Hotdog

Hand aufs Herz: Was genau ist der Unterschied zwischen einem Frankfurter und einem Wiener Würstchen? Wer ist eigentlich wann und wo auf die geniale Idee gekommen, Wurst, Brot, Saucen und herzhafte Beilagen miteinander zu verheiraten und so in den Straßenverkauf zu gehen? Warum der Hotdog wohl Hotdog heißt? Und wie viele davon kann ein Mensch auf einmal wohl essen?

Schall und Rauch

Wie gut sind Sie eigentlich mit Namen? Gehören Sie zu den Glücklichen, die einen Namen – einmal gehört – auch Jahre später noch parat haben, wenn Sie die entsprechende Person zum zweiten Mal sehen? Oder verfügen Sie, so wie der Autor, über die seltene Gabe, einen Namen schon zu vergessen, während er sozusagen noch ausgesprochen wird?

Nun denn, dieser Text beginnt dieses Mal mit ein paar Namen und jeder von ihnen hat natürlich mit Hotdogs zu tun: Johann Georg Hehner ist wichtig, Karl „Charles“ Feltmann auch, Thomas Aloysius „Tad“ Dorgan müssen wir kurz streifen und natürlich dürfen auch weder Johann Georg Lahner noch Joey Chestnut noch Miki Sudo fehlen. Also viel Spaß!

Am Anfang

Wahrscheinlich ist ja Ikea der größte Hotdog-Verkäufer auf Erden, wenn man auch anmerken muss, dass das, was da in die Brötchen kommt, nicht mehr besonders viel mit der Wurst gemein hat, die ursprünglich zur Verwendung kam. Und weil natürlich weltweit darüber gestritten wird, wer denn nun wann und wo den ersten „richtigen“ Hotdog erfunden hat, sehen wir uns zunächst in Frankfurt am Main und dann noch ein bisschen in Wien um, bevor wir nach Coney Island gehen.

Es sollte schon eine schlanke Brühwurst im Saitling, also im dünnen Naturdarm, sein, die in einen vernünftigen Hotdog gehört, und hier fängt der Streit auch schon an, denn welche Würstchen entsprechen dieser Beschreibung wohl besser: Frankfurter oder Wiener? So gesehen erst mal keine, denn der Unterschied zwischen den beiden ist das Brät und nicht der Darm oder die Garung. Darum erst einmal Frankfurt.

Am Main

Abgesehen davon, dass die Würstchen so um die Mitte des 19. Jahrhunderts grundsätzlich etwas gröberes Brät enthielten, als wir das heute gewohnt sind (die Maschinen zur sehr feinen Zerkleinerung des Fleisches, die Kutter, waren schlicht noch nicht erfunden), galt in Frankfurt bis 1864 ein Gesetz, das besagte, dass ein Metzger immer nur eine einzige Sorte Fleisch verarbeiten und verkaufen durfte. Und weil Rind auch damals schon teurer war als Schwein, kamen eben ausschließlich Schweinefleisch und -speck in die Wurst. (Die Reifung erfolgte übrigens durch Kalträuchern und anschließende schichtweise Lagerung, was den Frankfurtern ihre typische kantige Form verleiht.)

Auf jeden Fall gab es einen Frankfurter Schweinemetzger namens Johann Georg Hehner, der 1847 zum ersten Mal eine knackige Brühwurst ins Brot gesteckt haben soll, weshalb die Frankfurter (also die Bewohner, nicht die Würste) für sich in Anspruch nehmen, die Allerersten gewesen zu sein, die je einen Hotdog gegessen haben.

An der Donau

Da ist ja auch alles gut und schön, wäre da nicht ein Metzger gewesen, der sein Handwerk zwar in Frankfurt erlernt hatte, aber bereits um 1800 nach Wien umgezogen war und schon 1805 „seine“ Frankfurter Würstchen mit großem Erfolg verkaufte. Er hatte interessanterweise nicht nur denselben Vornamen wie sein berühmter Frankfurter Kollege (Johann Georg), sondern machte seine Würstchen auch fast nach demselben Rezept. Unterschiede gab es nur beim Nachnamen (Lahner) und bei einer weiteren Grundzutat: Bei Wiener Würstchen kommt nämlich immer auch ein gewisser Anteil an Rindfleisch zum Einsatz (was übrigens ein für alle Mal den Unterschied zwischen Frankfurtern und Wienern beschreibt).

Jetzt können Sie sich also mal wieder aussuchen, wer denn nun wo der Erste war, denn so ganz ist die Sache mit dem einzig wahren Hotdog damit noch nicht geklärt.

Am Atlantik

Irgendwann hatte nämlich ein gewisser Karl Feltmann aus Hannover die Nase voll von der alten Welt und machte sich 1856 auf den Weg nach Coney Island südlich von New York, wo die transatlantischen Routen endeten und dementsprechend viele Migranten ankamen. Zuerst versuchte er sich als Kuchenverkäufer (wie so viele andere Einwanderer auch), fand das aber dann ob der massenhaften Konkurrenz sinnlos.

1867 schließlich steckte auch er ein Würstchen ins weiche Weizenmehlbrötchen (damals wahrscheinlich noch eher eine Grillwurst – auch heute noch essen die Amerikaner ihre Hotdogs lieber rundum angegrillt und nicht gedünstet). Tomatenketchup dazu, Senf, saure Gurken, Sauerkraut, Röstzwiebeln, Kohlsalat zur freien Auswahl (interessant, dass das alles sehr haltbare und ohne Kühlung funktionierende Zutaten waren – perfekt für den Straßenverkauf) und fertig war die Geschäftsidee. Jetzt noch einen passenden Handkarren mit Grillfläche dazu und los ging’s.

Am Ziel

Angeblich verkaufte er im ersten Geschäftsjahr 4.000 Hotdogs, eröffnete schon 1871 das „Feltman Restaurant and Beer Garden“ als stationäres Restaurant, das er 1901 zum „Feltman’s German Gardens“ erweiterte. Und wenn Sie sich eine Vorstellung von dem enormen Hunger der Amerikaner auf Hotdogs machen möchten, dann haben wir eine hübsche Zahl dafür: Das „German Gardens“ beschäftigte unfassbare 1.200 Bedienungskräfte. 1.200! Charles Feltmann, wie er sich konsequenterweise mittlerweile nannte, starb als schwerreicher Mann.

Nicht schlecht für einen Würstchenverkäufer, der übrigens als der wirklich wahre Erfinder des Hotdogs gilt – die beiden europäischen Metzger hatten dann doch wohl eher nur die Vorarbeit geleistet und waren vor allem nicht auf die Idee mit den Soßen und Beilagen gekommen.

Am Würstchen

Die Sache mit dem Namen ist – nun ja – so eine Sache: Natürlich kennen wir alle diese Zeichnung von Thomas Aloysius „Tad“ Dorgan, die besonders lange („world’s longest“) Wiener Würstchen in Form eines Dackels („Dachshund Wieners“) bewirbt, aber als diese entstanden ist, war der Name Hotdog längst etabliert.

Eine zweite Vermutung geht der Idee nach, dass insbesondere die deutschen Metzger, von denen ja auch bereits eine ganze Reihe eingewandert waren, eine besondere Vorliebe für Dackel als Haustiere hatten (die hervorragende Rattenjäger sind – nicht schlecht, wenn man Lebensmittel zu lagern hat), deren langer, leicht gebogener Rücken ja tatsächlich entfernt an die Form eines Wiener Würstchens erinnert.

Und für die Zartbesaiteten unter Ihnen gibt es da noch eine Sache, über die Sie vielleicht gar nichts wissen möchten: Es hielten sich sehr lange sehr hartnäckige Gerüchte, dass die Hotdog-Wurst einen gar nicht so geringen Anteil an Hundefleisch enthalten haben soll.

Am Limit

Amerika liebt seine Hotdogs, daran besteht gar kein Zweifel. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass in Coney Island (sehen Sie: immer noch) seit 1916 immer am Nationalfeiertag, also am 4.  Juli, ein internationales Hotdog-Wettessen ausgetragen wird. Ziel ist es, in zehn Minuten so viele Hotdogs in sich hineinzustopfen wie irgend möglich. Und obwohl das wahrlich so gar kein schöner Anblick ist, zieht die Show jedes Jahr Tausende Schaulustige an und wird von Millionen Zuschauern am Fernsehgerät verfolgt.

Und nur, damit wir das auch noch gesagt haben: 2020 siegte bei den Männern ein gewisser Joey Chestnut (unfassbare 75 Hotdogs, Weltrekord) und bei den Frauen Miki Sudo (48,5, Weltrekord). Wie gesagt: in zehn Minuten! Himmel hilf …

Am Tisch

Also, wenn Sie eine gute Brühwurst in ein weiches, der Länge nach aufgeschnittenes Weizenbrötchen legen, haben Sie eigentlich freie Bahn – das eine wahre Rezept gibt es so nicht.

Senf, Ketchup, Mayo, Remoulade, (Röst-)Zwiebeln, (saure) Gurken, Salat, (Sauer-)Kraut, Chutneys, Tomaten, Jalapeños, Relishes, Käse, Chili con Carne, Avocado – Feuer frei!

Nur immer daran denken, dass Sie Ihr Meisterwerk später dann noch möglichst unfallfrei in den Mund bekommen müssen, aber ansonsten: Alles, was hier oben aufgelistet ist, ist irgendwo auf der Welt Teil eines sauguten Hotdogs.

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