Clubsteak, Strip Steak, Delmonico’s Steak, New York Strip Steak
Welcome to America
Was die Brüder Giovanni und Pietro Delmonico dereinst dazu gebracht haben mag, das schöne Tessin und die schweizerische Neutralität für immer zu verlassen und nach Amerika auszuwandern, ist leider nicht überliefert. Und auch warum es ihnen ihr Cousin Lorenzo wenig später nachtat und den beiden ins Ungewisse folgte, können wir nicht sagen.
Eine höchst erlesene Kundenschar
Was wir allerdings mit ziemlicher Sicherheit wissen, ist, dass Giovanni und Pietro nach New York gelangten, später dann in bester Lage in Manhattan eine Keksbäckerei mieteten und kurzerhand eines der ersten Restaurants in Amerika eröffneten, das diese Bezeichnung überhaupt verdiente: das „Delmonicoʼs“, das sehr schnell zum absoluten Hotspot nicht nur New Yorks, sondern des ganzen Landes avancierte. Mark Twain feierte hier Geburtstag, Charles Dickens, Oscar Wilde, Walter Scott, Königin Victoria und so ziemlich jeder, der damals etwas auf sich hielt, war zu Gast, sogar Napoleon der Dritte konnte es sich nicht verkneifen und saß hier in einem nicht französischen Gastronomiebetrieb zu Tisch.
Erfolg mit System
Wie war dieser immense Erfolg zustande gekommen? Zunächst einmal, weil sich die Brüder seit ihrer Ankunft John und Peter nannten und sozusagen schon auf der Tonspur zu waschechten Amerikanern wurden. Zweitens konnten sie ziemlich gut kochen (kein Wunder, wenn man das im Tessin gelernt hat), aber drittens – und das ist viel bemerkenswerter – erfanden sie sozusagen die Speisekarte neu: Anfang des 19. Jahrhunderts (das Delmonicoʼs eröffnete 1827) war es eher üblich, ein oder zwei verschiedene Speisen anzubieten und zu servieren, ein Restaurant im eigentlichen Sinn waren diese besseren Imbiss-Stuben also nicht. In der nächstgehobeneren Ausführung wurde „table dʼhôte“ gearbeitet: Der Gast konnte hier zwar zwischen verschiedenen Menüs wählen, die einzelnen Gänge waren aber bereits festgelegt und konnten kaum nach Gästewunsch verändert werden. Auch der Endpreis stand vorher fest.
Die schlauen Delmonicos machten das Ganze jetzt völlig anders und erfanden ganz im Sinne ihrer ebenso illustren wie wählerischen Kundschaft das Speisen „à la carte“. (Na ja, ob das wirklich sie waren, wissen wir nicht genau, der Begriff taucht jedenfalls erst Anfang des 19. Jahrhunderts auf.) Ab sofort konnte man sich nach Herzenslust aus den vielfältigen Angeboten dasjenige Menü zusammenstellen, nach dem es einen gelüstete. Kein Wunder, dass das Delmonicoʼs der Renner war.
Und dann war da noch die Sache mit Lorenzo Delmonico, der seinen Cousins 1831 nachgereist war: Er kam nämlich auf die für damalige Verhältnisse sensationelle Idee, den Gästen neben dem À-la-carte-Menü, also der Speisekarte, auch eine separate Weinkarte auszuhändigen, aus der man genau wie bei den Speisen jetzt auch die Getränke ganz nach Gusto ordern konnte. Einen solchen Laden musste man doch einfach lieben…