Was steckt im Eistee?
Wasser, Zucker, Fruktose, Schwarztee-Extrakt, Säuerungsmittel, Säureregulator, Zitronensaftkonzentrat, Aromen, Antioxidationsmittel, Süßungsmittel, Koffein: Wie hört sich das für Sie an? Wahrscheinlich nicht allzu vielversprechend. Und dennoch gilt industriell hergestellter Eistee für viele als wunderbar schmeckender Durstlöscher. Aber selbst, wenn man all die Zusatzstoffe mal außen vor lässt und sich nur ansieht, wie viel – oder besser gesagt, wie wenig – Tee im Eistee enthalten ist (um die 0,3 % Tee-Extrakt) und wie viel Zucker (um die 50 Gramm pro Liter, also etwa 15 Zuckerwürfel), muss man feststellen, dass die Idee, industriell erzeugten Eistee in größeren Mengen zu trinken, keine besonders gute ist.
Aber gut, wie fast immer haben wir es schließlich selbst in der Hand und können uns zu Hause ohne großen Aufwand einen deutlich gesünderen und wahrscheinlich auch besser schmeckenden Eistee machen.
Eistee kommt aus den USA
Aber lassen Sie uns vorne anfangen und erst einmal der Frage nachgehen, wo die Wurzeln des Erfrischungsgetränks zu finden sind. Erste Überraschung: Es war nicht China, nicht Indien, nicht Holland, nicht Ostfriesland und schon gar nicht England, wo der süße Sud seine ersten großen Erfolge feierte. Es waren tatsächlich die USA – und zwar genauer gesagt der Süden und nicht der Norden –, wo die ersten Eistee-Rezepte so gegen Mitte des 19. Jahrhunderts auftauchen.
Eistee wurde am Anfang mit grünem Tee gemacht
Zweite Überraschung: Dass die USA ihre ganz eigene Geschichte mit dem Tee haben (Stichwort Boston Tea Party) und erbittert mit den Engländern um Steuern und Zölle stritten, ist bekannt. Aber wussten Sie auch, dass es sich hierbei so gut wie ausschließlich um grünen Tee gehandelt hat, also um die nur getrockneten Blätter, und keineswegs um den Schwarztee, der erst durch Trocknung und Fermentation entsteht? Man kann mit Fug und Recht sagen, dass die US-Bürger überhaupt nicht wussten, dass es sozusagen zwei verschiedene Arten von Tee gibt (die Engländer damals übrigens auch nicht).
So basierten also auch die ersten Rezepte für Eistee ausschließlich auf grünem Tee. Das ist auch überhaupt nicht schlecht (im Gegenteil), spiegelt aber nicht das wider, was wir heute unter Eistee verstehen, der nun mal weitestgehend die Verwendung von schwarzem Tee vorsieht.
Ohne Eis kein Eistee
Die nächste Überraschung ist zwar ein bisschen profan, gehört aber dazu, wenn man sich mit dem Eistee befasst – und das ist natürlich das Eis bzw. die entsprechende Kältequelle: Die ersten brauchbaren Kühlschränke für zu Hause kamen erst ab den 1920er-Jahren auf den Markt, bis dahin gab es nur Eisschränke, in denen industriell hergestelltes Eis zur Kühlung von Nahrungsmitteln gelagert wurde. Außerdem konnte man sich mit dem hauseigenen Eispickel bei Bedarf das eine oder andere Stückchen abschlagen und so zum Beispiel seine Getränke kühlen. Aber alles das funktionierte natürlich nur dann, wenn man irgendwie an Eis kam, und das galt damals schon ein bisschen als Luxus.
Ohne schwarzen Tee keinen Eistee
Ob der nächste Schritt nun überraschend kam oder nicht, lassen wir mal außer Acht, aber irgendwann hatten die Engländer dann doch festgestellt, dass der fermentierte, also der schwarze Tee eine sehr schöne Sache ist. Erstens schmeckte er ziemlich gut und zweitens – und das war noch viel wichtiger – wurde er nicht mehr aus China importiert, sondern aus den landeseigenen Kolonien vor allem in Indien; man kam also einfach besser an ihn dran. Fehlte nur noch der Absatzmarkt, weil die paar Engländer niemals die gewaltigen Mengen an schwarzem Tee verbrauchen konnten, die hergestellt wurden.
So wurde im Jahr 1904 ein gewisser Richard Blechynden von England aus zur Weltausstellung in St. Louis, Missouri, entsandt und hatte im Grunde nur die Aufgabe, den Amerikanern den Schwarztee aus der Alten Welt irgendwie schmackhaft zu machen (zur Erinnerung: Bis dahin kannten sie nur grünen Tee). Das alleine stellte Mr. Blechynden schon vor ziemliche Herausforderungen, denn der schwarze Tee schmeckte nun einmal ein bisschen bitter, war ohnehin fremd und wurde bis dato immer heiß serviert.
Eistee wurde fast zufällig erfunden
Zu seinem großen Unglück – oder Glück, aber das stellte sich erst etwas später heraus – kam ausgerechnet der Sommer 1904 in St. Louis mit enormer Hitze daher, und bei Temperaturen um die 40 Grad im Schatten interessierte sich nun wirklich kein einziger Besucher für eine Tasse heißen Tees. In seiner Not organisierte sich unser Abgesandter ein paar gut gekühlte Bleirohre, stopfte sie mit reichlich Crushed Ice voll, das ein Anbieter von Industriemaschinen in der Halle nebenan produzierte, und kippte seinen frisch aufgebrühten Schwarztee oben in die Röhre. Heraus kam nichts anderes als ein Wunder: Durch die blitzschnelle Abkühlung verlor der Tee seine Bitterstoffe, das Wassereis verdünnte den recht stark aufgesetzten Tee auf geradezu perfekte Weise – und kühl und erfrischend war das Ganze auch noch. Ein bisschen Zucker dazu und etwas Zitrone, und fertig war der perfekte Sommerdrink, der es mehr oder weniger sofort auch auf die Speisekarten der ansässigen Restaurants schaffte. Der Iced Tea unseres Mr. Blechynden wurde zu DER Sensation der Weltausstellung.
Darum ist Eistee so beliebt
Und es war ja auch bestechend: Der schwarze Tee war nicht mehr bitter; durch Eis oder Wasser konnte er sehr gut auf ein Maß heruntergemischt werden, auf das sich alle verständigen konnten; der Zucker brachte die Mildheit und mit der Zugabe von Zitrusfrüchten, Pfirsichen, anderem Obst oder auch Kräutern kamen die Aromen und diese gewisse Frische.
Trotzdem dauerte es noch überraschend lange, bis sich die Industrie im großen Stil dem Eistee zuwandte. Der Boom hier in unseren Breiten setzte – zumindest, was die fertig gemischten Getränke anbelangt – erst mit den 1990er-Jahren ein. Bis dahin gab es im Grunde nur das berühmt-berüchtigte Eistee-Granulat, das vor Zucker nur so strotzte und auch nicht besonders lecker war.
Logisch, dass die Industrie andere Wege fand, um an den einmaligen Geschmack und die besonderen Aromen zu kommen. Die Vermarktung war dann schließlich fast schon ein Klacks. Heute trinken wir in Deutschland um die drei bis fünf Liter Industrie-Eistee pro Kopf und die Schweizer gönnen sich beeindruckende 28 bis 30 Liter des Instantprodukts.
Was man für selbst gemachten Eistee braucht
Tee ist gesund, Obst und Kräuter auch, Vitamine sind eine gute Sache und sogar Zucker und Koffein müssen, in Maßen konsumiert, keine Katastrophe sein. Wie so oft macht die Dosis das Gift: Der Zucker- und auch der Zitronensäuregehalt von industriellen Eistees sind durchaus bedenklich, das Koffein dagegen fällt nur etwa halb so stark ins Gewicht wie beim Kaffee. Allerdings enthält jeder Tee – wenn auch in unterschiedlichen Dosierungen – Koffein; im Zweifel weichen Sie einfach auf Kräutertees aus. Außerdem ist es wirklich sehr leicht, sich seinen eigenen, gesunden Eistee selber herzustellen.
Alles, was man braucht, sind schwarzer, grüner oder Kräutertee, Eiswürfel, süßes Obst und/oder Zitrusfrüchte. Und ja: Auch ein Süßungsmittel darf sein, sei es weißer oder brauner Zucker, Agavendicksaft, Honig oder (Ahorn-)Sirup. Wenn Sie gerne Erdbeer-, Mango-, Pfirsich-, Kiwi-, Apfel- oder Kirscharomen hätten, dann pürieren Sie die entsprechenden Früchte mit einem Mixstab und verkochen sie mit etwas Wasser zu einem Mus, das dem Getränk später zwar die Klarheit nimmt, dafür aber voller natürlicher Aromen steckt. Alternativ besorgen Sie sich die entsprechenden industriell erzeugten Flüssigaromen und verwenden die.
Wie man den Tee für Eistee ansetzen sollte
Weil der Tee zum schockartigen Abkühlen auf Eiswürfel trifft und diese dabei schmelzen, muss der Tee immer kräftiger angesetzt werden, als man das für normalen Tee machen würde. Manche Quellen sprechen von der doppelten, andere von der bis zu sechsfachen Menge im Verhältnis Tee zu Wasser. Dennoch wird die Ziehzeit niemals erhöht und liegt je nach Sorte und persönlichem Geschmack irgendwo zwischen zwei und sechs Minuten. Alles darüber hinaus schwemmt zu viele Bitterstoffe aus und die kann man bei Eistee wirklich nur in Maßen gebrauchen.
Tipps zur Herstellung von Eistee
Cold-Brew-Eistee: Der Tee wird mit kaltem Wasser übergossen und zieht dann mehrere Stunden lang oder auch über Nacht. Für diese Variante sind Grün- und Weißtee-Sorten perfekt geeignet. Das fertige Getränk ist besonders mild und angenehm. Serviert wird auch dieser Eistee nach Belieben mit Eiswürfeln, Früchten, Sirup, Obstmus oder mit einem Süßungsmittel Ihrer Wahl.
Eistee-Eiswürfel: Hierfür bereiten Sie Tee mit der vierfachen Menge an Teeblättern zu, süßen ihn dann, füllen den Tee nach dem Abkühlen in Eiswürfelformen und frieren ihn ein. Wenn Sie später ganz schnell eine köstliche Erfrischung brauchen, geben Sie einen oder zwei der Tee-Eiswürfel in ein Glas, gießen warmes Wasser darüber, geben Früchte, Obst oder ein Fruchtmus dazu und genießen Ihren Eistee sofort.
Eistees aus Schwarztee, Früchte-, Rooibos- und Kräutertee werden mit sprudelnd kochendem Wasser aufgesetzt.
Eistees aus Grün- oder Weißtee werden mit Wassertemperaturen von 70 bis 80 Grad Celsius zubereitet (Zubereitungsempfehlung beachten).