Ungerecht
Gurkentruppe, Saure-Gurken-Zeit, rumgurken, letzte Gurke: Die gute alte Gurke hat es wirklich nicht leicht – zumindest in Hinsicht darauf, wofür sie so alles herhalten muss. Allerdings bietet sie sich gleichzeitig auch für eher heitere Aspekte an und dient mitunter als Paradebeispiel für europäische Bürokratie, Normung und vielleicht auch ein bisschen Überregulierung. So wird der Journalist Lutz Ackermann mit der Aussage zitiert: „Ich würde mich sicherer fühlen, wenn in der EU die Atommeiler genauso streng kontrolliert würden wie die Gurken.“ Andere Überlegungen konfrontieren uns mit der Idee, dass ein Kaktus eine Art bewaffnete Gurke sei oder dass Mensch und Gurke ja in etwa denselben Wasseranteil hätten und wir Menschen deshalb eigentlich nur Gurken mit Gefühlen wären. Nun denn.
Trotzdem
Auf jeden Fall ist die Salatgurke unser liebstes Sommergemüse und wird in rauen Mengen produziert und konsumiert, was ja zumindest empirisch schon einmal nahelegt, dass sie eigentlich ein höchst angenehmer Bestandteil unserer Küche ist, auch wenn sie vielleicht keinen sooo besonders ausgeprägten Eigengeschmack hat. Andererseits macht genau diese Eigenschaft sie gleichzeitig zu so etwas wie einem Küchen-Chamäleon, weil sich die Früchte an so gut wie alle Zubereitungsarten anpassen können (Stichwort Schmorgurken) bzw. sich als unaufdringliche Begleiter gerne mit anderen Aromen und Geschmäckern verbinden. Ihr hoher Wassergehalt lässt zwar nicht zu, dass man sie erfolgreich einfrieren kann (was bei anderem Obst und Gemüse praktisch immer möglich ist), andererseits macht genau dieser Aspekt sie zu einem besonders erfrischenden Lebensmittel. Und wer auf der Suche nach der wohl kostengünstigsten Gesichtshautpflege ist, der ist mit ein paar gut gekühlten Gurkenscheiben auf Wange, Stirn und Augen bestens beraten.
Vorzeitig
Wie Melonen und auch Zucchini zählen Gurken zur Familie der Kürbisgewächse, was die Früchte quasi automatisch zur Panzerbeere macht: Die innen liegenden Samen kommen in großer Anzahl vor und die außen liegende Schutzhaut wird auch bei endgültiger Reife niemals ganz hart und kann in den allermeisten Fällen mitgegessen werden. Das sollte man auch machen, weil so gut wie alle Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe in der Schale stecken. Der Rest ist dann wirklich fast nur noch Wasser mit ein bisschen Pflanzengewebe darin. Und wie Melonen und vor allem auch Zucchini werden Gurken noch unreif und sozusagen vor ihrer Zeit geerntet, damit die Schale nicht zu fest und die Samenkörner nicht zu hart werden. Eine vollreife Gurke ist in der Küche kaum noch zu verarbeiten, wenn man nicht gerade auf der Jagd nach Gurkenkern-Öl ist, das sich zum Beispiel in China großer Beliebtheit erfreut.
Typisch
Schlangen- oder Salatgurken, wie wir sie typischerweise in den Regalen finden, stammen in den meisten Fällen aus Gewächshäusern, was dazu führt, dass Gurken zuverlässig das ganze Jahr über verfügbar sind (im Gewächshaus sind fünf bis sieben Ernten im Jahr keine Seltenheit). Gut zu wissen, dass diese Früchte gezielt darauf gezüchtet wurden, keine Pocken auf der Schale auszubilden, relativ lang und schlank zu wachsen, grün zu bleiben und möglichst helles Fruchtfleisch zu entwickeln. Alte Sorten dagegen sind oft eher kurz und gedrungen, walzenförmig und kommen mit einer höckrig-warzigen Oberfläche. Unabhängig davon ist die typische Erntesaison je nach Art und Lage in etwa zwischen Juni und allerhöchstens Oktober anzusiedeln.
Haltbar
Besonders früh und entsprechend klein geerntete Exemplare werden sehr oft durch Milchsäure-Fermentation oder durch Einlegen in Essigsud haltbar gemacht und erfreuen uns dann als Salz- oder Essig- oder Gewürzgurken; besonders aufregend und geschmacksintensiv sind dabei natürlich die wunderbaren französischen Cornichons, deren Name in etwa „Hörnchen“ bedeutet.
Beliebt
Ursprünglich stammen die kleinen Wasserbomben wohl aus Indien, wo sie so gegen 1500 vor Christus kultiviert wurden (erste Belege für ihren Verzehr sind allerdings noch ein paar Tausend Jahre älter). Die Römer fanden sie ganz hervorragend und bauten sie schon in ziemlich großem Stil an. Kaiser Tiberius war sogar dermaßen versessen auf seine Gurken, dass er die Pflanzen mit damals wirklich sündhaft teuren Glasscheiben gegen Kälte und schlechtes Wetter schützen ließ. Irgendwann im Mittelalter gelang der Pflanze dann endlich die Überquerung der Alpen, geraume Zeit später nahmen sich die Holländer der Sache an. Heute exportieren die Niederlande um die 500.000 Tonnen Salatgurken im Jahr, was den Chinesen höchstens ein mildes Lächeln abringen dürfte: China produziert fast 76.000.000 Tonnen Gurken im Jahr.
Lagerfähig
So lecker, erfrischend und saftig sie sind, so wichtig ist auch ihre Aufbewahrung in der Küche. Dass sie sich wegen des enormen Wassergehalts nicht einfrieren lassen, hatten wir ja schon erwähnt. Allerdings sind sie auch dann ziemlich empfindlich gegen Kälte, wenn sie nicht unter null gekühlt werden. Selbst im Gemüsefach Ihres Kühlschranks fühlen sie sich deshalb äußerst unwohl (und halten sich nur vier bis fünf Tage frisch), weswegen Gurken besser kühl, dunkel und trocken außerhalb der Kühlung gelagert werden sollten. Die optimale Lagertemperatur beträgt 10 bis 13 Grad und unter diesen Bedingungen bleiben Gurken bis zu komfortable drei Wochen frisch und genießbar. Vorausgesetzt, Sie legen sie nicht in unmittelbare Nähe von Tomaten, Melonen, Birnen oder auch Äpfeln, die das Gas Ethylen ausströmen. Ethylen vervielfacht das Tempo des Reifeprozesses und lässt Gurken schnell schlecht werden.