Grillwürste

Ohne die ist alles nichts: Jeder Deutsche verzehrt pro Jahr um die 2,5 Kilogramm Brat- und Grillwürstchen, und das kann ja kein Zufall sein. Werfen wir also einen Blick auf diesen absoluten Klassiker, finden wir einen Weg, wie man gebogene Würstchen gerade kriegt, und entdecken wir wichtige Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Und dann: Stellen wir uns einfach gemeinsam an den Grill, um die besten Bratwürstchen hinzubekommen!

Dreifach heiß

Eine Bratwurst auf dem Grill hinzubekommen gilt als eine der einfachsten Übungen am offenen Feuer. Nicht zuletzt ist das Garen auch deshalb keine Wissenschaft, weil die Natur uns freundlicherweise gleich drei Methoden zur Verfügung stellt, durch die sich Wärme von einem Ort zum anderen bewegen kann. Das ist zwar jetzt doch ein bisschen wissenschaftlich, aber wirklich nur ganz kurz – und hilfreich.

Wärmestrahlung bedeutet, dass sich Wärme in gerader Richtung ausbreitet wie Licht, das von einem Punkt zum anderen „fliegt“. Wärmeleitung besagt, dass Wärme durch direkten Kontakt von einem Körper zum anderen gelangt. Und von Konvektion ist die Rede, wenn sich ein Körper durch die Wärme in dem Medium erhitzt, das ihn umgibt, also zum Beispiel durch heiße Luft. Schon fertig und nur deshalb an dieser Stelle erwähnenswert, weil wir beim Grillen von Würstchen (und anderem Grillgut natürlich auch) mehr oder weniger alle drei Varianten nutzen, um beste Ergebnisse zu erzielen:

Die Wärmestrahlung sorgt zuverlässig dafür, dass die Würstchen schön gleichmäßig und rundum eine goldbraune Kruste bekommen. Die Wärmeleitung liefert das gern gesehene „Branding“, also die Röststreifen, die vom direkten Kontakt der Wurst mit dem heißen Grillrost stammen. Die Konvektion schließlich sorgt dafür, dass die Wurst in aller Ruhe auch innen durchgart, ohne außen schon zu dunkel zu werden oder gar anzubrennen.

Immer schön der Reihe nach

Wenn wir die Würstchen also im richtigen Moment von der einen Hitze zur anderen bringen, kommen sie gar, knackig braun und mit schönen Röstaromen auf die Teller. Im Klartext bedeutet das Folgendes: Beginnen Sie, indem Sie die Wurst zunächst über der direkten Hitze Ihres Grills anbraten (womit aber bitte kein Höllenfeuer gemeint ist!). Dadurch bildet sich die Kruste und der Rost hinterlässt seine hübschen Spuren. Relativ schnell sollte die Wurst dann aus der großen Hitze genommen und in eine Zone mit indirekter Hitze gelegt werden, damit sie von jetzt an in aller Ruhe innen durchgaren bzw. angenehm heiß werden kann (eine Kerntemperatur von um die 70 Grad Celsius ist optimal).

Plopp

Einen kleinen Schlenker in die Naturwissenschaft brauchen wir allerdings doch noch und der hat mit dem Druck zu tun. Ohne das allzu sehr zu vertiefen, merken wir uns einfach, dass sich so ziemlich alles ausdehnt, was mit Wärme in Berührung kommt, zum Beispiel auch das im Wurstbrät enthaltene Wasser bzw. dessen Dampf. Dieser Vergrößerung steht allerdings recht bald der Saitling im Weg – und die Wursthülle zieht in den allermeisten Fällen den Kürzeren, gibt auf und platzt und lässt all die köstlichen Säfte austreten.

Hier scheiden sich dann die Geister: Die einen Grillfreunde finden genau das schön, richtig und urtümlich, während die anderen über den optischen Makel die Nase rümpfen und lieber auf diesen Effekt verzichten. Sagen wir mal so: Solange das Brät zusammenhält, gar wird und die Hülle nicht gerade in Fetzen vom Würstchen hängt, ist das alles keine große Sache.

Cut

Wer allerdings Wert auf makellose Optik legt, schneidet die Würstchen gezielt ein und verhindert so das unkontrollierte Platzen. Der Saft tritt dann allerdings ebenfalls aus, wenn auch an den vorher genau definierten Stellen.

Tipp: Wenn Ihre Würstchen fertigungsbedingt besonders stark gebogen sind, aber zum Verzehr (oder für die weitere Handhabung auf dem Grill) möglichst gerade werden sollen, dann schneiden Sie sie an der Innenseite ein, also an der unteren Seite des Bogens. Sie strecken sich mit der Hitze und werden deutlich gerader.

… nur die Wurst hat zwei

Die allermeisten Würstchen, die auf unseren Grills landen, gehören zur Gruppe der Brühwürste: Hier wird das gewürzte Brät, das relativ viel Fett enthält (gut für den Geschmack, die Saftigkeit und auch gegen Anbacken), zunächst in einen Saitling aus Schweine-, Lamm- oder Kunstdarm gefüllt, abgedreht und dann in heißem Wasser oder einer geschmacksgebenden Brühe gegart. Zu dieser großen Gruppe zählen die folgenden Beispiele, die sich im Grunde nur durch die Beschaffenheit des Bräts und die jeweilige Würzung unterscheiden (und ein bisschen auch durch die Fleischsorte, also Schwein, Rind, Geflügel oder eine entsprechende Mischung).

Zumindest mengenmäßig weit abgeschlagen finden wir die zweite große Gruppe, die Rohbratwürste.

Ein Überblick über Rohbratwürste

Feine Bratwurst (zum Beispiel Weißwurst): eine Brühwurst aus – wie der Name schon sagt – besonders feinem Brät; enthält also praktisch keine größeren Fleischstücke. Im Handel gibt es sie seltener in roher und sehr häufig in gebrühter Form. Sie wird in Schweinedärme mit einem Durchmesser von 26 bis 28 mm abgefüllt und hat ein Stückgewicht von 80 bis 120 g. Eine bekannte Variante ist die rheinische Bratwurst, bei deren Herstellung Hühnerei verwendet wird.

Mittelgrobe Bratwurst (zum Beispiel fränkische Bratwurst, Schweinswürstchen, Rostbratwurst): eine Brühwurst aus Schweinefleisch-Stücken und Bratwurst-Grundbrät. Die Masse hat eine schon recht grobe Struktur von bis zu 5 mm Stückgröße. Bekannte Varianten sind die polnische Bratwurst, die zusätzlich mit Knoblauch und Majoran gewürzt wird, und die recht kleine Münchner Bratwurst, die mit einem Stückgewicht von 40 bis 50 g abgedreht wird.

Grobe Bratwurst (zum Beispiel Rostbratwurst, Hamburger Bratwurst, norddeutsche Bratwurst): eine Brühwurst aus Schweinefleisch und praktisch keinerlei feinem Brät. Die Masse hat eine grobe Struktur von 5 mm und mehr. Sie wird in Schweinedärme mit einem Durchmesser von 26 bis 28 mm abgefüllt und hat ein Stückgewicht von 100 g. Bekannte Varianten sind die Coburger Bratwurst, die zusätzlich mindestens 15 % Rindfleisch und ebenfalls Frischei enthält, sowie die Nordhäuser und fränkische Rostbratwurst, die zusätzlich mit Majoran und Piment gewürzt wird.

Tipp: „Rostbratwurst“ ist nur eine Bezeichnung für grobe und mittelgrobe Bratwurst und sonst gar nichts. Sie ist eine ganz normale Brühwurst aus Schweinefleisch und/oder Bratwurst-Grundbrät. Die Masse wird gewolft und/oder gekuttert, bis sie eine Struktur mit einer Körnung von maximal Erbsengröße hat (was ganz schön grob sein kann). Sie wird in Schweinedärme mit einem Durchmesser von 26 bis 28 mm abgefüllt und hat ein Stückgewicht von 100 g.

Rohe Bratwurst (zum Beispiel Metzgerwurst, Schweinfurter Bratwurst, Thüringer Bratwurst, Salsiccia als rohe Version): unterscheidet sich von anderen Sorten im Grunde nur darin, dass sie erst unmittelbar vor dem Verzehr und nicht vorher durch Brühen gegart wird. Sie muss in Deutschland am Tag der Herstellung verbraucht bzw. verkauft werden.

Tipp: Gerade bei der frischen Ware ist es beim Grillen wichtig, ausreichend Zeit einzuplanen. Rohe Würste müssen bin ins Innere hinein durchgaren, was sie von den innen bereits garen Brühwürsten unterscheidet. Auch deshalb ist es etwas schwieriger, frische Bratwurst auf den Punkt zu grillen, ohne dass sie außen schon zu dunkel und innen noch roh ist. Ein bisschen mehr Zeit in der indirekten Zone ist hier das Mittel der Wahl.

Räucher- und Pökelwurst (zum Beispiel Kabanossi, Westfälinger, Krakauer, Schlesische, Kielbasa): ungebrühte Rohwürste, die durch Pökeln und/oder Räuchern haltbar gemacht bzw. gegart werden. Grundsätzlich gilt für Würste, bei denen Nitrit-Pökelsalz zum Einsatz kommt, mit der Hitze vorsichtig zu sein.

Tipp: Wenn Sie auf den wunderbaren Duft und Geschmack einer frisch gerillten Kabanossi oder Krakauer nicht verzichten möchten, dann gehen Sie beim Grillen ein bisschen anders vor: Beginnen Sie auf der indirekten Zone und lassen Sie die Wurst in aller Ruhe Wärme ziehen. Schneiden Sie sie erst danach an und finalisieren Sie die Kruste erst dann (und möglichst kurz) auf der direkten Hitze.

Spezialitäten (zum Beispiel Thüringer, Nürnberger Rostbratwürstchen): Sie sind nicht nur besonders populär, sondern oft auch besonders interessant. Die mittelfeine Thüringer Rostbratwurst kann zum Beispiel roh oder gebrüht verkauft werden, nur Schwein oder auch Kalb oder Rind enthalten und dabei immer eine echte Thüringer bleiben. Die Nürnberger Rostbratwürstchen bestechen durch ihren besonders feinen Geschmack, der vom reichlich verwendeten Majoran stammt, und mit ihrer besonders kurzen Garzeit. Weil die Würstchen sehr schmal und klein sind, können Sie am Grill aber schwer zu handhaben sein, wenn der Rost grob ist.

Tipp: Die kleinen Nürnberger lassen sich sehr gut grillen, wenn man sie in einen Klapprost einlegt, wie man ihn fürs Grillen von Fisch kennt. Einmal eingesperrt, lassen sie sich bestens wenden und von direkt nach indirekt umsortieren.

Vegetarier und Veganer können Bratwürstchen aus Tofu, Weizeneiweiß oder Grünkern auf den Rost legen. Für einen intensiveren Geschmack empfiehlt es sich, die fleischlosen Würstchen vor dem Grillen kräftig zu marinieren.

Übrigens: Bockwürstchen, Wiener, Frankfurter und alles aus der Gruppe, die man gerne „Knackwürstchen“ nennt, haben auf der Hitze eines Grills nichts zu suchen. Entweder Sie erwärmen sie schlicht in heißem, aber nicht kochendem Wasser oder Sie geben sie ausschließlich in die indirekte Zone Ihres Grills, wo deutlich moderatere Temperaturen herrschen. Nie über hoher direkter Hitze grillen – wenn Sie zusätzliche Röstaromen wollen, dann rösten Sie lieber das unverzichtbare Brötchen kurz auf dem Grill an.

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