Bananen

Warum ist die Banane krumm? Berechtigte Frage. Die Früchte krümmen sich mit fortschreitendem Alter schlicht der Sonne entgegen; zumindest manche Sorten machen das so. Andere ersparen sich diese Mühe und bleiben kerzengerade. Überhaupt sollten wir uns ein bisschen von der Vorstellung lösen, dass wir uns mit Bananen gut auskennen. Die köstlichen Früchte stecken voller Überraschungen – und da kommt das, was wir über Bananen zu wissen glauben, ziemlich schnell ins Wanken.

Ich weiß, dass ich nichts weiß

Fangen wir unseren Text ruhig mit dem berühmten Zitat des nicht minder berühmten griechischen Philosophen Sokrates an. Es kann ja schließlich jedem passieren, dass man glaubt, etwas zu wissen, und tatsächlich stimmt das dann gar nicht so richtig.

Bananen zum Beispiel: Natürlich kommen sie aus der Karibik oder zumindest aus Amerika, natürlich sind sie gekrümmt, natürlich sind sie gelb, natürlich sehen alle gleich aus, natürlich sind sie süß und natürlich lassen sie sich wunderbar als schneller Snack zwischendurch genießen, wenn man sie nur vorher schält.

Oder?

Bananen stammen aus Asien

Bananengewächse stammen allesamt aus dem tropischen und subtropischen Asien bzw. aus dem westlichen Pazifikraum. Nur ein paar wenige der insgesamt etwa 80 Arten bilden essbare Früchte aus. Diese wenigen Varianten sind der Grundstock für sämtliche im Lauf der Jahrhunderte erzeugten Kreuzungen und Züchtungen, an deren Ende schließlich die sogenannte Dessertbanane steht. Und obwohl weltweit etwa 1.000 Kreuzungen und Varianten dieser essbaren Früchte bekannt sind, landen bei uns in den allermeisten Fällen ausschließlich Bananen der Sorte „Cavendish“ in den Regalen.

Von Asien aus gelangte die Banane zunächst über Madagaskar nach Afrika, wo sie sich sehr wohl fühlte und deshalb einfach mal niederließ. Arabische Seefahrer entdeckten sie unabhängig davon in Indien für sich und verbreiteten sie fleißig in ihrem Einflussbereich, zu dem natürlich auch die Iberische Halbinsel, genauer gesagt Andalusien zählte.

Vom spanischen Festland aus landete sie später auf den Kanarischen Inseln und von dort machte sie dann – sozusagen gegen den kolumbusschen Uhrzeigersinn – den großen Sprung nach Süd- und Mittelamerika und in die Karibik, wo sie im Jahr 1502 durch portugiesische Siedler erstmals angebaut wurde.

Bananen sind ziemlich empfindlich

Unnötig zu erwähnen, dass Bananen viel Sonne und ausreichend Wasser benötigen und dass ihre Früchte nicht besonders lange haltbar sind, wenn man nicht absolut sicher im Umgang mit den benötigten Lagertemperaturen ist: Unter 13,2 Grad Celsius unterbrechen sie ihren Reifeprozess, wodurch sie selbst lange Reisen überstehen. Unterhalb von 12 Grad dagegen werden sie grau und wenn sie über die 13,2-Grad-Marke springen, reifen sie vollständig durch und werden für den Weitervertrieb unbrauchbar.

Bananen waren unerschwinglich

Kein Wunder, dass sie abseits ihrer natürlichen Habitate sehr lange als absolutes Luxusgut galten und teilweise absurd teuer waren. In Nordamerika wurden sie der Öffentlichkeit erstmals 1876 präsentiert – und zwar einzeln in Silberfolie verpackt und zu Fantasiepreisen. In der dazugehörigen Werbung wurde außerdem sehr bildhaft erläutert, wie man eine Banane zu schälen hat. Spannend auch, dass sich die Banane, die ja eigentlich über Europa nach Amerika gelangt war, erst in den 1920er-Jahren wieder in Europa etablierte. Es dauerte bis weit in die 50er-Jahre, bis sie einigermaßen bezahlbar wurde. Fortan erfreute sie sich dann vor allem in Deutschland größter Beliebtheit. Heute verzehren wir um die 12 Kilogramm pro Person pro Jahr (was ein Witz gegen die Einwohner von Uganda ist: Hier essen sie knapp 195 Kilo pro Kopf und Jahr, auch wenn es sich hierbei nicht um Dessert-, sondern um Kochbananen handelt).

Bananen können auch gerade sein

Das, was wir heute als Banane kennen, ist nur eine Sorte von vielen, weswegen wir schnell dem Irrtum erliegen, dass alle Bananen krumm seien. In Wahrheit wachsen die Früchte je nach Art und Anbau auch vollkommen gerade, noch viel krummer, als wir das kennen, manche ragen in alle Richtungen gleichzeitig aus dem Stiel heraus, manche gedeihen in riesigen Bündeln und manche nur in losen Fruchtverbänden. Banane ist also keineswegs Banane, bloß weil wir sie zu kennen glauben.

Bananen lassen sich nicht (mehr) züchten

Natürlicherweise enthalten Bananen als waschechte Beeren jede Menge Samenkerne, die erstaunlich groß werden können (ein Zentimeter und mehr) und vor allem steinhart sind. Mal eben eine Frucht schälen und aufessen wurde also erst über viele Umwege und durch gezielte Züchtung möglich, wobei die Banane aber leider auch ihre natürliche Fruchtbarkeit verloren hat: Sie ist weitestgehend steril. Das bedeutet, die Früchte werden ohne Bestäubung und Befruchtung gebildet. Werden aber keine Samen gebildet, dann ist keine generative Vermehrung möglich, also auch keine Kreuzung, was die Züchtung neuer Sorten und Varietäten unfassbar erschwert. Die meisten Bananensorten sind reine Klone, das heißt, sie werden rein vegetativ vermehrt.

Das ist insgesamt so ähnlich wie bei unseren Äpfeln: Eine gezielte Zucht ist quasi unmöglich, weil die Samen nicht sortenrein gebildet werden. Man weiß also nie, welcher Baum aus welchem Kern wachsen wird. Deswegen werden Apfelbäume geklont, was ein bisschen netter „veredelt“ heißt, und auch hier ist man mehr oder weniger komplett abhängig davon, dass sich zufällig eine gute Mutation bildet und dass man diese dann auch entdeckt.

Bananen sind gefährdet

Was übrigens wirklich ein Problem darstellt: Es ist extrem schwer, Sorten zu finden, die bestimmten Krankheiten genug entgegenzusetzen haben, damit nicht ganze Plantagen oder Landstriche plötzlich ganz ohne Bananen dastehen. Aktuell ist unsere Cavendish zum Beispiel durch einen Pilz mit dem klangvollen Namen Fusarium oxysporum f. sp. Cubense bedroht und es ist bislang noch nicht gelungen, eine Sorte zu züchten, die diesem Angreifer standhält. Und das ist das Paradox: Weil wir die Kerne nicht essen wollen, haben wir sie weggezüchtet; das fällt uns jetzt insofern auf die Füße, als wir keine neuen Kreuzungen mehr erzeugen können, die die Banane an sich schützen. Man kann nicht immer alles haben.

Nicht alle Bananen sind gelb

Bananen werden erst durch ihre Reifung süß, weil sich die reichlich enthaltene Stärke erst hierdurch in Zucker verwandelt. Erfolgt die Ernte im noch unreifen grünen Zustand (was für alle für den Export bestimmten Bananen gilt), so beträgt das Verhältnis von Stärke zu Zucker 20 : 1. Am Ende der Reifung, bei der die Banane immer gelber und gelber wird (es gibt aber auch Sorten, die sich dunkelrot färben, braun oder auch lila), hat sich dieses Verhältnis auf 1 : 20 komplett umgekehrt. Das ist der Grund, warum gerade erst so ein bisschen gelbe Bananen im Grunde nach nichts und vor allem nicht süß schmecken. Lassen Sie Ihre Früchte also lieber nach dem Einkauf zu Hause nachreifen.

Ein beigelegter reifer Apfel oder eine Abdeckung können den Reifungsprozess beschleunigen, da sie die Ethen-Konzentration (das ist das „Reifungsgas“, wissenschaftlicher Begriff: Phytohormon) in der Umgebung der Banane erhöhen. Äpfel und Tomaten geben verhältnismäßig hohe Mengen Ethen ab, was den Reifungsprozess von Bananen deutlich beschleunigt. Für die Lagerung zu Hause empfiehlt es sich, die Bananen aufzuhängen; dadurch werden Druckstellen vermieden, an denen die Bananen schwarz werden können.

Bananen sind nicht nur gesund

Die Sache mit dem reichlich enthaltenen Zucker führt immer wieder zu Diskussionen darüber, ob Bananen denn nun gesund sind oder nicht. Sagen wir mal so: Die Dosis macht das Gift und außerdem enthalten Bananen reichlich Kalium, Kalzium, Magnesium, Vitamin C und um die 2,5 % Ballaststoffe. Suchen Sie sich einfach aus, was Ihnen wichtiger erscheint.

Bananen sind kein Exportschlager

Die weltweite Jahresernte an Obstbananen beläuft sich auf ungefähr 125 Millionen Tonnen, von denen allein Indien über 25 % erzeugt (und interessanterweise praktisch nichts in den Export gibt: Die Inder essen ihre Bananen wohl lieber selbst).

Bananen sind nicht immer süß

So viel zu unserer geliebten süßen Dessertbanane. Allerdings müssen wir uns noch schnell einer anderen sehr wichtigen Bananensorte zuwenden, nämlich der Kochbanane. Dass in Uganda, wie oben zu lesen stand, derartige Mengen an Bananen verspeist werden, liegt natürlich nicht daran, dass hier besonders viele Leckermäuler leben. Durch ihren enormen Stärkegehalt nimmt die Kochbanane als Grundnahrungsmittel in vielen tropischen und subtropischen Regionen Amerikas, Afrikas und Asiens einen Stellenwert ein, wie wir ihn vielleicht hier bei uns von der Kartoffel kennen.

Nicht jede Banane wird roh gegessen

Sie wird in vollreifem Zustand verarbeitet, der an der (fast) vollständig schwarz verfärbten Schale und dem weichen Fruchtfleisch zu erkennen ist. Wie es der Name ja schon erahnen lässt, kann das milde und leicht säuerliche Fleisch der Kochbanane nicht roh verzehrt werden, sondern muss zwingend vor dem Verzehr erhitzt werden. In der Regel wird es gekocht, gebacken, gedämpft, in Streifen oder Scheiben geschnitten und frittiert oder gebraten.

Als mehr oder weniger reines Grundnahrungsmittel ist der Bedarf an Kochbananen (die nur in sehr geringem Umfang in den Export gehen) geringer als der an Obstbananen: Ungefähr 45 Millionen Tonnen kommen jährlich von den Plantagen, wobei Uganda die Liste mit seinen weit über 9 Millionen Tonnen deutlich anführt.

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