Falafel

Bei einer dermaßen erfolgreichen Sache wie den Falafeln beanspruchen natürlich viele Länder, Gegenden oder ethnische Gruppen das Recht darauf, sich als Erfinder zu sehen, aber ganz so einfach ist es hierbei nicht. Sicher ist, dass die Falafeln irgendwie aus dem Nahen Osten kommen, schon seit Urzeiten beliebt sind und nicht nur als Armeleuteessen galten und gelten. 

Willkommen am Nil!

Machen wir uns den Spaß und begeben uns gedanklich kurz ins Ägypten des 2. oder 3. Jahrhunderts nach Christus. Die große Zeit der Pharaonen ist natürlich längst vorüber, Ägypten ist noch Teil des römischen Imperiums, Byzanz und die frühislamische Phase liegen in weiter Ferne, aber na gut. Auf jeden Fall kann man zu dieser Zeit in diesem Land im Grunde das große Staunen anfangen – und das hat damit zu tun, wie die Ägypter miteinander geredet haben.

Was ist das denn für ein Quatsch?

Stellen Sie sich mal vor, wie es wäre, wenn man in Deutschland eine Gruppe von Leuten besonders definieren und hervorheben würde, nur weil sie deutsch miteinander sprechen. Wie bemerkenswert: Da gibt es Leute, die innerhalb Deutschlands deutsch miteinander reden?! Das ist ja toll … Abgesehen davon, dass der Gedanke an sich ja irgendwie schon komisch ist, muss dieser Sachverhalt besonderes Gewicht gehabt haben, denn scheinbar müssen dann ja alle anderen Deutschen eben genau kein Deutsch gesprochen haben. Wie bitte?

Nun gut

Genau das ist es, was im Ägypten der beschriebenen Zeit passiert war: Diejenigen Ägypter, die ägyptisch sprachen, wurden innerhalb ihres eigenen Landes als eigene ethnische Gruppe betrachtet und „Kopten“ genannt. Wie kommt man bloß auf eine solche Idee? Auf jeden Fall waren die ägyptisch sprechenden Ägypter somit die ersten, die sich der christlichen Lehre anschlossen, woraus dann später die „koptische Kirche“ hervorging, die sich mit bis zu elf Millionen Gläubigen in Ägypten allein noch heute bester Reputation erfreut.

Zeit des Verzichts

Jetzt werden Sie sich vielleicht fragen, warum wir Ihnen das überhaupt erzählen, aber dieses Geheimnis lüften wir jetzt, weil es hier ja schließlich um die Falafel geht: Kein christlicher Glaube ohne eine gehörige Portion Fastenzeit im Jahr – und Fasten bedeutete schon in der Frühzeit der Kirche(n) den Verzicht auf Fleisch und alle möglichen anderen weltlichen Genüsse. Pflanzen und ihre Produkte zu verzehren war natürlich erlaubt, und wenn man zuverlässig satt werden wollte, dann bot es sich an, weniger auf Salate zu setzen als vielmehr auf die pflanzlichen Proteinbomben der damaligen Zeit, was vor allem Hülsenfrüchte wie Bohnen oder auch Kichererbsen waren. Und wenn dann noch ein bisschen Öl bzw. Fett ins Spiel kam, dann war die Fastenspeise im Grunde perfekt.

So einfach kann das alles sein

Und genau das ist es, was die oder das Falafel ist (Falafel ist entweder feminin oder neutral – nur DER Falafel ist verboten): Typischerweise werden Bohnen oder Kichererbsen zu einem Brei gewolft, anschließend mit Gewürzen und Kräutern veredelt und dann schlichtweg frittiert: vegetarisch, energiereich und so gesehen kerngesund – Fasten-Food. Die Kopten könnten die Ersten gewesen sein, die auf diese geniale Idee gekommen sind, auch wenn sich die Quellen hierzu nicht wirklich einig sind (aber das ist fast immer so, wenn es um „das große Ding“ geht: Pommes, Currywurst, Döner, Hamburger: Da heben immer eine ganze Menge Leute die Hand und behaupten, genau sie seien die Ersten gewesen …).

Im Grunde kann es uns ja herzlich egal sein, wer wann der Erste war, der Bohnenbrei ins Ölbad warf, viel wichtiger ist, dass sich Falafeln mehr oder weniger explosionsartig im gesamten arabischen Raum ausbreiteten, in der Levante natürlich auch – und mittlerweile sind sie aus unserer schnellen Küche und Ernährung ebenfalls kaum noch wegzudenken.

Dann mal los!

Es ist ja auch bestechend: Die/das Falafel selbst kommt gar nicht mit sooo viel Aromen und Geschmack (selbst als Armeleuteessen gibt es Falafel mit etwas Sesamöl und sonst mit gar nichts, aber ein bisschen Aroma muss nun mal sein), was sie dazu prädestiniert, sie mit Soßen, Dips, Gemüse, Salat und Gewürzen aufzubrezeln, bis aus den kaum walnussgroßen Bratlingen eine vollwertige und überaus köstliche Mahlzeit wird.

Viele Dönerbuden bieten statt Fleisch Falafel an und bauen die Falafel-Pita oder Wraps mit den gleichen Zutaten auf wie einen Döner. Noch ein bisschen Tahina (Sesammus), Hummus (Kichererbsenmus), Sumach (Gewürzpulver mit fein säuerlicher Note) oder ein paar Spritzer Zitronensaft dazu und der Genuss kann beginnen.

Ganz, wie Sie wünschen

Je nachdem, was man Falafeln hinzufügt, können sie also ein schneller Snack auf die Hand sein, eine vollwertige Hauptmahlzeit mit allem Drum und Dran oder unverzichtbarer Bestandteil der Mezze, also der Vorspeisenplatte, die sich im gesamten Nahen Osten und in den umliegenden Ländern und Gegenden größter Beliebtheit erfreut.

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