Eine gute Idee ist noch lange kein Konzept
Es gibt nämlich einen gewaltigen Unterschied zwischen einer guten Idee und einem tragfesten Konzept. „Ich mache ein süßes Café auf, wo man in Ruhe lesen kann“, das hört sich zwar vielleicht erst mal verlockend an, nützt aber nichts, wenn sieben Gäste stundenlang die Plätze besetzen und dann nur einen Kaffee bestellen – Pleite vorprogrammiert.
Bleiben Sie also realistisch, seien Sie selbstkritisch und nehmen Sie sich keine utopischen Ziele vor. Worauf kommt es erst einmal an? Und, ganz wichtig: An dieser Stelle geht es noch nicht um Geld oder Finanzierung oder Planung. Hier geht es wirklich nur um Ihre Idee!
Veranschaulichen wir es mal
Ein Beispiel – alles rein saisonal/regional/traditionell
Das Alleinstellungsmerkmal: der Megatrend saisonal, regional und nachhaltig runtergebrochen rein auf das, was die Region in dieser Jahreszeit gerade liefert. Das ist einerseits extrem bewusstes Essen, andererseits entstehen so wie von selbst wieder die Gerichte, wie Oma sie schon gekocht hat – einfach, weil es gar nicht anders ging. Alle Zutaten stehen mit Herkunftsbezeichnung schon auf der Karte.
Die Zielgruppe: einerseits Leute, die die einfache, schmackhafte und relativ fleischarme Küche zu schätzen wissen. Darüber hinaus natürlich die interessierten Idealisten und Trendys. Drittens Leute, die einerseits nichts zu verschenken haben, für eine adäquate, hochwertige Bewirtung aber schon bereit sind, einen angemessenen Preis zu zahlen.
Die Startphase: die richtige Location am richtigen Ort ausfindig machen (also da, wo sich Ihre Zielgruppe vornehmlich aufhält) und das Ambiente so ausrichten, dass es einerseits glaubwürdig, geerdet und interessant ist, andererseits aber durchaus an Omas Kücheneinrichtung erinnern darf. Hier sei auch auf das Thema Upcycling verwiesen.
Die Umsetzung: Die Natur bestimmt, was auf den Tisch kommt – das kann, auch wirtschaftlich, riskant sein, bietet aber die Möglichkeit, das Alleinstellungsmerkmal noch deutlicher an die Kunden zu kommunizieren. Außerdem wird durch den Einkauf frischer Ware einerseits eine sehr hohe Ausgangsqualität gewährleistet und andererseits die Planung vereinfacht, weil Übermengen problemlos zu einem köstlichen Eintopf für morgen werden. Die Karte ist zwar recht klein, wird aber täglich neu geschrieben.
Das ist natürlich erst einmal nur ein inhaltlicher Aufriss, der bestimmt noch weiter ausgearbeitet werden kann und auch muss, aber auf Basis Ihres Alleinstellungsmerkmals „konsequent saisonal/regional/traditionell“ lässt sich schon jetzt eine ganze Menge ableiten und greifbar machen.
Und genau darum geht es: selber denken! Wo gibt es Konkurrenz? Wie bekomme ich die Leute in meinen Laden? Liefern die Bauern frei Haus? Kenne ich schon welche? Wer kann so kochen, wie Oma es tat? Wie kalkuliere ich das Ganze? Vegetarisch/nicht vegetarisch: kein Problem, aber vegan? Das hätte die Oma nie gemacht oder hinbekommen. Bio oder konventionell? Wie lange hält der Trend noch an? Was ist mit Getränken? Was mache ich im Winter? Jeden Tag nur Rüben, Kohl, Zwiebeln, Speck, Äpfel und Kartoffeln? Gibt es nur am Sonntag einen Braten?
Das hat dann so seine Vorteile
Tauchen Sie so tief wie möglich in Ihre Idee ein und stellen Sie sich die richtigen, kritischen Fragen! Wenn Sie Ihr Konzept so weit durchdacht haben, dann ist es plötzlich nicht nur eine gute Idee, sondern bekommt Hand und Fuß und das hat ein paar ganz schöne Vorteile:
• Das Geschäftsmodell funktioniert im Idealfall nur mit Ihnen.
• Sie machen die Preise.
• Sie entscheiden vollkommen allein über Speisen, Produkte, Service und Ambiente.
• Es gibt keine Vorgaben bei der Lieferanten- oder Partnerwahl.
• Sie machen sich einen Namen, Sie sind der Boss, Sie schaffen Ihre eigene Marke.