven stoßen, dann sollten Sie wissen, dass Sie mit höchster Wahrscheinlichkeit vor ursprünglich unreifen grünen Oliven stehen, die mithilfe von Eisengluconat schwarz eingefärbt worden sind. (Auch deshalb fehlt ihnen der Kern: Wäre die Frucht geschlossen, würde das Färbemittel nur von außen wirken und die Olive bliebe innen grün.)
Da die grünen Oliven natürlich nicht mit dem vollen möglichen Aroma daherkommen, werden sie gerne mariniert oder gefüllt angeboten: Klassiker sind grüne Oliven mit Knoblauch-, mit Mandel-, mit Paprika- oder mit Sardellenfüllung.
Zu Tisch
90 % aller geernteten Oliven weltweit werden zu Olivenöl verarbeitet, nichtsdestotrotz können uns die verbleibenden 10 % dann doch noch sehr entzücken – als sogenannte Tischoliven. Sie schmecken zu, vor und nach jeder mediterranen Speise, zum Wein ebenso wie zum Käse, zum Fisch oder zum Salat und werden häufig auch in Brot, in Ragouts, in Salaten und in Soßen verwendet. Und ganz abgesehen davon, dass sie mit ihren mehrfach ungesättigten Fettsäuren wirklich sehr gesund sind, reicht ihr Geschmacksbild von herrlich salzig-mild bis zu süßlich-scharfer Opulenz.