Alternativen zu Alkohol
Der große Al Pacino, der eine Zeit lang mit seinem persönlichen Alkoholkonsum zu kämpfen hatte, hat es mal so beschrieben: „Es ging immer um dieses wunderbare Gefühl zwischen dem zweiten und dem dritten Martini.“ Das hört sich relativ nachvollziehbar an, allerdings steckt in dem kurzen Satz gleich auch das ganze Problem: Das „wunderbare Gefühl“ nach dem zweiten Drink wird nach dem dritten, fünften oder zwölften nicht mehr besser – sondern man nur noch breiter. Kein Wunder, dass der Oscarpreisträger so seine Probleme hatte.
Anders gesagt muss es nicht verderblich sein, sich ein paar wenige Umdrehungen zu gönnen, wenn, ja wenn man danach den Stecker zieht, das gute Gefühl genießt, es dabei belässt und eher auf Geschmack und Genuss als auf Wumms und Wirkung setzt.
Dass Alkohol ungesund ist und voller Tücke steckt, müssen wir Ihnen ja nicht erzählen. Selbst das berühmte Feierabendbier oder das Gläschen Wein zum Essen ist – zumindest aus medizinischer Sicht – schädlich.
Überhaupt ist es sinnvoll, genau auf dem Etikett zu prüfen, ob denn nun wirklich gar kein Alkohol mehr enthalten ist – Stichwort 0,0 Volumenprozent – oder eben doch noch ein bisschen: 0,5 Volumenprozent.
Lassen Sie uns also über Getränke und Genuss mit weniger Alkohol ebenso reden wie über die komplett alkoholfreien Alternativen – immerhin liegt die Entscheidung bei Ihnen, wie viel wovon Sie so zu sich nehmen möchten.
Alternative alkoholfreies Bier
Light- oder Null-Prozent-Biere liegen im Trend, immer mehr Brauereien bieten die alkoholfreien Alternativen an.
Um das Bier „alkoholfrei“ zu bekommen, gibt es im Grunde zwei Möglichkeiten. Die eine besteht darin, den Gärprozess zu drosseln, damit die Hefen nicht den gesamten Zucker aus dem Malz in Alkohol umwandeln. Das gelingt mit Kälte oder Spezialhefen, die einen Teil des Zuckers nicht vergären können. Ein Nachteil dabei ist, dass die typischen Geschmacksstoffe zu kurz kommen. Gleichzeitig verbleibt im Getränk mehr Zucker, weshalb einige alkoholfreie Alternativen ziemlich süß schmecken.
Der zweite Ansatz besteht darin, den Alkohol nachträglich zu entziehen. Dazu filtern ihn die Brauereien durch eine spezielle Membran ab oder lassen ihn durch Destillation im Vakuum verdunsten. Auch dabei gehen Aromastoffe verloren. Darum belassen die Hersteller gerne (und ganz legal) eine kleine Menge (bis zu 0,5 Volumenprozent) Alkohol im „alkoholfreien“ Bier, weil dieser als geschmacksbildend gilt.
Allerdings hat sich herausgestellt, dass sich unser Geschmacksempfinden gut an die weniger aromatischen Biere gewöhnt, wenn man sie ausschließlich zu sich nimmt. Mit der Zeit ist unser Gaumen ganz zufrieden mit der Kühle, dem Prickeln und auch dem Aroma alkoholfreier oder -armer Biere (vergleichbar mit der Reduktion von Salz im Essen: Wer konsequent weniger salzt, wird nach kurzer Zeit den „Mangel“ nicht mehr schmecken).
Auch Gingerale, Fassbrause oder ein Almdudler können sehr gute alkoholfreie Alternativen zum klassischen Bier sein. Alle drei zählen lebensmittelrechtlich zu den Limonaden, besitzen aber ein Mundgefühl und eine gewisse Herbheit (es gibt auch herb-würzige Almdudler), die nah an denen von Bier zu verorten sind.
Alternative alkoholfreier Wein
Wie beim Original werden für alkoholfreie Weine zunächst Weintrauben vergoren. Der dabei entstehende und in unserem Fall unerwünschte Alkohol wird erst im Anschluss entfernt. Dabei können verschiedene Verfahren zum Einsatz kommen, am besten aber bleibt das Aroma bei der Vakuumdestillation erhalten: Im Vakuum verdampft Alkohol bereits bei rund 27 Grad Celsius anstatt erst bei etwa 78 Grad Celsius. Durch die geringere Temperatur bleibt der ursprüngliche Charakter des Weins größtenteils erhalten, jedoch nicht ganz vollständig, weil nun einmal der Alkohol „fehlt“. Daher wird nach der Destillation ein Teil der verloren gegangenen Geschmacksstoffe künstlich ergänzt, auch dürfen die Hersteller mit Traubenmost nachsüßen.
Zudem darf auch „alkoholfreier“ Wein bis zu 0,5 Volumenprozent Alkohol enthalten, der dem Genussmittel als Geschmacksträger sein volles und rundes Aroma verleiht. Für einen möglichst authentischen Geschmack weist alkoholfreier Wein deshalb – wie Bier auch – häufig die erlaubte Höchstmenge an Alkohol auf. Beim alkoholfreien Sekt sieht die Sache ganz ähnlich aus: Destillation, Zugabe von künstlichen Aromen, zusätzlich noch Kohlensäure und ein Restalkohol von bis zu 0,5 Volumenprozent sind eher die Regel als die Ausnahme.
Auch die gute alte Schorle kann eine feine Sache sein – vor allem, wenn man sie nicht einfach aus schnödem Apfelsaft, sondern mit hochwertigen Sirups macht. Auch erstklassige Trinkessige, die Shrubs, die aus Früchten, Essig und Zucker bestehen, sind eine hervorragend schmeckende Alternative.
Übrigens: Wer beim Kochen auf der sicheren Seite sein möchte, sollte und kann auf gute Alternativen zu Wein setzen. Anders als viele von uns denken, verdampft Alkohol beim Kochen nicht immer ganz vollständig, insbesondere wenn er erst zum Schluss zugefügt wird oder Speisen bei geschlossenem Deckel garen. Hier sind alkoholfreie Weine eine gute Alternative, auch Traubensaft, Apfelsaft oder Geflügelfond mit einem Spritzer Zitronensaft oder Aceto balsamico eignen sich als Alkoholersatz.
Alternative alkoholfreie Spirituosen
Mittlerweile gibt es fast jede Spirituose ohne Umdrehungen. Die entsprechenden Produkte werden auch als Destillate bezeichnet und ahmen den Geschmack von Whisky, Rum, Wodka oder Gin nach. Auch bei deren Herstellung gibt es verschiedene Ansätze: Eine Option ist, den Imitaten erst im Nachhinein den noch vorhandenen Alkohol zu entziehen. Diese Variante spielt in der Praxis aber keine große Rolle, weil sie sehr aufwendig und entsprechend teuer ist.
Die Methode der Wahl ist die sogenannte Wasserdampfdestillation, die im Prinzip ähnlich wie die normale Destillation auf Alkoholbasis funktioniert – allerdings mit Wasser anstelle von Alkohol. Dabei entziehen die Hersteller den Botanicals (so werden die pflanzlichen Geschmacksgeber in der Fachsprache genannt), also den Kräutern, Früchten und Gewürzen, ihre Aromen, binden sie an Wasser (und eben nicht an Alkohol) und trennen die Feststoffe von der Flüssigkeit. Zudem geben sie dem Getränk gerne eine gute Portion Chili oder Ingwer mit, um den Destillaten eine gewisse Schärfe im Abgang zu verpassen, wie sie sonst vom Alkohol kommen würde.
Zwar reichen alkoholfreie Spirituosen recht nah an ihre Vorbilder heran, zu 100 % schmecken sie aber nicht wie „echter“ Whisky, Rum, Wodka oder Gin. Daher eignen sie sich für den puren Genuss nicht so gut, sondern werden vor allem für den Mix in Cocktails empfohlen. Wer auf der Höhe der Zeit sein will, setzt auf Mocktails (die allerdings auch ohne die Imitate sehr gut schmecken).
Alternative alkoholarme Cocktails
Wer trotzdem nicht ganz auf Alkohol verzichten möchte, kann stattdessen einen sogenannten Low-Proof-Cocktail bestellen oder machen: Mixgetränke mit geringerem Alkoholgehalt, als ein durchschnittlicher „normaler“ Cocktail sie aufweisen würde. Meist werden solche Drinks nicht auf Basis von harten Spirituosen hergestellt, sondern mit Aperitifs oder Dessertweinen wie Port, Sherry oder Wermut, die schon an sich einen geringeren Alkoholgehalt aufweisen. Der bekannteste Low-Proof-Cocktail ist wahrscheinlich der Aperol Spritz, der aus Prosecco und Aperol Aperitivo gemixt wird. Low-Proof-Cocktails lassen sich natürlich ebenso gut mit den alkoholfreien Alternativdestillaten mixen. Die meist besonders hochprozentige Basis wird dann einfach durch ein alkoholfreies Imitat ersetzt.
Alternative alkoholarmer Kombucha
Klar, dass auf so eine geniale Idee nur die Japaner kommen konnten: Kombucha ist ein Getränk, das durch Fermentierung aus gesüßtem koffeinhaltigem Tee und einer Kombuchakultur (Kombuchapilz, Scoby, Teepilz) hergestellt wird. Dabei kommt es interessanterweise zu gleich drei verschiedenen Gärvorgängen: einer alkoholischen, einer Milchsäure- und einer Essigsäuregärung. Der Alkoholgehalt variiert zwischen 0,1 und 2 Volumenprozent, industriell hergestellter Kombucha enthält nicht mehr als 0,5 Volumenprozent Alkohol.
Kombucha ist fein moussierend und schmeckt leicht süßsauer und gärig. Das Getränk wird kalt getrunken, gilt durch seinen Koffeingehalt als belebend und erinnert tatsächlich ein bisschen an Bier.