Datteln

Das Wüstengold: Es ist kein Wunder, dass Datteln seit Tausenden von Jahren geliebt, kultiviert und angebaut werden. Gerade in den ansonsten eher nicht für die Landwirtschaft geeigneten Gegenden in, an und um Wüsten kommen die Früchte mit einem enormen Nährwert daher und sind darüber hinaus auch noch sehr lecker und gesund. Was Dattelpalmen besonders gut können? Was ihnen fast egal ist? Welchen Weltrekord sie aufgestellt haben?

Kulturgut in Reinform

Im Jahr 2022 wurde „das Wissen, die Traditionen und Bräuche rund um die Dattelpalme“ in den Ländern Ägypten, Bahrain, Irak, Jemen, Jordanien, Katar, Kuwait, Marokko, Mauretanien, Oman, Palästina, Saudi-Arabien, Sudan, Tunesien und Vereinigte Arabische Emirate von der UNESCO in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Dass der Iran in dieser Liste fehlt, ist eher politischen Überlegungen geschuldet, als dass die Leute dort nichts von Dattelpalmen und ihrer Aufzucht verstehen würden.

Dennoch trifft die Aufzählung ganz gut die Gegenden, in denen sich die Echte Dattelpalme recht wohlfühlt – wenn sie auch eine relativ komplizierte Pflanze zu sein scheint: Einerseits braucht sie möglichst hohe Temperaturen von 35 bis 40 Grad Celsius, die besonders leicht in den Wüsten des „Alten Orients“ erreicht werden, wie die Weltgegend rund um den Persischen Golf von Historikern gerne genannt wird. Andererseits kommt sie ohne ziemlich viel Wasser überhaupt nicht zurecht. Als Ausgleich zu diesem seltsamen Dilemma ist sie extrem anspruchslos, was die Qualität der Böden angeht (was wiederum gut auf die Wüsten verweist). Warum also wächst sie so gerne in Wüstenregionen?

Was denn jetzt?

Nun entwickelt sich eine Pflanzenart nicht mal eben so in ein paar wenigen Jahrtausenden, sondern passt sich ausgesprochen allmählich an die vorhandenen biologischen Nischen und Umweltbedingungen an. Und gerade die haben sich im „Alten Orient“ im Laufe der Geschichte sehr stark und immer wieder aufs Neue verändert: Mal herrschte dort ein ausgesprochen feuchtes und regenreiches mildes Klima (humid), dann wandelte sich das Blatt und es wurde extrem trocken und heiß (arid), und mal war es in einer Gegend feucht und mild, während eine andere unter Hitze und Trockenheit ächzte.

Die Dattel erwies sich also als ziemlich geschickter Überlebenskünstler und entwickelte sich zu einem ausgewiesenen Spezialisten, der so gesehen mit allen möglichen Bedingungen zurechtkam, wenn er nur irgendwann im Jahr genug Wärme und später dann reichlich Wasser abbekam. Natürlicherweise finden sich Dattelpalmen entweder in der Nähe von gut wasserführenden Flüssen (Euphrat und Tigris zum Beispiel, gerne auch am Nil) oder, wenn wir an die Wüste denken, in Oasen, die sich naturbedingt an und um sogenannte Aquiferen, also Grundwasserhorizonten, befinden, die besonders nah (meist nur wenige Meter) unter der Oberfläche liegen. Hier gelangen die Palmwurzeln leicht an das dringend benötigte Wasser und werden ihres Lebens auch dann recht froh, wenn es richtig heiß wird.

Kann man machen

Und wenn wir schon bei vergleichsweise leicht zu erreichendem Grundwasser sind, ist es vollkommen logisch, dass die schlauen und fleißigen Betreiber der größeren Palmengärten, in denen die allermeisten der kommerziell verwendeten Datteln geerntet werden, sehr schnell dahintergekommen waren, dass man das Wasser aus dem entsprechenden Brunnen nur nach einem ausgeklügelten System aus Gräben und Wällen hin- und herleiten musste. So bekam jede Palme zuverlässig ihr Wasser und auch jeder Bauer kam in den Genuss der wertvollen Wasserlieferung, ohne dass er einen eigenen Brunnen graben oder sein eigenes Wasser schöpfen musste. Er brauchte nur zu warten, bis er an der Reihe war. Ziemlich nachbarschaftlich, ziemlich entspannt, ziemlich fair, ziemlich genossenschaftlich.

Die oben aufgezählten Länder brachten es in der Kunst der nachhaltigen Gartengestaltung und Bewässerung zu einer Kunstfertigkeit (und nicht zuletzt zu der erwähnten Adelung durch die UNESCO), die später auch in Andalusien und anderen trockenen Gegenden Europas zu Prachtgärten führte, die mehr dem Zweck der Angeberei und des angenehmen Lebens dienten, denn dem Anbau exotischer Pflanzen.

Auf jeden Fall müssen wir im Grunde so gut wie immer in den Nahen und Mittleren Osten und in den Norden Afrikas sehen, wenn es um Datteln geht – auch wenn es auf den Kanarischen Inseln eine beträchtliche Zahl der Palmen gibt, die aber etwas entfernter von unserer Echten Dattelpalme sind.

Datteln marsch!

Die Bäume erreichen Wuchshöhen von bis zu 20 Metern und werden gut und gerne 80 bis 100 Jahre alt. Auch deshalb gilt es, die entsprechenden Gärten und Plantagen akribisch zu planen, denn wenn der Baum einmal steht, kann man ihn nicht mehr so eben umsetzen. Auch die Wasserversorgung muss zuverlässig für die nächsten Jahrzehnte gewährleistet sein.

Zum Dank gibt eine einzige Palme bis zu 100 Kilogramm ihrer Steinfrüchte in großen Trauben pro Erntesaison ab, und solange sie ihre Wärme und ihr Wasser hat, ist sie ausgesprochen pflegeleicht. Jedoch muss man leicht einschränkend sagen, dass Dattelpalmen nur in jedem zweiten Jahr Früchte ausbilden, sodass kluge Gärtner für 100 weibliche Pflanzen nur zwei oder drei männliche anpflanzen. Die Bestäubung der Blüten erfolgt ohnehin durch den Wind und da reichen zwei Herren vollkommen für 100 Damen aus. Das ist natürlich erst die halbe Miete, denn ihre Verbreitung gestaltet die Dattelpalme mit freundlicher Unterstützung von pflanzenfressenden Säugetieren und Vögeln, die sich am süßen Fruchtfleisch laben und den knochenharten Kern möglichst weit entfernt und möglichst in der Nähe von reichlich Wasser wieder ausscheiden (Endochorie).

Das ist schon eine Superfrucht

Datteln enthalten pro 100 Gramm 75 Gramm Kohlenhydrate (davon knapp 65 Gramm Zucker), 2,5 Gramm Proteine und 0,4 Gramm Fett. Aufgrund ihres hohen Zuckeranteils bzw. geringen Wasseranteils besitzen sie einen relativ hohen Nährwert von 1.181 Kilojoule (282 Kilokalorien), nennenswerte Mengen an B-Vitaminen und einigen Mineralstoffen, insbesondere Kalium. Das ist an sich schon lecker, gesund und nahrhaft, aber es kommt noch eine ziemlich praktische Sache hinzu: Im äußerst trockenen Klima ihrer Anbauländer konservieren sich die Früchte der verschiedenen Dattelpalmensorten (es gibt etliche gezüchtete Varianten, deren Früchte von schönem Rot bis zu tiefem Schwarz reichen – die Farbe allein lässt also keinerlei Rückschlüsse auf den Reifegrad einer Dattel zu) aufgrund ihres hohen Zuckergehalts – der mit Feigen und Weintrauben vergleichbar ist –von selbst und bleiben mindestens bis zur nächsten Ernte haltbar.

Steinfrucht im Schnelldurchlauf

Weltweit werden im Jahr um die zehn Millionen Tonnen Datteln geerntet – allerdings verbleibt ein großer Teil der Produktion in den Erzeugerländern und wird dort weiterverarbeitet. Die Produkte aus der Dattelproduktion sind neben den Früchten (frisch und getrocknet) Dattelöl, Dattelschnaps und -essig. Vom Stamm älterer Dattelpalmen lässt sich ein Saft abzapfen, der mehr oder weniger sofort in Gärung geht und zu Palmwein vergoren wird. Die Blätter können zur Herstellung von Flechtwerk aller Art genutzt werden.

Datteln werden in etwa zwischen August und September geerntet. Anschließend werden sie sortiert, verpackt und für den Export vorbereitet. Zwischen November und Januar kommt die neue Ernte dann in der Regel in den jeweiligen Zielländern in die Regale. Glücklicherweise lassen sich auch ganz frische Datteln wunderbar über längere Zeit hinweg lagern, ohne bei Qualität oder Frische in die Knie zu gehen.

Datteln, die nach der Ernte oder zu einem späteren Zeitpunkt in bereits trockenem Zustand geerntet werden, sind normalerweise nahezu unverwüstlich und müssen nicht unbedingt kühl gelagert werden.

Worauf achten?

Sind die Datteln behandelt oder naturbelassen? Auf alle Fälle sollte man nach Kräften darauf achten, naturbelassene Datteln zu kaufen, also Früchte, die nicht noch zusätzlich gezuckert (das ist wirklich unnötig) oder geschwefelt sind. Sollte das der Fall sein, sollte der Hersteller das auf der Verpackung angeben.

Es ist zu empfehlen, nach Möglichkeit Datteln zu kaufen, die nach EU-Bio-Richtlinien zertifiziert sind, weil man so ziemlich sicher sein kann, dass die Früchte nicht mit giftigen Pestiziden gespritzt und die Böden nicht mit chemischen Düngern verunreinigt wurden. Natürlich gibt es auch Hersteller, die quasi bio anbauen, dann aber aus Kostengründen auf eine Zertifizierung verzichten (müssen). In einem solchen Fall fragen Sie den Obsthändler Ihres Vertrauens.

Unterschiedliche Dattelsorten haben ihre spezifischen Geschmacksprofile (die von zuckersüß über fruchtig bis weniger süß oder besonders karamellig reichen können) und unterscheiden sich auch im Hinblick auf die Konsistenz (weich, saftig, cremig oder getrocknet). Hierbei reden wir also vor allem über den persönlichen Geschmack – lecker sind sie wirklich alle.

Frische Datteln bleiben am längsten frisch, wenn man sie kühl lagert. Wenn Sie also Datteln in der Frischeabteilung oder gar im Kühlregal finden, besteht eine besonders hohe Chance, dass die Früchte eine gute Qualität haben.

Frische und auch getrocknete Datteln haben viele gesundheitliche Vorteile: Sie regen die Verdauung an, enthalten viele wichtige Mineralien und Nährstoffe und sind außerdem eine natürlich-süße und unglaublich leckere Alternative zu Zucker. Die natürliche Süße der Dattel lässt sich hervorragend beim Kochen und Backen als Zuckerersatz verwenden und schmeckt auch einfach pur. Drei Datteln am Tag gelten als besonders sinnvoll – mit ihnen vollstopfen sollte man sich nur dann, wenn man über einen wirklich robusten Verdauungsapparat verfügt.

Und welche?

Die bekanntesten Dattelsorten in Deutschland sind mit Abstand Medjool und Deglet Nour. Mit etwas Glück findet man im gut sortierten Supermarkt oder Bio-Laden auch manchmal Mazafati aus dem Iran (sehen Sie, die können das da sehr wohl) oder zuckersüße Sukkari-Datteln aus Saudi-Arabien.

Ein kurzer Überblick über unsere vier wichtigsten Dattelsorten:

Medjool-Datteln kommen meist aus Israel, Jordanien und den USA.

Mazafati-Datteln haben ihren Ursprung im Iran.

Deglet-Nour-Datteln stammen meist aus Tunesien, Algerien und Marokko.

Sukkari-Datteln werden aus Saudi-Arabien hergeschickt.

So viel zum Thema Steinfrucht

Übrigens wurden im Jahr 1963 bei Ausgrabungen in der uralten Festung Masada im südlichen Israel am Toten Meer rund 2.000 Jahre alte Dattelkerne gefunden. Forscher brachten 2005 einen der Keime zum Wachsen, die Pflanze wird heute als Judäische Dattelpalme bezeichnet und gilt als Rekordhalter in altersbedingter Keimfähigkeit. Seit Anfang 2020 sprießen außerdem noch weitere sechs Setzlinge aus etwas jüngeren Kernen, die ebenfalls am Toten Meer, in Qumran, gefunden wurden (also da, wo sie die berühmten Schriftrollen vom Toten Meer entdeckt haben). Ganz schön robust, diese Samen.

Erfahren Sie mehr über unsere vielfältige Warenwelt

Kundennähe und kompetente, freundliche Beratung sind uns ein besonderes Anliegen.