Deutsche Weinanbaugebiete

Sie haben sich bereits durch unser Weinlexikon geklickt und unsere Tipps für Einsteiger und Experten gelesen? Herzlichen Glückwunsch! Dann sind Sie auf dem besten Weg zum Weinprofi. Gemeinsam haben wir uns nun bereits intensiv mit dem Prozess der Herstellung von Wein beschäftigt – von der Traubenlese bis zur Lagerung. Doch jetzt begeben wir uns an den Ursprung des Genusses: die Weinanbaugebiete. Denn nur dort, wo die Trauben prächtig gedeihen, kann auch wirklich guter Wein entstehen. Obwohl Wein mittlerweile weltweit angebaut wird, richten wir unseren Fokus auf die traditionsreichen Weinanbaugebiete Deutschlands und werfen danach einen Blick auf einige internationale Hotspots. Also, schnallen Sie sich an, die Reise kann beginnen!


Durch den Klimawandel verschieben sich die Weinanbaugebiete immer weiter nach Norden. Noch sind Weine aus Norddeutschland, Schweden und Dänemark Raritäten, doch wie sich aktuell an den stark steigenden Touristenzahlen in Schweden zeigt, könnte auch dort bald der Weinanabau unter den neuen Voraussetzungen und an Bedeutung gewinnen und deutlich forciert werden.

Alexandra Franzen, Abteilungsleitung Warenbereich Wein, Sekt & Spirituosen bei Handelshof


Weinregionen Deutschlands: die Wiege bester Weine

Wein und Deutschland – das ist eine Beziehung, die tief in der Geschichte verwurzelt ist. Schon die Römer brachten den Wein an Rhein und Mosel und legten so den Grundstein für eine jahrtausendealte Tradition. Heute gibt es in Deutschland 13 Weinanbaugebiete, die sich größtenteils entlang des Rheins und seiner Nebenflüsse erstrecken. Auf rund 100.000 Hektar Rebfläche werden hier jährlich etwa neun Millionen Hektoliter Wein erzeugt.

Jedes dieser Anbaugebiete verleiht seinen Weinen einen ganz eigenen Charakter. Das liegt am sogenannten Terroir, also den speziellen Bedingungen von Klima, Boden und Gelände. Besonders deutsche Weißweine genießen international einen exzellenten Ruf. Werfen Sie mit uns einen Blick auf einige der bekanntesten deutschen Weinanbaugebiete.

Rheinhessen

Mit seinen etwa 27.000 Hektar Rebfläche ist Rheinhessen das größte Weinbaugebiet Deutschlands. Es erstreckt sich zwischen Alzey, Worms, Mainz und Bingen, umschlungen vom großen Rheinbogen. Rheinhessen ist vor allem für seinen Riesling bekannt, dessen Anbaufläche nach der Pfalz auf Platz zwei rangiert. Doch auch Silvaner, Müller-Thurgau und die neue, aufstrebende Sorte Souvignier gris haben hier ihre Heimat. Zudem sind Burgunder-Weißweine und Chardonnay stark vertreten. Auf der Rotweinseite dominiert der Dornfelder, dessen Anbaufläche stetig wächst.

Pfalz

Die Pfalz ist nicht nur bekannt für ihre Deutsche Weinstraße und das größte Weinfest der Welt in Bad Dürkheim, sondern auch für ihre Spitzenweine. Sie ist das zweitgrößte Weinbaugebiet Deutschlands und gleichzeitig das größte Rotweinanbaugebiet. Der Riesling führt mit etwa 6.000 Hektar das Ranking der Anbauflächen für Weißwein an, gefolgt von Weiß- und Grauburgunder, Silvaner, Müller-Thurgau und Sauvignon blanc. Rund 30 Prozent der Rebflächen sind mit roten Sorten wie Spätburgunder, Merlot und Cabernet Sauvignon bepflanzt.

Baden

Das Weinbaugebiet Baden erstreckt sich über stolze 400 Kilometer und gilt als Paradies für Burgunderweine. Die neun Bereiche dieses drittgrößten deutschen Anbaugebiets unterscheiden sich stark im Terroir, was eine große Vielfalt an Weinen hervorbringt. Im Norden dominieren Rivaner, Riesling und Schwarzriesling, während in der Mitte Spätburgunder und Riesling die Hauptrolle spielen. Im Süden sind es die roten und weißen Burgunder, die glänzen. Eine besondere Spezialität der Region ist der Gutedel aus dem Markgräflerland.
 

Mosel

Die Mosel mag flächenmäßig im Mittelfeld liegen, doch sie hält einige Rekorde. Sie ist nicht nur das älteste Weinbaugebiet Deutschlands, sondern auch das größte Steillagenweinbaugebiet der Welt. Der steilste Weinberg, der Calmont, erreicht eine Hangneigung von bis zu 68 Grad! Die Moselregion ist für ihre mineralischen, fruchtigen Weißweine bekannt, die oft einen moderaten Alkoholgehalt haben. Der Riesling ist hier mit über 62 Prozent der Anbaufläche der unangefochtene Star.

Franken

Das Weinbaugebiet Franken ist untrennbar mit dem Bocksbeutel verbunden. Auf den Muschelkalk- und Keuperböden gedeiht vor allem der Silvaner prächtig. Diese fränkische Spezialität nimmt etwa ein Viertel der Anbaufläche ein, gefolgt von Müller-Thurgau und Bacchus. Weißwein dominiert klar mit einem Anteil von rund 83 Prozent.

Nahe

Geschützt vom Hunsrück bietet das Weinbaugebiet Nahe ideale Bedingungen für den Weinbau. Die Region, die von romantischen Flussläufen und beeindruckenden Felsformationen geprägt ist, bietet eine große Vielfalt an Böden und Rebsorten. Weißweine, insbesondere Riesling und Burgundersorten, dominieren hier. Die Böden reichen von Schiefergestein über vulkanischen Porphyr bis hin zu Löss- und Lehmböden und bringen eine breite Palette an Weinstilen hervor.

Ahr

„Klein, aber fein“ – das beschreibt das Weinbaugebiet Ahr perfekt. Wegen der klimatischen Vorteile ist das wild-romantische Tal ein Paradies für Rotweinliebhaber. Spätburgunder und der von Kennern geschätzte Frühburgunder sind die Spezialitäten der Region. Mit 79 Prozent roten Trauben hat das Ahrtal den höchsten Rotweinanteil aller deutschen Weinbaugebiete. Doch die Arbeit in den steilen und zerklüfteten Lagen ist alles andere als einfach, was die Ahrweine noch kostbarer macht.


Die 13 Weinanbaugebiete Deutschlands auf einen Blick

Welche Weine aus welchem Gebiet besonders empfehlenswert sind, lässt sich pauschal schwer sagen. Generell bringen warme, sonnige Regionen eher körperreiche Weine mit mehr Alkohol hervor, während in kühleren Gebieten frisch, fruchtige Sorten mit mehr Säure dominieren. Orientierung bei deutschen Weinen bieten zudem Qualitätszeichen und Prädikate.

Alexandra Franzen, Abteilungsleitung Warenbereich Wein, Sekt & Spirituosen bei Handelshof


Wein in Deutschland: Qualität einfach erklärt

Deutsche Weine werden in vier Qualitäts- oder Prädikatsstufen eingeteilt. Dabei spielt das Mostgewicht, also der Zuckergehalt in den Trauben, eine zentrale Rolle. Ganz oben auf der Qualitätsskala stehen die Prädikatsweine, gefolgt von den Qualitätsweinen bestimmter Anbaugebiete (Q. b. A.), den Landweinen und schließlich dem „Deutschen Wein“, der früher mal als Tafelwein bekannt war. Klingt kompliziert? Keine Sorge, wir machen es einfach.

Qualitätsstufen deutscher Weine

Wein ist nicht nur Genuss, sondern gesetzlich betrachtet auch eine ernste Sache. Seit 1971 regeln Gesetze und Verordnungen genau, wie Weine klassifiziert werden, und das Etikett auf der Flasche muss Ihnen darüber Auskunft geben. 

Prädikatsweine: die Crème de la Crème

Prädikatsweine sind die edelsten deutschen Weine und unterliegen den strengsten Regeln. So müssen die Trauben aus einem einzigen Anbaugebiet und einer einzigen Rebsorte stammen. Man unterscheidet verschiedene Stufen von Kabinett über Spätlese bis zur Trockenbeerenauslese – je höher, desto süßer, reifer und komplexer. Chaptalisation, also ein Zuckerzusatz zur Erhöhung des Alkoholgehalts, ist strikt verboten. Bevor ein Prädikatswein in den Handel kommt, muss er durch die Qualitätsweinprüfung, wo er eine amtliche Prüfnummer (AP-Nummer) erhält. Abgefüllt werden darf ein Prädikatswein frühestens am 1. März des Folgejahres.

Qualitätsweine (Q. b. A.): die solide Mitte

Die Qualitätsweine machen den Großteil des deutschen Weinmarktes aus und bieten eine mittlere Qualität. Laut Vorschrift müssen diese Weine ein Mostgewicht von 55 bis 72 Grad Öchsle erreichen und zu 100 Prozent aus einem der 13 deutschen Weinanbaugebiete stammen. Wird eine Lage auf dem Etikett genannt, müssen 75 Prozent der Trauben auch tatsächlich von dort stammen. Etwas großzügiger als bei Prädikatsweinen ist man mit der Chaptalisation: Winzer dürfen Qualitätsweinen Zucker zusetzen, um den Alkoholgehalt zu erhöhen.

Landwein: der unkomplizierte Begleiter

Der Begriff Landwein steht für einfache regionale Weine, die aus einem von 26 definierten Landweingebieten stammen. Mit einem Mostgewicht von 47 bis 55 Grad Öchsle sind Landweine frische, leichte Schoppenweine. Auch bei ihnen darf Zucker zur Erhöhung des Alkoholgehalts hinzugefügt werden.

Deutscher Wein: der einfache Klassiker

Der Deutsche Wein, früher als Tafelwein bekannt, ist die einfachste Qualitätsstufe. Das Mostgewicht muss bei 44 bis 50 Grad Öchsle liegen, und der Alkoholgehalt darf nach Anreicherung mindestens 8,5 Vol.-% betragen, aber nicht über 15 Vol.-% liegen. Seine Trauben können aus verschiedenen deutschen Anbaugebieten kommen.

VDP GG

Das Qualitätszeichen „Großes Gewächs“ (GG) steht für erstklassige Weißweine aus besonderen Lagen. Um dieses Siegel zu tragen, müssen die Weingüter Mitglied im Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) sein und strenge Kriterien erfüllen. Dazu gehört, dass die Lage geografisch klar definiert und ideal für den Weinanbau ist. Außerdem müssen die Weine über lange Zeit hinweg eine hohe Reife zeigen und aus traditionellen Rebsorten bestehen.
Das Prädikat „Großes Gewächs“ wird nach einem festgelegten Verfahren verliehen: Regelmäßige Kontrollen im Weinberg, bei der Lese und Abfüllung sowie Verkostungen vor und nach der Abfüllung sind Pflicht. Nur Weine, die diese Prüfungen bestehen, dürfen das GG-Logo tragen. Diese Weine sind oft länger lagerfähig als andere Weißweine.


Deutschland und seine Weinspezialitäten

Der König unter den deutschen Rebsorten ist ohne Zweifel der Riesling. Kein anderer Wein prägt das Image der 13 deutschen Weinanbaugebiete so stark. Rund 40 Prozent aller Rieslingweine weltweit kommen aus Deutschland, viele davon reifen traditionell in Holzfässern. Mit seiner aufregenden Mischung aus Säure, Mineralität und Eleganz begeistert der Riesling sowohl Weinkenner als auch Genießer, die gerade erst in die Weinwelt eintauchen. Neben den Alltagsweinen gibt es viele Prädikatsweine. In höheren Qualitäten findet sich oft eine angenehme Restsüße, während in nördlichen Anbaugebieten Qualitäts- und Kabinettweine die Säure durch dezente Süße ausbalancieren.

Ich persönlich liebe den Riesling! Diese lebendige Säure und die unglaubliche Vielseitigkeit – einfach unschlagbar. Ob trocken oder süß, als QbA oder Kabinett, der Riesling überzeugt immer. Und weil auch viele unserer Kunden diesen Wein schätzen, haben wir eine entsprechend große Auswahl.

Alexandra Franzen, Category-Management Wein

Neben dem Riesling sind Müller-Thurgau, Grauburgunder, Weißburgunder und Silvaner beliebte weiße Rebsorten. Der Müller-Thurgau hat zwar in den letzten Jahren an Anbaufläche verloren, dafür gewinnen die Burgundersorten stetig an Beliebtheit. Aufgrund des Klimawandels werden hierzulande immer häufiger auch südlichere Sorten wie Chardonnay und Sauvignon blanc angebaut.

Trotz des klaren Schwerpunkts auf Weißwein können sich auch die deutschen Rotweine sehen lassen. Die beliebtesten roten Rebsorten sind Spätburgunder, Dornfelder, Portugieser, Trollinger, Lemberger, Schwarzriesling und Regent. Der Spätburgunder ist dabei mit Abstand der Favorit und begeistert Weinliebhaber mit seinem samtigen, fruchtig-eleganten Aroma. Oft reift er in Barriquefässern, was ihm eine besonders hohe Qualität verleiht.

Ein zukunftsweisender Trend sind die sogenannten PIWIs – pilzwiderstandsfähige Rebsorten. Diese Kreuzungen aus amerikanischen Wildreben und europäischen Reben sind besonders resistent gegen Pilzkrankheiten und ermöglichen es den Winzern, bis zu 80 Prozent der Pflanzenschutzmaßnahmen einzusparen. Das schont die Umwelt und bietet eine nachhaltige Alternative im Weinbau. PIWIs machen derzeit etwa drei Prozent der Anbaufläche in Deutschland aus, zu den beliebtesten Sorten gehören Cabernet blanc, Solaris, Souvignier gris, Muscaris und Regent.


Internationale Weinanbaugebiete

Nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt gibt es viele Regionen, die hervorragende Weine hervorbringen. Besonders beliebt bei unseren Kunden sind edle Tropfen aus diesen drei Ländern:

Spanien

Spanien besitzt mit fast einer Million Hektar die größte Rebfläche der Welt. Wichtige Weinregionen sind Rías Baixas, Rueda, Navarra und Ribera del Duero sowie das berühmte Rioja. Tempranillo ist die bekannteste spanische Rotweintraube, aber auch die weiße Airén und die rote Bobal spielen eine große Rolle. Während Airén vor allem für die Brandyproduktion genutzt wird, erlebt die Bobal-Traube in letzter Zeit ein Revival, nachdem sie jahrhundertelang hauptsächlich für einfachen Tischwein verwendet wurde. Der Rioja ist wohl der international bekannteste spanische Wein. Darüber hinaus sind der feine Sherry aus Jerez und der prickelnde Cava aus Katalonien legendär. Cava, der in der Flasche eine zweite Gärung durchläuft, ist trocken und meist weiß.

Italien

In Italien gehen Genuss und Wein Hand in Hand. Das Land blickt auf fast 3.000 Jahre Weinkultur zurück und ist eines der wichtigsten europäischen Weinproduzenten. Dank des weinfreundlichen Klimas und vielseitiger Terroirs gedeihen hier zahlreiche erstklassige Rebsorten. Unter den Weinanbaugebieten besonders hervorzuheben ist die Toskana. Mit Klassikern wie Chianti und Brunello di Montalcino spielt sie in der obersten Liga. Doch auch moderne Weine wie die Supertoskaner sorgen für Aufsehen. Diese hochwertigen Rotweine setzen auf internationale Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah und verzichten auf die strengen DOC-Regeln Italiens. Anfangs nur als einfacher „Vino da Tavola“ klassifiziert, haben sich die Supertoskaner inzwischen einen internationalen Ruf für ihre außergewöhnliche Qualität erarbeitet.

Frankreich

Mit Weinanbaugebieten von insgesamt 807.000 Hektar und einer jährlichen Produktion von rund 60 Millionen Hektolitern zählt Frankreich zu den wichtigsten Weinproduzenten der Welt. Sowohl quantitativ als auch qualitativ setzt unser Nachbar Maßstäbe. Viele internationale Weinstandards orientieren sich bis heute an Frankreich. Besonders berühmt ist das Land für seine Weinregionen Bordeaux, Champagne, Provence und Burgund. Der Bordeaux hat sich als eine der besten Trauben weltweit etabliert und bringt einige der seltensten und hochwertigsten Weine hervor. In der Region Bordeaux gibt es unzählige Weinbars, und rund um die Stadt erstrecken sich fünf berühmte Weinstraßen.


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