Melonen

Melonen sind nicht nur ausgesprochen interessante Pflanzen, wie Sie gegen Ende unseres Textes erfahren werden, sie stecken auch voller Saft und Kraft, schmecken gerade bei höheren Temperaturen ganz wunderbar und machen darüber hinaus jede Menge Spaß. Klar, niemand kann die Kerne so richtig leiden, aber erstens ist es gesundheitlich unbedenklich, wenn man sie schluckt, und zweitens bieten sie die schönste „Munition“ für ein ordentliches Kernespucken.

Früher sehr beliebt: Melonenkerne

Der Kern der Sache

Sieht man sich die Saftkugeln, die alles zwischen einem und 100 Kilo wiegen können, auch nur kurz an, so ist vollkommen klar, dass die Melonen irgendwie zur Familie der Kürbisse zählen müssen. Sie sind zwar keine, aber die Verwandtschaft ist offensichtlich. Und genau wie bei den Kürbissen ganz am Anfang auch, waren es vor 5.000 bis 6.000 Jahren vor allem die enorm nährstoffreichen Kerne, hinter denen die Leute zunächst einmal her waren. Sie wurden zu Mehl gemahlen und höchstwahrscheinlich auch zu Öl gepresst.

Das Fruchtfleisch selbst war – wieder so wie beim Kürbis – erst einmal viel zu bitter, als dass man es so hätte genießen können, wie wir es heute tun. Und auch die Kerne sind heute ja eher ein Ärgernis als die helle Freude. Wobei man einschränkend sagen muss, dass die Menschen in Indien und vor allem auch in China noch immer sehr interessiert am Mehl der Kerne sind. Das hat dazu geführt, dass vor allem im Reich der Mitte Sorten gezüchtet wurden, deren Kerne ganz besonders groß und zahlreich sind.

Sommerwetter marsch

Melonen stecken voller Saft und Kraft (sie besitzen einen Wassergehalt um die 90 %), enthalten sehr wenig Fett und bieten dafür umso mehr Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine. Trotzdem belasten sie unseren Organismus nicht übermäßig – ihr Brennwert liegt bei nur ca. 36 Kilokalorien pro 100 Gramm. Was für eine angenehme Sommerfrucht …

Einfach dreifach

Es gibt zahllose Arten und Varietäten; manche Formen kommen in rauen Mengen auch wild vor. Wenn wir uns aber ein bisschen Übersicht über das Ganze verschaffen wollen, dann bleiben im Grunde nur drei Melonenarten übrig. Zwei von ihnen dominieren praktisch alle Märkte und eine ist so speziell und interessant, dass wir ihr noch einen kleinen Abstecher weiter unten widmen wollen.

Zucker- und Wassermelonen

Zucker marsch

Fangen wir mit den Zuckermelonen an, bei denen sich schon im Namen die Abgrenzung zu der anderen großen Gruppe, den Wassermelonen, findet. Im direkten Vergleich sind Zuckermelonen übrigens viel enger mit den Gurken verwandt als mit ihren entfernteren Cousins aus der Wassermelonen-Familie.

Und es geht auch gleich ein bisschen überraschend weiter, denn im Gegensatz zur Wassermelone gibt es ausgerechnet bei den zuckrigen Kollegen eine ganze Menge an überhaupt nicht süßen Sorten, die in den Küchen Indiens in verschiedenen Varianten als Gemüse zubereitet werden:

  • Bei der Melonensorte „Phoot" reißen die Früchte zur Reife auf und haben ein mehliges, saures Fleisch
  • „Kakri“ wird als Salatgurke genutzt
  • „Vellarikkai“ ist mehrere Monate lagerbar
  • „Dosa Kaya“ wird gekocht als Gemüse gegessen
  • „Kachri“ ist eine halbwilde Form mit kleinen Früchten von 60 bis 70 Gramm, die getrocknet als Garnierung von Gemüsegerichten verwendet werden.

So viel zum Thema süß und Zucker.

Oder eben doch, denn natürlich sind die allermeisten Zuckermelonen besonders süß und werden meistens als Obst verzehrt. Interessant ist hier die Frage, wo der ganze Zucker eigentlich herkommt. Vereinfacht gesagt finden wir in süßen Melonen drei Arten von Zucker, namentlich Traubenzucker, Fruchtzucker und unserem Haushaltszucker. Und während die Anteile von Glukose und Fruktose über die gesamte Reifung hinweg mehr oder weniger gleich bleiben, steigen die Werte der Saccharose im Zeitverlauf sehr deutlich an, was zuverlässig dafür sorgt, dass die Früchte immer süßer werden, je älter und reifer sie sind.

Der besseren Übersicht halber kommen hier die drei wichtigsten Unterarten der Zuckermelonen, zumindest so sortiert, wie wir sie hier in Europa nutzen:

Wintermelonen sind relativ groß (1,5 bis 3 Kilogramm), besitzen so gut wie keinen Geruch und sind sehr süß. Hierzu zählen etwa die „Amarillo liso“, „Piel de Sapo“, „Tendral“ und die von keinem luftgetrockneten Schinken wegzudenkende Honigmelone („Gelbe Kanarische“). Sie reifen recht spät im Jahr und sind – auch daher der Name – besonders lange haltbar. Im Gegensatz zu den beiden anderen Gruppen reifen diese Früchte einmal geerntet nicht nach (was mit dazu beiträgt, dass sie so lange halten).

Netzmelonen sind duftend und ebenfalls relativ lange haltbar. Zu ihnen zählen „Wester Shipper“, „Easter Shipper“, „Honey Dew“ und die berühmte und sich immer größerer Beliebtheit erfreuende „Galia“.

Cantaloupe-Melonen sind duftend und meist nicht besonders lange haltbar. In Deutschland werden sie teilweise auch als Warzen- oder Zuckermelone vermarktet, obwohl Zuckermelone eigentlich der Überbegriff ist. Für sie sind das kräftig orangefarbene Fruchtfleisch und ihre beige- bis hellbraune Schale charakteristisch. Cantaloupe-Melonen haben in der Regel einen Durchmesser von nur sieben und zwölf Zentimetern. Zu dieser Gruppe zählen die „Charentais“ und „Ogen“.

Wasser marsch

Die Wassermelone wird weltweit in ungefähr 1.200 Sorten angebaut, allerdings gelangen „nur“ etwa 150 von ihnen in die größeren Märkte, was ja auch schon eine ganze Menge ist. Ihre Frucht ist eine meist 20 bis 60 Zentimeter lange und kugelige bis längliche oder zylindrische sogenannte „Panzerbeere“, womit auch gleich botanisch geklärt ist, dass Melonen zu den Beeren gehören (und nicht zu den Beerenfrüchten, das ist wieder eine eigene Sache). Die Fruchtrinde ist ein bis vier Zentimeter dick und zäh, aber nicht hart und auch nicht beständig. Die Farbe ist meistens hell- bis dunkelgrün, einfarbig, gestreift oder hübsch marmoriert. Es existieren aber auch graugrüne Varianten; einige Sorten weisen eine einfarbig dunkelgelbe oder in Gelbtönen gestreifte Rindenfarbe auf, das Fruchtfleisch schmeckt süß. Die meisten Sorten besitzen rotes Fruchtfleisch, es gibt jedoch auch orangefarbene, gelbe und sogar weiße Sorten. Wassermelonen enthalten gut 8 % Zucker; Zuckermelonen – wen wundert’s – deutlich über 12 %.

Die Früchte werden als durstlöschendes Gemüse oder, je nachdem, was einem lieber ist, als Obst gegessen. In der Kalahari und anderen Trockengebieten Afrikas waren sie jahrhundertelang eine wichtige Wasserquelle für die Menschen, was ziemlich logisch ist, weil die Pflanzen sehr gut auf besonders trockenen und warmen Böden gedeihen und über die Zeit jede Menge Wasser aufnehmen können.

Mit gut über 100 Millionen Tonnen Jahresernte ist die Wassermelone mit sehr großem Abstand die wichtigste Melone auf der Welt (alle Zuckermelonen zusammen bringen es gerade einmal auf knapp 30 Millionen Tonnen).

Besondere Melonenart: die Nara-Pflanze

Der Hitze zum Trotz

Den Trick mit dem Leben in der Wüste und im tiefen Sand hat besonders die Nara-Pflanze perfektioniert, die nur in einem sehr schmalen (40 bis 60 Kilometer) und auch nicht besonders langen Streifen (1.000 Kilometer) rund um die Flüsse Oranje und Kunene in Namibia vorkommt. Man schätzt die Population auf einige Hundert bis wenige Tausend Exemplare und trotzdem ist die Nara die häufigste Pflanze in der Namib-Wüste. Aufgrund von Fossilienfunden nimmt man an, dass die Art bereits seit 40 Millionen Jahren existiert – einerseits bewundernswert, andererseits auch irgendwie nicht überraschend.

Die Nara ist ein blattloser, stark verzweigter und dorniger Strauch, der Wuchshöhen von einem halben bis einem Meter erreicht. Der Stamm und die Äste sind fein gerillt; so hält sich das Tauwasser besser fest. Die Äste sind mit zwei bis drei Zentimeter langen Dornen besetzt (was Fressfeinde fernhält), die aus reduzierten Blättern bestehen (um den Wasserverlust zu minimieren). Die Fotosynthese findet in den Ästen, Blüten und Dornen statt und nicht in den Blättern. Eine Nara kann leicht über 100 Jahre alt werden.

Das Gestrüpp einer einzigen Pflanze kann eine Fläche von bis zu 1.500 Quadratmetern (!) bedecken, was extrem clever ist, weil ihr Astwerk zuverlässig den angewehten Sand festhält und ansammelt. Dadurch bilden sich durchaus ansehnliche und recht hohe Dünen, die den Großteil der Pflanze schützen und ihr noch mehr Halt im Boden geben. Der weitaus größte Teil der Nara ist folgerichtig im Sand versteckt, wo ihre bis zu 30 Zentimeter dicken (!) und bis zu 40 Meter langen (!) Wurzeln in aller Ruhe zum Grundwasser vorstoßen können.

Die Frucht der Melonenpflanze wird von vielen Tieren der Namib verzehrt, darunter Giraffe, Gemsbock, Nashorn, Schakal und Hyäne. Elefanten und Stachelschweine tragen zur Weiterverbreitung bei, weil sie einen Großteil der Samen schön weit entfernt unverdaut wieder ausscheiden. Für den menschlichen Verzehr sind sowohl die Frucht als auch die Samen geeignet (durch Trocknung haltbar gemacht – die Samen sind also nicht nur in Indien und China populär). In Namibia wird die Pflanze auch medizinisch gegen Magenschmerzen, zur Beschleunigung der Wundheilung und – ganz wichtig – als natürlicher Sonnenschutz genutzt.

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